Bei der Rallye Spanien wird Michelin nach seinen 250. Sieg feiern
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WRC Rallye-WM 2012 in Spanien: Das perfekte Testfeld für Innovationen von Michelin

(Speed Magazin) Bei der Rallye Spanien wird Michelin an diesem Wochenende aller Voraussicht nach seinen 250. Sieg seit Beginn der Rallye-Weltmeisterschaft 1973 feiern. In diesen vier Jahrzehnten hat die französische Premium-Marke nicht nur mit grossen Erfolgen, sondern auch mit zahllosen technologischen Neuerungen Aufsehen erregt.

1973
Die ersten Rallye-Slicks mit Radial-Technologie
Im WM-Gründungsjahr 1973 brachte Michelin als erster Reifenhersteller überhaupt die moderne Radial-Technologie in den Motorsport. Die damals landläufig als „Gürtelreifen“ bezeichneten Pneus waren den veralteten Diagonalreifen in puncto Richtungsstabilität, Einlenkverhalten und Robustheit klar überlegen. Im Rallyesport ermöglichte der neue Radial-Slick eine erheblich grössere Kontaktfläche zwischen Lauffläche und Fahrbahn – was dem Grip und der Traktion zugute kam. Alpine-Renault gewann mit diesen Reifen vier der 13 WM-Läufe und wurde 1973 erster Marken-Weltmeister der Rallye-Geschichte. 1977 debütierte Michelin in der Formel 1 und löste mit seinen Radial-Rennreifen auch dort eine

Michelin mit grossen Erfolgen in diesen vier Jahrzehnten
Michelin mit grossen Erfolgen in diesen vier Jahrzehnten
© Michelin
technologische Zeitenwende aus. 1978 holte die Marke mit dieser Reifenbauart ihren ersten Le Mans-Sieg der Neuzeit, 1983 brach auch in der Motorrad-Weltmeisterschaft (heute MotoGP) das Radial-Zeitalter an.

1987
Michelin präsentiert zur Akropolis-Rallye das „unplattbare“ Mousse-System ATS
Passend zum traditionellen Reifenkiller Nummer eins, der Akropolis-Rallye, stellte Michelin seinen Partnerteams 1987 eine unschätzbar wichtige Neuerung zur Verfügung: pannensichere Reifen mit ATS-Technologie (für Appui Temporaire Souple, zu Deutsch: flexible temporäre Unterstützung). Eine spezielle Mousse – eine Art selbst expandierender Schaumstoff – zwischen Reifen und Felge ermöglichte das Weiterfahren auch im Falle eines Druckverlustes. Als erste kamen die Werks-Renault 11 in den Genuss dieses Run-Flat-Reifens. Den wohl eindrucksvollsten Beweis der Überlegenheit dieser neuen Reifengeneration lieferte Didier Auriol bei der Rallye Griechenland 1989: Obwohl er auf einer Wertungsprüfung von gleich vier Reifenschäden an allen vier Rädern heimgesucht wurde, brachte er seinen Toyota Celica Turbo 4WD ohne Radwechsel ins Ziel. Die Entwicklung des ATS-Formschaums war ein langer und schwieriger Prozess – speziell für so gnadenlos harte Rallyes wie die „Safari“. 2001 erntete Michelin den verdienten Lohn: Tommi Mäkinen gewann den kenianischen Klassiker mit ATS-bestückten Reifen von Michelin. 2002 musste in allen 14 WM-Läufen nur ein einziges Mal ein Michelin Pilot anhalten, um ein Rad zu wechseln! Die innovative ATS-Technologie wurde auf dem Pariser Autosalon 1988 mit der Technological Innovation Trophy ausgezeichnet.

1995
„Geprägte“ Trockenreifen für die Rallye Monte Carlo
1995 verbot die FIA die bis dato bei Asphaltläufen verwendeten völlig profillosen Slickreifen. Bei der Rallye Monte Carlo präsentierte Michelin daher Asphaltreifen, die bereits in der Vulkanisierform präzise das vom Reglement geforderte Mindest-Negativprofil von 17 Prozent erhalten hatten. Das zeitraubende Nachschneiden der Profilrillen konnten sich die Reifentechniker sparen.

1998
Neue Asphaltreifen-GenerationFort Potentiel(FP) in San Remo
Der neue Asphalt-Trockenreifen, den Michelin zur italienischen WM-Runde 1998 vorstellte, nannte sich FP. Und Fort Potentiel – starkes Potenzial – hatte dieser Pneu ohne Zweifel. Er besass eine erheblich steifere Konstruktion als seine Vorgänger und erlaubte höhere Kurvengeschwindigkeiten, späteres und präziseres Bremsen sowie nochmals bessere Traktion – und damit letztlich auch höhere Topspeeds. Analog zu dieser neuen Konstruktion entwickelten die Chemiker von Michelin neue Laufflächenmischungen, die die Konzeptvorteile des FP noch verstärkten. Weil das Sportliche Reglement die Menge der Reifentypen und Mischungen immer mehr einschränkte, arbeitete Michelin daran, dass die einzelnen Laufflächenmischungen in einem grösseren Arbeitsfenster funktionierten.

1999
Die neuen Schneereifen GA und GE zeigen in Schweden die Zähne
Als einzige echte Eis- und Schneerallye stellt die Rallye Schweden für Reifenhersteller seit jeher eine besonders grosse Herausforderung dar. Neuerung von Michelin zu den schwedischen Winterfestspielen 1999: Die 384 Spikes der Michelin Schneereifentypen GA und GE waren von Hand in die Profilblöcke eingeklebt – so blieben sie weitaus länger an ihrem Platz als beim bis dahin verwendeten Einstanzen und Einschrauben.

Für das Comeback 2011 entwickelte Michelin eine neue Palette von Reifen
Für das Comeback 2011 entwickelte Michelin eine neue Palette von Reifen
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2005
Bitte einen BTO – verstärkter Schotterreifen debütiert in Neuseeland
Für Schotter-Rallyes arbeiteten die Ingenieure und Entwickler bei Michelin grundsätzlich in dieselbe Richtung wie beim FP-Asphaltreifen. Das Resultat war die in Neuseeland erstmals eingesetzte BTO-Palette. Der neue Schotterpneu verfügte über eine härtere Karkasse, übertrug um 20 Prozent höhere Seitenführungskräfte und ermöglichte eine nochmals gesteigerte Bremsleistung. In der Saison 2005 gewann Sébastien Loeb mit diesem neuen Pneu mehrere Schotter-Rallyes.
Nach dieser Saison beendete Michelin nach 38 Weltmeistertiteln vorläufig seine Aktivitäten in der Topliga und übergab das Zepter an die Konzernmarke BF Goodrich.

2011
Eine neue Reifengeneration für die Rückkehr in die Rallye-Weltmeisterschaft
Für das Comeback in der Königsklasse des Rallyesports 2011 entwickelte Michelin eine komplett neue Palette von Reifen, die exakt auf das restriktive Reglement abgestimmt wurden. Denn der Weltverband FIA erlaubte fortan pro Saison nur noch jeweils einen Asphalt- und einen Schotterreifen-Typ, jeweils in maximal zwei unterschiedlichen Laufflächenmischungen. Für Schweden wurde zudem ein spezieller Schnee- und Eis-Reifentyp zugelassen. Heute besteht das WM-Aufgebot von Michelin für diese drei Fahrbahnoberflächen aus dem Asphalt-Spezialisten Michelin Pilot Sport, dem Schotterpneu Michelin Latitude Cross und dem schmalen Spike-Reifen Michelin X-Ice North.

2013 …
Dass Michelin diese Erfolgs- und Innovationsgeschichte fortsetzt, steht jetzt bereits fest – mit welchen Ideen und Technologien dies erfolgt, verraten die Weltmeistermacher aus Clermont-Ferrand indes noch nicht …

Michelin / J.M