Mentale Vorbereitung, Konzentration und Reflexe
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WRC Rallye de France 2012: Mentale Vorbereitung, Konzentration und Reflexe

(Speed Magazin) Jari-Matti Latvala hat im Formel-Rennwagen an seinem Asphalt-Fahrstil gefeilt. Seine Rivalen Mads Östberg, Thierry Neuville und Mikko Hirvonen hingegen stärkten ihre mentalen und körperlichen Fähigkeiten.

Bereits seit drei Jahren arbeitet der norwegische Ford-Privatfahrer Mads Östberg mit einem Mentaltrainer, um für jeden Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft auch „im Kopf“ voll auf der Höhe zu sein. „Er heisst Raymond und sprach mich damals auf eine mögliche Zusammenarbeit an. Er betreut eine Reihe norwegischer Top-Sportlerinnen und -Sportler, darunter Leichtathleten und Skifahrer. Aber übers Rallyefahren wusste er nichts“, schmunzelt Mads.

„Mit Psychoanalyse hat unsere Arbeit nichts zu tun. Raymond hilft mir, meine Schwächen zu erkennen, zu verstehen und zu besiegen. Wir sitzen zwischen den WM-Läufen meist zwei Mal pro Woche zusammen, während einer Rallye sprechen wir täglich miteinander. Wir setzen uns Ziele, die ich erreichen möchte und sprechen über mögliche Schwierigkeiten, auf die ich dabei treffen könnte. Und natürlich auch über die schönen Seiten, wenn es klappen würde. Mir hilft diese Arbeit definitiv weiter. Sie hat meine Herangehensweise an eine Rallye verändert, meine Konzentrationsfähigkeit verbessert und mein Selbstvertrauen gesteigert.“

Im Gegensatz hierzu besuchten Mikko Hirvonen und Thiery Neuville Ende September einen zweitägigen Fitness-Kurs in Toulouse. „Zusätzlich zum üblichen Ausdauer-Training haben wir dabei ganz spezielle Konzentrations-Übungen ins Programm aufgenommen, die auf Licht- und Musikreizen basieren“, erläutert der Finne. „Ziel war es, unsere Reaktionsschnelligkeit in unterschiedlichen Situationen zu testen und zu verbessern. Erfreulicherweise darf ich anmerken, dass ich dabei ganz gut abgeschnitten habe. Der Aufwand hat sich wirklich gelohnt.“

Geleitet wurde das Seminar von Philippe Estoup, einst Chiropraktiker im Dienst von Peugeot Sport, und seinem Counterpart bei Citroën, Marc Germain. „Wir wollten erreichen, dass die Fahrer die Strasse vor ihnen ,fühlen‘ können statt nur sehen. Dafür mussten wir alle ihre sensiblen Sinne schulen, so auch das Gehör“, erläutert Germain. „Eine der Übungen war zum Beispiel, sich Bälle zuzuwerfen, die jeweils einmal auf dem Boden aufprallen – und diese auch mit geschlossenen Augen allein anhand des Aufprallgeräusches zu fangen. Oder Rückwärtsrudern mit einem Boot auf einem Fluss mit verbundenen Augen … Auf diese Weise können wir die nicht visuelle Wahrnehmung verbessern und helfen, Automatismen anstelle von Reflexen zu entwickeln. Dies ist ganz wichtig, denn beides unterscheidet sich deutlich voneinander: Automatismen lassen mir die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Alternativen auszuwählen …“

Michelin / J.M