Einziger Werkseinsatz für Kundensport-Fahrzeug auf Basis des Polo GTI
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WRC: Beginn einer neuen Ära - Polo GTI R5 vor WM-Premiere in Spanien

(Speed-Magazin.de) Nach rund zwei Jahren Entwicklungsarbeit und mehr als 10.000 Test-Kilometern ist es soweit: Bei der Rallye Spanien (25. bis 28. Oktober) erlebt der Polo GTI R5 seine Wettbewerbspremiere in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC). Pilotiert werden die zwei rund 200 kW (272 PS) starken Polo GTI R5 vom norwegischen Duo Petter Solberg/Veronica Engan (Startnummer 49) sowie den Franzosen Eric Camilli/Benjamin Veillas (Startnummer 47). Die Mannschaft von Volkswagen Motorsport, die von 2013 bis 2016 in der Rallye-WM vier Mal alle Titel in der höchsten Klasse gewann, absolviert in Spanien den einzigen Werkseinsatz mit dem neuen Kundensport-Fahrzeug. 

„Zwei Jahre nach den letzten WM-Titeln durch Volkswagen freuen wir uns alle auf die Rallye Spanien, auch wenn es für unser Team nur ein einmaliges Comeback ist und der Polo GTI R5 zukünftig von Kundenteams eingesetzt wird“, betont Volkswagen Motorsport-Direktor Sven Smeets. „Die Kategorie WRC 2 ist mit 21 Teilnehmern zahlenmäßig und auch qualitativ sehr stark besetzt – umso größer ist der Ansporn für uns, ein gutes Ergebnis zu erzielen.“

Solberg und Camilli fahren konzeptbedingt nicht um den Gesamtsieg, da der neue Polo GTI nach dem R5-Reglement vorbereitet wurde. Die Fahrzeuge dieser Klasse haben rund 100 PS weniger als World Rally Cars. Sie richten sich an Kundenteams und Privatfahrer, ihre Technik ist zudem deutlich seriennäher und preiswerter.

Einzigartiger Mix aus Schotter- und Asphaltprüfungen

Insgesamt stehen bei der Rallye Spanien 18 Wertungsprüfungen mit einer Gesamtlänge von 331,58 Kilometern auf dem Programm. Einzigartig innerhalb der Weltmeisterschaft ist dabei die Kombination aus Schotter und Asphalt. „Dies ist auch ein Grund, warum wir die Rallye Spanien für die Wettbewerbspremiere des Polo GTI R5 ausgewählt haben“, erklärt Gerard-Jan de Jongh, Technischer Projektleiter für den Polo GTI R5 und früher Renningenieur von Rallye-Weltmeister Sébastien Ogier.

Der zwölfte Lauf zur WRC 2018 startet am Donnerstag mit einer spektakulären Wertungsprüfung mitten in Barcelona am Montjuic. Die erste Etappe am Freitag führt über teilweise sehr harte und staubige Schotterpisten, während die Prüfungen am Samstag und Sonntag auf den kurvenreichen und glatten Asphaltstraßen in den Bergen südlich von Salou ausgetragen werden. Besondere Herausforderung für die Mechaniker: Nach dem Schotter-Tag wird das komplette Auto in einem 75-minütigen Abend-Service auf das Asphalt-Setup umgebaut. „Wir wechseln unter anderem Fahrwerk, Bremsen und Getriebe“, erläutert de Jongh die komplexe Aufgabenstellung für die Mechaniker.

Das Comeback: Ex-Weltmeister Petter Solberg ist zurück

Es dürfte das Comeback des Jahres im Motorsport sein! Der 43-jährige Norweger Solberg gewann in seiner Karriere insgesamt 13 WM-Rallyes, wechselte 2013 mit dem eigenen Team zum Rallycross und wurde auch hier Weltmeister (2014 und 2015). Drei Titel in zwei unterschiedlichen Disziplinen unter dem Dach des Automobil-Weltverbandes FIA – ein im Motorsport einzigartiger Erfolg. Aktuell setzt Solbergs Team PSRX Volkswagen Schweden zwei Polo R Supercar in der WRX ein. In der aktuellen Saison gewann die Mannschaft wie schon 2017 die Team-Weltmeisterschaft.

„Spanien ist der Ort, wo ich 2012 meine letzte WRC Rallye gefahren bin“, erzählt ein emotionaler Solberg. „Es ist ein fantastisches Gefühl, jetzt zurückzukehren. Besonders mit diesem Auto und in diesem Team. Der Mix aus Schotter und Asphalt wird für mich eine große Herausforderung, schließlich bin ich seit sechs Jahren keine WM-Rallye mehr gefahren. Aber, so oder so, es wird ein großartiges Wochenende - mit alten Freunden aus der Rallye-Szene und leidenschaftlichen Fans an der Strecke.“

Solberg testete den Polo GTI R5 als einer von sieben Testfahrern erstmals Anfang des Jahres in Schweden auf Eis und Schnee, hatte damals aber das Comeback noch nicht im Visier. Der zweite Test erfolgte erst vergangene Woche in Spanien zusammen mit Teamkollege Eric Camilli.

Vom Test- zum Einsatzfahrer: Eric Camilli

Camilli gehörte wie Solberg zu den Testfahrern, die für Volkswagen Motorsport maßgeblich an der Entwicklung des Polo GTI R5 beteiligt waren – neben Raimund Baumschlager, Emil Lindholm, Dieter Depping, Pontus Tidemand und Ex-Weltmeister Marcus Grönholm. Der 31-jährige Franzose ist zudem einer der erfahrensten Piloten in der R5-Klasse. 2017 belegte er in der WRC 2 der Rallye-WM Gesamtrang zwei. Seit seinem Debüt in der Weltmeisterschaft 2014 startete Camilli bei 37 WM-Rallyes.

„In Spanien dabei zu sein, ist für mich eine große Ehre. Ich habe viele Testkilometer absolviert und freue mich riesig darauf, den Polo GTI R5 endlich bei einer Rallye fahren zu dürfen“, sagt Camilli. „Der erste Einsatz eines völlig neuen Autos ist immer etwas ganz Spezielles, bei dem man mit allem rechnen muss. Aber ich weiß, dass wir uns optimal vorbereitet haben, und ich denke, wir müssen uns vor den etablierten Mitbewerbern nicht verstecken.“

Die ersten 15 Polo GTI R5 sind bereits verkauft

Unmittelbar nach der Wettbewerbspremiere des Polo GTI R5 beginnt in Hannover der Aufbau der ersten 15 Kundenfahrzeuge – im Jahr 2019 folgen 30 bis 40 weitere. „Die ersten Polo GTI R5 werden nach der Rallye Spanien an Kunden übergeben“, sagt Smeets. „Es gibt wesentlich mehr Nachfrage, als wir bedienen können. Wir sind überwältigt von dem großen Interesse.“

Der Polo GTI R5 ist bildlich gesprochen „der große Bruder“ des Polo GTI1. Auch wenn die Straßenversion des Polo äußerlich zurückhaltender daherkommt als sein Rallye-Pendant, gibt es doch zahlreiche Parallelen. So zum Beispiel der Motor, der sowohl beim Serien-Polo als auch beim Polo GTI R5 vom Basismotor EA888 abstammt.

Volkswagen Motorsport / RB