17 Hochgeschwindigkeits-Wertungsprüfungen über insgesamt 234 Kilometer, gespickt mit zahlreichen Sprungkuppen
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Der Ford Fiesta WRC darf endlich wieder zum Schottertanz auf der Rallye-WM-Bühne bitten

Nahezu sechs Monate hat die Zwangspause angedauert, jetzt beginnen sich auch in der Rallye-Weltmeisterschaft die vier angetriebenen Räder endlich wieder zu drehen: Wenn am kommenden Wochenende das Team M-Sport Ford mit gleich drei Fiesta WRC bei der WM-Rallye Estland an den Start geht, dann kehrt für die weltbesten Schotterakrobaten ein stückweit die Normalität zurück. Obwohl vieles anders sein wird: Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf den Rallye-Sport aus. 

Sie hat zum Einen den WM-Kalender auf den Kopf gestellt. Klassiker wie die Rallye Finnland, die Rallye Deutschland oder die Wales-Rallye Großbritannien wurden abgesagt, neue Events rückten nach. So wie ab Freitagabend die Rallye Estland in der Heimat des aktuellen Champions Ott Tänak, die Rallye Türkei am letzten September-Wochenende oder auch die "Ypern" im Rallye-begeisterten Belgien, die im November ihr Debüt als WM-Lauf feiert. Auf der anderen Seite musste auch das Veranstaltungskonzept angepasst werden, um eine Weiterverbreitung des Virus zu verhindern. Alle Teams arbeiten im Service-Park strikt getrennt voneinander in Gruppen, nach einer Auftakt-Wertungsprüfung (WP) konzentriert sich das Rallye-Geschehen auf nur noch zwei Tage und die vorgesehene Gesamtdistanz der 17 WP sank von über 300 auf knapp 234 Kilometer. Dem wilden Quertreiben auf den Pisten rund um die pittoreske 100.000-Einwohner-Universitätsstadt Tartu, die sich 2024 als Kulturhauptstadt Europas präsentieren wird, dürfen nicht mehr als 16.000 Zuschauer beiwohnen - ein harter Schlag für die begeisterten Rallye-Fans aus dem nördlichsten der drei Baltenstaaten. Estland ist übrigens das 33. Land, in dem die Rallye-WM seit 1973 gastiert.

Der Charakter der Rallye Estland ähnelt sehr dem "Großen Preis von Finnland", wie der WM-Lauf im benachbarten Land der 1000 Seen scherzhaft auch genannt wird: Sehr schnelle Schotterpassagen führen durch dichte Waldgebiete und über anmutig modellierte Sprungkuppen, auf denen die rund 380 PS starken Turbo-Allradler von Esapekka Lappi/Janne Ferm, Teemu Suninen/Jarmo Lehtinen und Gus Greensmith/Elliott Edmondson immer wieder zu respektablen Flugeinlagen abheben. Viele Streckenabschnitte sind nicht einsehbar, was einem funktionierenden Aufschrieb - mit dem der Copilot seinen Fahrer über den weiteren Streckenverlauf informiert - nochmals größere Bedeutung verleiht. Zumal nur einige Teilnehmer, von Lokalmatadoren mal abgesehen, nennenswerte Erfahrungen mit dieser Veranstaltung vorweisen können. Anmerkung am Rande: 27 der insgesamt 59 genannten Rallye-Fahrzeuge stammen von Ford, darunter auch fünf der insgesamt 13 World Rally Cars.

"Großartig, dass es endlich wieder losgeht", zeigt sich M-Sport-Teamchef Richard Millener erleichtert. "Ich habe die Action so sehr vermisst, dass ich vergangene Woche bei unserer Veranstaltung ,M-Sport Return to Rally Stages' in Greystoke selbst ins Lenkrad gegriffen habe! Das hat viel Spaß gemacht, auch wenn mir dies wieder vor Augen geführt hat, auf welchem enrom hohem Niveau unsere Fahrer ihre Autos bewegen. Die Rallye Estland dient als Blaupause für künftige Rallye-WM-Läufe. Die Organisatoren haben einen fantastischen Job gemacht, um eine sichere und erfolgreiche Durchführung zu garantieren. Leider konnten wir im Vorfeld nicht so ausführlich testen wie andere Teams, dennoch fühlen sich unsere drei Fahrzeugbesatzungen gut vorbereitet."

Ford / DW