Lieb, Lietz, Dumas & Luhr als Drittplatzierte auf Podiumskurs
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24h-Rennen Nürburgring: Tragisches 24h-Finish für Manthey-Racing

(Speed Magazin) Nach fünf Gesamtsiegen in sechs Jahren erwischte Manthey-Racing bei der 40. Auflage des Langstreckenklassikers in der Eifel einen rabenschwarzen Tag, vom Erfolg des einzigen 911 GT3 Cup einmal abgesehen. Vor 235.000 Zuschauern waren Marc Lieb, Richard Lietz, Romain Dumas und Lucas Luhr im Wochenspiegel-GT3 R am Sonntagnachmittag als Drittplatzierte auf Podiumskurs.

Der schnellste Porsche 911 im Feld konnte die letzte Runde nicht beenden
Der schnellste Porsche 911 im Feld konnte die letzte Runde nicht beenden
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Dumas kämpfte gegen die Attacken eines hinter ihm fahrenden Mercedes SLS. Weil zum Ablauf der 24 Stunden wenige Sekunden fehlten und für eine weitere Rennrunde unter Vollgas nicht mehr genügend Benzin an Bord war, musste Dumas ab der Hohenrain-Schikane massiv Geschwindigkeit herausnehmen und den Mercedes SLS ziehen lassen. Zu allem Überfluss starb der Motor wegen eines Sensor-Problems ab, anschließend wurde der Wochenspiegel-GT3 R hinten von einem Teilnehmer getroffen. Dies bedeutete, dass der bis dahin schnellste Porsche 911 im Feld die letzte Runde nicht beenden konnte und somit aus der Wertung fiel.

Aus der dritten Startreihe ins Rennen gegangen, machte Startfahrer Lietz am Samstagnachmittag gleich Druck auf die Spitze des Feldes und konnte im Laufe seines Stints vier Plätze gegen stärkste GT3-Konkurrenz gutmachen! In der Folgezeit hielten seine Mitfahrer die Pace auf hohem Niveau, doch als in der Nacht in Teilbereichen der Strecke Regen einsetzte, erwischte es Luhr. Bei einem Ausrutscher wurde die Front des Wochenspiegel-GT3 R beschädigt und der anschließende Boxenstopp kostete wertvolle Minuten. Ein aufgesammelter Kevlar-Faden am Sonntag führte dann zu einer beschädigten Bremsleitung an der Hinterachse. Doch jedes Mal zeigte die Manthey-Boxencrew eine fabelhafte Leistung und die Zeitenjagd im GT3 R konnte weitergehen. Größtes Manko des Porsche-Renners waren jedoch über 24 Stunden die im Vergleich mit der direkten Konkurrenz aus Stuttgart und Ingolstadt längeren Tankzeiten. Immer wieder fiel das Quartett nach einem Stopp aus den Top 10 heraus, um sich im dann folgenden Stint wieder nach vorne zu arbeiten.

Nach dem großartigen Top-10-Erfolg im letzten Jahr ging die Fahrer-Mannschaft um und mit Georg Weiss sowie Michael Jacobs, Oliver Kainz und Jochen Krumbach im zweiten Wochenspiegel-Porsche hoch motiviert ins 24h-Rennen. Die Wiederholung des Vorjahreserfolgs und ein sogar noch besseres Abschneiden schien möglich. Dann jedoch stellte sich ein besonderes Drama ein: Als zweitbester Porsche des überaus starken Teilnehmerfeldes ins Jubiläumsrennen gestartet, spielte nach nur zwei Runden ein Motor-Sensor verrückt und produzierte Aussetzer am laufenden Band. Die Suche nach der Ursache war äußerst kompliziert. Nachdem viele Runden verstrichen bis die Ursache gefunden und behoben war, entschied man sich mit „blutendem Herz“ den Wagen im Teamzelt zu belassen, da eine aussichtsreiche Platzierung in weite Ferne gerückt war.

Startfahrer Lietz ist aus der dritten Startreihe ins Rennen gegangen
Startfahrer Lietz ist aus der dritten Startreihe ins Rennen gegangen
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Pech hatte ebenfalls die vierköpfige Fahrer-Crew mit Marco Holzer, Jörg Bergmeister, Patrick Long sowie Nick Tandy am Steuer. Von Rang 21 aus gestartet, arbeiteten sie sich im Moskovskaya-Nadelstreifen-GT3 R mit konstant guten Rundenzeiten und ohne technische Probleme bis auf Rang fünf nach vorne. Sie lagen schon in Schlagdistanz zu einem Podestplatz, als Nick Tandy beim Überrunden eines Seat auf der Grand-Prix-Strecke getroffen wurde. „Ich war bereits fast vorbei, als ich einen Schlag auf das linke Hinterrad erhielt und als Folge frontal in den Leitplanken einschlug“, sagte Tandy. Nach aufwendiger Reparatur wurde der zuvor stark beschädigte Elfer zwar noch mal auf die Strecke geschickt, musste aber kurze Zeit später aufgeben, weil die Motortemperatur als Folge eines beim Aufprall beschädigten Kühlers zu stark angestiegen war. „Das ist ein Jammer“, bilanzierte Holzer. „Mir hat das Rennen riesigen Spaß gemacht! Die Doppel-Stints in der Nacht waren brutal anstrengend, aber unser Auto war super. Aber rund um die Rennstrecke gab es wegen der vielen Unfälle mehr ‚Baustellen’, als auf einer normalen Autobahn.“ Keinen Hehl macht der junge Porsche-Werkspilot aus seiner Leidenschaft für die Nordschleife: „Diese Strecke ist einfach unglaublich! Eine Stunde hier kommt einem vor wie drei Stunden in Le Mans.“

Lichtblick unter den insgesamt vier von Manthey-Racing vorbereiteten Porsche war der 2012er 911 GT3 Cup von Frank Kräling, Marc Gindorf, Peter Scharmach und Marco Schelp! Die vier nordschleifenerfahrenen Freunde boten mit dem VitaSport-Porsche auch leistungsstärkeren Fahrzeugen Paroli – und wurden mit Gesamtrang 18 als auch dem dritten Platz auf dem Klassenpodium belohnt, obwohl bereits nach der ersten Rennrunde der dritte Gang funktionsunfähig war. „Ich bin total happy mit dem Resultat“, unterstrich Kräling noch vor der Siegerehrung. „Ein Platz in den Top 20 ist für ein neu gebildetes Fahrerquartett der Hammer!“ Auch Schelp bekam ein breites Grinsen nicht aus dem Gesicht: „Wer die Nordschleife kennt, weiß, wie schwer es gerade hier ist auf den dritten Gang verzichten zu müssen. Wir waren somit gezwungen ein ganz anderen Rhythmus zu fahren, unseren Fahrstil quasi umzukrempeln, um konkurrenzfähige Zeiten zu liefern. Ich habe unfreiwillig eine ganz neue ‚Ideallinie’ kennengelernt.“
„Natürlich bin ich enttäuscht das Gesamtpodium so knapp verpasst zu haben“, bilanzierte ein sichtlich mitgenommener Olaf Manthey

235.000 Zuschauer beim 24h Rennen
235.000 Zuschauer beim 24h Rennen
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kurz nach der Zieldurchfahrt. „Uns war klar, dass es dieses Mal unvergleichlich schwer wird, mit der Spitze mitzuhalten! Zum Schluss des Rennens schien aber das Glück doch noch auf unserer Seite zu landen, selbst wenn es nicht für einen Sieg gereicht hätte. Doch dieses Mal wäre ein dritter Platz von uns gefeiert worden, wie ein erster. Also, auf ein Neues in 2013!“

Weiter geht es fast ohne Pause für Manthey-Racing: Wenn vom 25. bis 27. Mai 2012 das Rennspektakel EURO RACE auf dem Nürburgring über die Bühne geht, ist die International GT Open das Zugpferd für alle Liebhaber schöner wie schneller GTSportwagen – mit dabei der gelbgrüne Porsche 911 GT3 RSR, wie ihn die Nürburgringfans kennen und lieben! „Auch wenn wir unverändert in VLN und beim 24h-Marathon in der Eifel präsent sind, so muss man als Teamchef die Augen offen halten für Neues“, erklärte Olaf Manthey das neue Engagement. „Wir haben die positive Entwicklung der GTO über die letzten Jahre verfolgt und fanden jetzt, dass es an der Zeit sei, zusammen mit Porsche den Einstieg zu wagen“. Keinen Hehl macht der 57jährige daraus, dass ihm zu oft „zu viele Rote“ auf dem Siegerpodest standen.

Manthey Motors / J Patric