24h Nürburgring 2015: Patrik Kaiser - Erwartungsvoll in Richtung Saisonhöhepunkt
(Speed-Magazin.de) Patrik Kaiser, Rennfahrer aus Leidenschaft, wird auch 2015 sein Talent beim härtesten Langstreckenrennen der Welt unter Beweis stellen: Er startet zwischenzeitlich zum vierten Mal beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring und der Nordschleife. Nach enttäuschenden Ergebnissen der letzten beiden Rennen will Kaiser heuer nicht nur das Ziel erreichen, sondern auch den Blick aufs Podest richten.Fragt man Patrik Kaiser, warum er sich den Strapazen des 24h-Rennens auf dem Nürburgring und der Nordschleife stellt, entgegnet er lächelnd: „Weil es für jeden Rennfahrer das Größte ist – hier zu starten und nach 24h das Ziel zu erreichen. Weil die Atmosphäre einzigartig ist. Weil die Nähe zu den Fans nirgends intensiver ist. Weil es die schönste Rennstrecke der Welt ist.“ Kaiser ergänzt, dass sich die Liste der guten Gründe, sich der Herausforderung 24h-Rennen zu stellen, schier endlos sei.
Bereits zum dritten Mal startet der Liechtensteiner beim härtesten und anspruchsvollsten Rennen. Sein Debüt feierte er 2012 auf einem Audi TTRS – wegen technischer Probleme schied der Wagen in den frühen Morgenstunden in Führung liegend aus. Mit einem Ferrari ging er ein Jahr später ins Rennen: Sowohl die Fahrerbesatzung als auch das Auto hatten Potential, im Gesamtfeld weit vorne zu landen. Doch auch hier schlug der Defektteufel erbarmungslos zu und warf das Team nur wenige Stunden vor der Zieldurchfahrt aus dem Rennen. Im Jahr darauf musste Kaiser aussetzen – beruflich war er derart eingespannt, dass er sich nicht vorbereiten konnte. „In diesem Jahr“, so Kaiser, „will ich nicht nur endlich das Ziel sehen, sondern sowohl in der Klassen- als auch in der Gesamtwertung weit vorne liegen. Dazu habe ich mir ein Team ausgesucht, das ich schon seit geraumer Zeit kenne: Mit Getspeed bin ich schon bei Porsche Clubsport-Rennen gestartet.“ Die Autos seien zuverlässig, das Team routiniert und eingespielt und die Organisation perfekt. Damit hat Kaiser den ersten Grundstein zum Erfolg gelegt.
Rahmenbedingungen sind entscheidend
Patrik Kaiser hat sich in dieser Saison gewissenhaft vorbereitet. Neben Gewichtsoptimierung hat er viel für seine Fitness getan: Ausdauersport sowie Reflextraining bei einer Kampfsportschule haben Körper und Geist auf die Strapazen vorbereitet. „Ich fühle mich körperlich so fit wie lange nicht mehr. Auch bin ich im Kopf für das Rennen bereit, was elementar ist beim Rennsport und insbesondere auf der Nordschleife beim 24h-Rennen.“ Wer sich ins Getümmel mit bis zu 200 Autos stürzt, muss jederzeit hellwach, mental stark sein. „Wer sich hinterm Lenkrad Emotionen erlaubt, wird langsam und macht Fehler. Gerade letzteres verzeiht die Nordschleife nicht.“ Auch auf das Auto hat sich Kaiser „eingeschossen“: Er hat auf dem Porsche GT3 Cup des Team Getspeed ein 4h-Rennen zur Langstreckenmeisterschaft Nürburgring (VLN) fast alleine hinter sich gebracht und überdies ein Coaching bei einem Profi genossen. „Ich muss den Wagen in- und auswendig kennen, ich muss wissen, wie er unter extremen Situationen reagiert, um nicht unliebsam überrascht zu werden.“
Entscheidenden Einfluss auf die Vergabe von Pokalen hat das Eifelwetter. Selbst wenn in ganz Deutschland die Sonne scheint, kann die Eifel mit Dauerregen und geringen Temperaturen aufwarten. Aber auch das Gegenteil ist durchaus möglich. „Das 24h-Rennen ist schon mehrfach wegen schlechten Wetters für einige Stunden unterbrochen worden. So setzte die Rennleitung 2013 das Rennen für gut acht Stunden aus – während dieser Zeit regnete es derart stark, dass an ein Rennen nicht zu denken war“, so Kaiser aus Erfahrung.
Nicht zu unterschätzen ist die Konkurrenz. Bei diesem prestigeträchtigen Rennen will jeder glänzen, jeder gibt sein Bestes. Das verspricht für die Zuschauer ein spannendes Rennen mit vielen Zweikämpfen. „Auch wir Rennfahrer lieben den Kampf mit offenem Visier. In der Regel gehen die Fights fair und anständig über die Bühne. Manchmal wird jedoch versucht, den Gegner jenseits der physikalischen Grenzen nieder zu ringen. Das geht dann meist schief – insbesondere auf der Nordschleife“, erklärt Kaiser, der schon etliche Rennen auf dem Traditionskurs hinter sich brachte.
Das Ziel erreichen mit gleichzeitig guter Platzierung – das hat sich Kaiser für das Wochenende vom 14. bis 17. Mai vorgenommen.
Uwe Meuren / MB