Der Opel Blitz-Abschleppwagen mit dem Firmenlogo seines früheren Auftraggebers
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Rares ganz nah – Ein "Blitz" für den "PS.Speicher"

(Speed-Magazin.de) Manchmal liegt das Glück direkt vor der Türe. In der südniedersächsischen „Bier- und Fachwerkstadt“ Einbeck kam vor kurzem ein Juwel der automobilen Stadthistorie zum Vorschein. Nach mehr als 30 Jahren Winterschlaf erblickt der Opel Blitz-Abschleppwagen von 1955 zum zweiten Mal das Licht der Welt. Rechtzeitig zur Eröffnung der Oldtimer-Saison 2017 wird der gelbe Wagen ab dem 1. April im PS-Depot „LKW + Bus“ des Einbecker "PS.Speichers" zu sehen sein.

In der Nachkriegszeit trugen Nutzfahrzeuge wie die übrig gebliebenen und schon wieder neu produzierten Opel Blitz dazu bei, die junge Bundesrepublik von ihren Trümmern zu befreien und wirtschaftlichen Aufschwung zu stiften. Der erste Nachkriegs-Bltz gilt daher, wie der Volkswagen Typ 2 „Bulli“, als eines der Symbole des deutschen Wirtschaftswunders.

Der Opel Blitz-Abschlepper wird selbst abgeschleppt
Der Opel Blitz-Abschlepper wird selbst abgeschleppt
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Erstmals zugelassen wurde der „Blitz“ am 21. Februar 1956 als Kohlewagen in Kassel. Für 1200 Deutsche Mark kaufte ihn am 1. September 1962 die Firma Albert Büchner KG in Einbeck und baute den Kohlewagen zu einem Abschleppwagen um. Über 24 Jahre schleppte er fortan für das Autohaus Büchner liegengebliebene Pannenfahrzeuge in der Region Einbeck ab, bis der Einbecker Herbert Röhricht vor mehr als 30 Jahren zum vorerst letzten Mal den Schlüssel vom Zündschloss des Opel Blitz abzog.

Das Autohaus Büchner ging aus der „Central Garage“, einer der ältesten Autowerkstätten Einbecks, hervor. An seiner Stelle befindet sich heute die Parkgarage von Herbert Röhricht mit innenstadtnahen Parkplätzen für Dauerparker. Kurz nachdem Karl-Heinz Rehkopf, Oldtimer-Sammler und der Stifter des "PS.Speicher", für Einbeck die Lkw-Sammlung aus Sittensen gerettet hatte. vertraute ihm Herbert Röhricht sein Geheimnis an: „Ich habe da wohl auch noch einen alten Abschleppwagen...“. Mit diesem Satz küsste Röhricht den Opel-Klassiker nach mehr als 30 Jahren aus seinem Dornröschenschlaf. Der Kleintransporter stand weniger als 100 Meter vom historischen Marktplatz entfernt vergessen in einer Hinterhof-Halle.

Die Central-Garage in Einbeck eröffnete in den 1920er-Jahren
Die Central-Garage in Einbeck eröffnete in den 1920er-Jahren
© P.S. Speicher
Per Handschlage besiegelte Herbert Röhricht die Zustiftung seines historischen Opel zu der Kulturstiftung Kornhaus, der Stiftung des PS-Speichers. „Ich musste nicht lange darüber nachdenken“, sagt Herbert Röhricht. „Mit dem Opel Blitz ist ein wichtiges Stück Automobilgeschichte in Einbeck verbunden. Ich freue mich, auf diese Weise dazu beitragen zu können, dass er den nachfolgenden Generationen von ihr erzählen kann, den PS-Speicher bereichert und meiner Heimatstadt erhalten bleibt“, so Herbert Röhricht weiter. Stephan Richter, Assistent von Karl-Heinz Rehkopf, zeigt sich daraufhin doppelt dankbar: „Wir bedanken uns zum einen dafür, dass das Fahrzeug drei Jahrzehnte lang sicher verwahrt wurde. Zum anderen, dass es nun die Sammlung der Kulturstiftung Kornhaus als Zustiftung ergänzt. Das ist ein großartiges Signal für den PS.Speicher.“

Ehrenamtliche Mitarbeiter des PS-Depot „Lkw + Bus“ haben den unter einem gelben Abdecktuch versteckten Wirtschaftswunderwagen inzwischen geborgen. Mit schwerem Werkzeug, viel Muskelkraft und einem noch größeren Abschleppwagen holten sie ihn behutsam aus der Ecke der Halle. Jetzt steht der Klassiker im Otto-Hahn-Park, wo er am 1. April offiziell übergeben werden soll. Pünktlich zum Saisonstart des PS-Depot „LKW + Bus“ wird er, so alles gut geht, zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren wieder durch Einbeck rollen.

Mit seinen 3700 Umdrehungen in der Minute und einer Leistung von 46 kW / 62 PS kann der Klassiker dann beweisen, dass er trotz seiner 62 Jahre noch lange nicht zum alten Eisen gehört.

AMPNET / DW