MotoGP: Bezzecchi, di Giannantonio, Fernandez (Mitte) holte sich in Phillip Island seinen ersten MotoGP Sieg !
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MotoGP Grand Prix in Australien - Showdown der Superbiker in Jerez

(Hartmut Reuschel Re-Cap Superbike Jerez Finale und MotoGP Australien)  Im spanischen Jerez de la Frontera waren die Emotionen am Höhepunkt, während auf der anderen Seite der Erdkugel in Australien die Karten der MotoGP WM bereits ausgespielt waren. Noch sind die Würfel in der Superbike WM nicht gefallen, dafür hat Ducati Pilot Nicolo Bulega gesorgt. Hier die Details der Superbike WM in Jerez, sowie der MotoGP in Australien von Hartmut Reuschel

Die MopedGP vor der MotoGP Österreich am Red Bull Ring Spielberg

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MotoGP Grand Prix in Australien - Showdown der Superbiker in Jerez


Fahrern, Teammitgliedern und Zuschauern stand in Jerez ein hochemotionales Finale der diesjährigen Superbike Weltmeisterschaft bevor. Während auf der anderen Seite der Erdkugel in Phillip Island die MotoGP-Piloten im Grand Prix von Australien an den Start gingen, kam es in Spanien zwischen BMW-Mann Razgatlioglu und Ducati-Fahrer Bulega zum Showdown um den WM-Titel bei den Superbikes.

Dazu kam die Verabschiedung des erfolgreichsten Superbikers aller Zeiten – Jonathan Rea. Mit 6 WM-Titeln, 119 Siegen, 44 Pole Positionen und 102 schnellsten Runden bei insgesamt 427 Starts in der Superbike-WM hat er Rekorde aufgestellt die noch viele Jahre Bestand haben werden. Kleiner Wermutstropfen bei der Abschlussfeier für Rea – alle seine Titel holte der 38-jährige Nordire nur auf Kawasaki, doch seine Verabschiedung feiert er mit Yamaha, wo er seit 2024 fährt.

Einen kleinen Lichtblick gab es auch für die deutschen Superbikefans. Während BMW seit der Verpflichtung von Toprak Razgatlioglu sehr erfolgreich als Hersteller unterwegs ist, war der letzte deutsche Teilnehmer in der Serie Philipp Öttl im Jahr 2023. In Jerez war jetzt der deutsche Superbikemeister Lukas Tulovic mit einer Wild Card am Start. Da seine Ducati aus der deutschen Meisterschaft nicht dem Superbike Reglement entsprach, besorgte Teamchef Moser eine WM-taugliche Ducati V4 Panigale vom offiziellem Werksteam in Form einer Testmaschine.

Ducati Pilot Bulega hält Superbike WM weiter offen


Die Vorbereitungen für die WM-Party bei BMW waren am Samstag vor dem Start zu Lauf 1 abgeschlossen. Gewinnt Toprak Razgatlioglu das Rennen, hätte er seine dritte WM-Krone sicher, unabhängig vom Rennausgang am Sonntag. Doch bereits zu Rennbeginn wurde schnell klar, dass sich die Titelentscheidung auf den Sonntag verschieben wird.

Nicolo Bulega, der schon im Zeittraining eine halbe Sekunde schneller als Toprak war und sich damit die beste Startposition sichern konnte, übernahm sofort die Führung und baute sich einen Vorsprung vor den Verfolgern auf. Toprak brauchte 2 Runden, um am starken Andrea Iannone vorbeizukommen und Platz 2 zu übernehmen. Auf diesem Platz blieb der Türke dann auch sitzen, die Rundenzeiten von Bulega waren zu schnell, als hätte der WM-Führende nochmals aufschließen können. Der Zieleinlauf glich dann denen der vergangenen Rennen.

Sieger wurde Nicolo Bulega, vor dem Zweitplatzierten Razgatlioglu;  auf Platz Drei landete Bautista. Trotz des überlegenen Sieges war für Ducati klar, dass der WM-Gewinn in weiter Ferne für ihren Fahrer gerückt war. Würde am Sonntag im Ziel wieder Bulega vor Razgatlioglu gewinnen, wäre der BMW-Pilot zum dritten Mal in seiner Karriere Superbike Weltmeister, davon zweimal auf BMW.

 WSBK - Diese 3 standen bei der Superbike WM  in Jerez im Focus: Toprak Razgatlioglu, Jonathan Rea, Nicolo Bulega
© WSBK - Diese 3 standen bei der Superbike WM  in Jerez im Focus: Toprak Razgatlioglu, Jonathan Rea, Nicolo Bulega

 

Crash zwischen Razgatlioglu und Bulega

Pure Dramatik dann im Superpole Race. Wenige Kurven nach dem Start kam es zu einem Unfall zwischen den Yamaha Teamkollegen Gardner und Rea; wobei sich Johnny Rea bei seinem letzten Superpole Race seiner Karriere verletzte und ins Medical Center verbracht wurde. Wenige Sekunden später dann der nächste Crash, der so nicht vorstellbar war.

Die beiden besten Fahrer der Saison, Nicolo Bulega und Toprak Razgatlioglu, beide mit sehr respektvollem Umgang miteinander über die ganze Saison, gerieten in Kurve 10 aneinander, wobei der BMW Pilot zu Sturz kam und ausscheiden musste. Bulega bekam von der Rennleitung einen Long Lap Penalty aufgebrummt, der den Italiener aber nicht daran hindern konnte das Superpole Race zu gewinnen, um damit im letzten Lauf der Saison immer noch die Chance auf dem WM-Titel zu haben. Mit Bautista auf P2 und Iannone auf P3 standen auf dem Sprint Podest ausschließlich Ducati-Piloten.

 

Toprak Razgatlioglu sichert sich mit BMW den 3. WM-Titel


Bevor die Titelentscheidung fiel, gab es für Rekordchampion Johnny Rea eine traurige Mitteilung. Im geplant letzten Rennen seiner großartigen Karriere konnte Rea auf Grund der Sturzverletzungen im Sprintrennen nicht teilnehmen. Dafür kam es zum großen Finale zwischen Nicolo Bulega und Toprak Razgatlioglu.

Nach dem Vorfall im Sprintrennen war die Stimmung zwischen dem Team aufgeheizt, doch Toprak behielt die Nerven. In dem Wissen dass ihm bei einem Sieg von Bulega bereits Platz 13 zum Titelgewinn ausreichen würde, vermied „El Turco“ jedes unnötige Risiko und fuhr mit seiner M1000RR im Lauf der 27 Runden von Startplatz 10 bis auf Rang 3 vor.

 moto-foto - Der alte und neue Superbike Weltmeister Razgatlioglu grüßt in die Menge !
© moto-foto - Der alte und neue Superbike Weltmeister Razgatlioglu grüßt in die Menge !


So konnte sich der erfolgreichste Superbikepilot der letzten 3 Jahre hinter dem Ducati Duo Bulega (1.) und Bautista (2.) den letzten Platz auf dem Podium und seine 3. Superbike Weltmeisterschaft sichern. In all dem Trubel gab der deutsche Superbike Champion Lucas Tulovic einen soliden Einstand in die Weltmeisterschaft. Mit einer Testmaschine aus dem Ducati Werksteam, ausgerüstet mit Fahrwerksteilen und einer Elektronik, die er aus der deutschen Superbikeserie IDM nicht kennt, schlug sich der 25jährige achtbar. Mit den Plätzen 17 im ersten Rennen, und Platz16 im Sprint konnte er immerhin einige Stammpiloten der WM jeweils hinter sich lassen. In Rennen 2 war „Tulo“ etwas zu übermotiviert und kam in Runde 10 zu Sturz, den er glücklicherweise unverletzt überstand.

© M.Sonnick - Der deutsche Superbikemeister Lucas Tulovic war mit einer Wildcard in Jerez am Start

 

MotoGP Premierensieg für Raul Fernandez


Während also in Jerez der Superbike Weltmeister gefeiert wurde, gab es im fernen Australien im MotoGP Sprintrennen eine historisches Ergebnis. Das hatte zwar nicht die Tragweite einer WM-Entscheidung - die war ja bereits zu Gunsten von Marc Marquez in Motegi gefallen - liess aber doch aufhorchen.

Das kleinste Werksteam in der MotoGP - Aprilia Racing - konnte mit Werkspilot Marco Bezzecchi und Raul Fernandez vom Kundenteam Trackhouse MotoGP einen sauberen Doppelsieg vor KTM-Pilot Pedro Acosta feiern. Starker Vierter wurde Jack Miller, der zusammen mit Fabio Quartararo und Marco Bezzecchi aus Startreihe 1 ins Rennen ging. Das hochdekorierte Ducati Werksteam ging dagegen völlig unter und belegte die beiden letzten (!) Plätze.

© moto-foto / Starkes Wochenende für Jack Miller bei seinemMotoGP  Heim Grand Prix. Erste Startreihe und Platz 4 im Sprint.


Konnte man von Ducati - Testpilot Michele Pirro, der den verletzten Marc Marquez vertrat, nicht unbedingt mehr erwarten, zeigte Ex-Weltmeister Francesco Bagnaia wie bereits vor 2 Wochen in Indonesien eine desolate Leistung. Vorletzter, mit 32 Sekunden Rückstand auf den Sieger, sorgte für Kopfschütteln in der Ducatibox. Im Grand Prix Lauf wurde es auch nicht besser: Bagnaia schied 4 Runden vor Schluß durch Sturz aus, Michele Pirro landete auf dem 18. und damit letzten Platz.

Ganz vorne gab es mit Raul Fernandez einen neuen Grand Prix Sieger. Der Spanier holte sich, nachdem der führende Marco Bezzecchi durch einer Long Lap Penalty-Strafe die Führung abgeben musste, in einer souveränen Solofahrt seinen Premierensieg in der MotoGP und sorgte zusammen mit Bezzecchi, der es noch auf Platz 3 schaffte, für große Freude bei Aprilia. Dazwischen landete Fabio Di Giannantonio mit der Ducati aus dem Rennstall von Valentino Rossi auf Platz 2.

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Hartmut Reuschel

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