Nachlese von Horst Bernhardt: ADAC GT Masters Auftakt in Oschersleben
Im Vorfeld der Meisterschaft kochten die Emotionen im verbalen Streit zwischen DTM Boss Gerhard Berger und den ADAC GT Masters Verantwortlichen um Sport-Chef Herman Tomczyk hoch, da man von Seiten der DTM das GT Masters als Hobbyserie für den Bäcker- und Metzgermeister bezeichnete, die am Wochenende etwas Spaß haben wollten. Dies wurde dementsprechend dann von den Machern und den Teams des GT Masters entschieden verurteilt. So wurde Gerhard Berger von verschiedenen Teamchefs eingeladen, sich einmal den Ablauf vor Ort anzuschauen um sich ein Bild zu machen. Ob dies vom DTM Chef angenommen wird, war nicht in Erfahrung zu bringen.Der Eindruck, den ich am Wochenende bekommen habe, stellt sich dann doch etwas anders dar, als Gerhard Berger, wohl etwas überspitzt, das GT Masters dargestellt hat. Die GT Master Plattform präsentierte sich als hochprofessionelle Rennserie. Selbst in Corona-Zeiten sind die Starterzahlen mit fast 30 Autos mehr als zufriedenstellend. Auch in der GT Germany hat man mit 23 Autos ein quantitativ ordentliches Feld beisammen. In der TCR Serie kann man auch einen Zuwachs an Teams gegenüber dem Vorjahr verbuchen und über den Porsche Carrera Cup braucht man erst gar nicht diskutieren. Mit 27 Startern aus11 Nationen hat man den wohl attraktivsten Markenpokal im Programm. Mit der Formel4 kommt dann noch die einzige nationale Formelserie ab dem nächsten Rennen dazu. Wenn man sich das anschaut, kann man dem ADAC eigentlich nur Hochachtung entgegen bringen und ein dickes Lob aussprechen. „Gute Arbeit gemacht.“

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In wirtschaftlich , durch die Corona-Pandemie ausgelösten, sehr schwierigen Zeiten, volle Starterfelder zu präsentieren, ist beachtenswert. Über den Winter hat man neue Seriensponsoren für das GT Masters gewinnen können, was den Stellenwert der Plattform unterstreicht. Mit dem Titel „Internationale Deutsche GT Meisterschaft“ hat man das höchste Prädikat im Automobilsport erhalten, das der DMSB vergeben kann. Wenn man sich das alles vor Augen hält, Sollte das GT Masters gut gerüstet sein für die Zukunft. Auch der Presse-Service vor Ort funktionierte hoch professionell. Ergebnisse erhielt man spätestens 5 Minuten nach jeder Trainings-Session, bzw. Rennen per mail zugeschickt, da aus Hygiene-Gründen keine gedruckten Listen erstellt wurden. Das Geschehen auf der Strecke macht Lust auf mehr. Die Renn-Action war für Oschersleben-Verhältnisse wirklich gut. 17 bzw. 21 Autos innerhalb einer Sekunde in den Qualifyings bestätigen die hohe Leistungsdichte. Die bestplatzierten Autos aller Hersteller befanden sich innerhalb von 0,6 Sekunden. Auch hier zeigt sich, das man in Sachen BoP auf dem richtigen Weg ist. Die langjährige gute Zusammenarbeit mit der SRO zahlt sich hier aus.

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Mit meinen Ausführungen will ich die Anstrengungen von Gerhard Berger nicht schlechtreden. Mit dem Wechsel auf das GT 3 Reglement hat der ITR-Chef die DTM erst einmal vor dem Untergang gerettet. Nur, das Jahrzehnte lange Alleinstellungsmerkmal der DTM mit einem eigenen Fahrzeugkonzept, gibt es nicht mehr. Die DTM ist jetzt nicht mehr als eine weitere GT3-Rennserie ohne Prädikat einer Sportbehörde.

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Außer der DTM-Trrophy auf Basis von GT4-Autos, hat man keine weitere permanente Rahmenserie im Programm. Der Porsche Carrera Cup, jahrelang fester Bestandteil des DTM-Programms, wechselte 2017 zum GT Masters. Über die Gründe möchte ich nicht spekulieren. Die Formel3 EM ging ins Formel1 Rahmenprogramm. Es fehlten zwei tragende Säulen. Nun muss man abwarten, wie sich die DTM entwickelt, ob sich zwei GT3-Plattformen auf Dauer behaupten können. Nicht wenige Motorsport-Größen fordern daher, das man das Gespräch für die Zukunft suchen muss.
Horst Bernhardt