Porsche - Ein Traum wird wahr: von der virtuellen in die echte Welt
Jeff Giassi hat einen Traum Wirklichkeit werden lassen, den Gamer weltweit teilen. Im Alter von 24 Jahren hat der brasilianische SIM Racer den Sprung von der virtuellen in die reale Welt geschafft –alles am Lenkrad eines Porsche.
Schon mit vier Jahren sass Giassi auf dem Gokart, aber wie so viele ambitionierte Jungen merkte er bald, dass die finanzielle Latte für eine professionelle Rennfahrerkarriere zu hoch lag. Das SIM Racing bot dem bescheidenen, aber entschlossenen Jugendlichen die Möglichkeit, seine Fähigkeiten weiter auszubilden. „Als ich mit dem SIM Racing anfing, erkannte ich die Chance, damit das Rennfahren zu erlernen“, meint er. „Ich hatte schon eine Vorstellung davon, wie es ist, ausdauernd zu fahren, aber nicht, wie das mitten in einem Pulk funktioniert. Ausdauer zu zeigen, aber auch deine Position zu verteidigen, und anzugreifen, ohne dem Fahrer hinter dir eine Chance zu bieten – das alles habe ich durch Trial-and-Error im SIM Racing gelernt.“
Giassis erste SIM-Racing-Serie auf nationaler Ebene war der Porsche Esports Carrera Cup Brasil, ein heiss umkämpftes Rennen, bei dem fünf punktgleiche Fahrer die letzte Runde um die Meisterschaft erreichten. Giassi trug jedoch den Sieg davon und erhielt damit die Möglichkeit einige Testrunden in einem echten 911 GT3 Cup zu drehen. Die Leistung des Wagens war zwar gedrosselt und Giassis Fahrzeit begrenzt, aber ein paar beachtliche Runden offenbarten sein natürliches Gespür für Beschleunigung.
Umstieg vom virtuellen auf einen echten Rennwagen
Der Umstieg vom virtuellen auf einen echten Rennwagen war äusserst lehrreich für Giassi. Er war nicht nur von der Genauigkeit der virtuellen Simulation, sondern auch von den Unterschieden zum vollen Ausfahren eines 911 GT3 überrascht. „Beim echten Fahren kannst du weitaus aggressiver sein als bei SIM Races“, meint er. „Die Reifen halten mehr aus, sodass du später bremsen kannst, du kannst die Leistung besser einsetzen. Wenn der Wagen am Ausgang der Kurve anfängt auszubrechen, kannst du weiter aufs Gas gehen, weil er sich leichter abfangen lässt.“ Jedoch stellte Giassi auch fest, dass „die Balance zwischen Geschwindigkeit und Fehlerrisiko weitaus schwieriger zu finden ist“.
Einige Monate nach seinem Debüt auf der echten Rennpiste war Giassi wieder zurück in der Welt des SIM Racing und qualifizierte sich kurz darauf für den Porsche Tag Heuer Esports Supercup. In dieser hochkarätigen Serie sollte er es mit Stars vom Schlage eines Joshua Rogers und Sebastian Job zu tun bekommen. Aber noch bevor die Saison begann, bekam er einen Anruf von Porsche Brasil mit dem Angebot einer Partnerschaft und eines Wagens in der Firmenlackierung.
„Sie fragten, was ich von der Partnerschaft erwarten würde“, erzählt Giassi. „Ich sagte, mir wäre klar, dass das ziemlich viel verlangt wäre, aber wenn es einen ungenutzten Wagen in einer Runde im Carrera Cup gäbe, ob ich vielleicht zur Übung mitfahren könnte? Ich bat nicht einmal darum, am Rennen teilzunehmen.“
Porsche war einverstanden, und Giassi wurde eingeladen gemeinsam mit Porsche Junior Enzo Elias bei der Endrunde der Endurance-Serie des 2020 Porsche Cup Brasil in Interlagos mitzufahren. Das war eine Feuertaufe, bei der Giassi mit abgenutzten Reifen zu kämpfen hatte – ein Problem, das SIM Racern natürlich unbekannt ist – und mit zwei Sekunden Rückstand zur Spitze ins Ziel kam. Aber das junge Talent sollte sich am Ende doch noch durchsetzen. „Als es um die Qualifizierung ging, war das mein erstes Rennen mit einem neuen Satz Reifen. Ich gab einfach Gas und hoffte, dass es nicht zu schlecht ausgehen würde. Dann hörte ich im Funkgerät: ‚Jeff, du hast die Pole Position.‘ Das war ein tolles Gefühl. Als ich zu den Boxen zurückkam, standen alle da draußen und klatschten, und mir kamen die Tränen. Das hat mir wirklich viel bedeutet.“
Dominante Saison mit Enzo Elias
Obwohl er 2020 kein Rennen gewinnen konnte, wurde Giassi vom Team eingeladen, im folgenden Jahr zur Meisterschaft zurückzukehren und eine komplette Saison in der Endurance-Klasse mitzufahren. Wiederum mit Enzo Elias als Partner dominierten beide die Saison, wobei Giassi den Endurance-Titel und Elias den Gesamtsieg im Carrera Cup holen konnte. Das war ein unglaubliches Debüt und das engagierte und fokussierte Talent ist nun noch entschlossener, im echten Motorsport seinen Weg zu machen.
„Was ich im SIM Racing erreicht habe, will ich auch im wirklichen Leben schaffen“, meint Giassi. „Im Carrera Cup beginnen und dann im Supercup starten. Das ist der Weg, den ich jetzt gehen möchte. Als ich angefangen habe, hätte ich mir niemals träumen lassen, dass ich hier meine Geschichte erzählen würde. Ich bin gespannt auf die Zukunft.“