Die Formel 1 will einen nachhaltigen Treibstoff entwickeln
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Nachhaltiger Treibstoff für die Welt: Die Formel 1 will relevanter werden

Die Formel 1 will einen zu 100 Prozent nachhaltigen Treibstoff entwickeln, der auch im Straßenverkehr eingesetzt werden kann.

Istanbul (SID) - Die Formel 1 will einen zu 100 Prozent nachhaltigen Treibstoff entwickeln, der auch im Straßenverkehr eingesetzt werden kann. Zugleich tut die Rennserie kurzfristig wenig dafür, ihr Image in Umweltfragen zu verbessern.

Istanbul (SID) Sebastian Vettel hat sich längst den Ruf eines Formel-1-Kritikers erarbeitet - als aktiver Fahrer wohlgemerkt. Der viermalige Weltmeister musste und muss wegen angeblicher Heuchelei viel Kritik einstecken, doch eine Kernforderung des Heppenheimers, der Ruf nach mehr "Relevanz" für den Straßenverkehr, ist von der Rennserie offenbar erhört worden.

Die Formel 1 will bis zur Einführung kostengünstigerer und einfacherer Motoren spätestens im Jahr 2026 einen Kraftstoff entwickelt haben, der nicht nur zu 100 Prozent nachhaltig ist, sondern auch "in jedem Serienfahrzeug mit Verbrennungsmotor" eingesetzt werden kann. Diesen ambitionierten Plan kündigte die Serie zu Wochenbeginn an.

Die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu fossilem Benzin sollen mit diesem Treibstoff "um mindestens 65 Prozent" gesenkt werden. Möglich werden soll dies unter anderem durch die Bindung und Nutzung von CO2 oder den Einsatz von Non-Food-Biomasse (Algen, landwirtschaftliche Abfälle und nicht essbare Pflanzen) bei der Herstellung.

Die Verfahren, erklärte Pat Symonds, Technischer Direktor der Formel 1, seien allerdings noch "sehr, sehr experimentell", bislang befinde man sich im Frühstadium der Pilotphase. Dennoch: Sollte das Vorhaben - in Zusammenarbeit mit mehreren in der Formel 1 tätigen Ölkonzernen - gelingen, wäre dies ein Coup. Zumal die Königsklasse vorrechnet, dass im Jahr 2030 voraussichtlich immer noch mehr als 90 Prozent der Autos weltweit von einem Verbrennungsmotor angetrieben werden.

Im Hier und Jetzt bietet die Motorsport-Königsklasse aber trotz ihres ehrgeizigen Ziels, bis 2030 einen Netto-Null-Kohlenstoffausstoß zu erreichen, noch reichlich Angriffsfläche.

So sorgt vor allem der für 2022 geplante Kalender für Irritationen. Nie dagewesene 23 Rennen binnen acht Monaten in Europa, Asien, Australien sowie Nord- und Südamerika sind vorgesehen. Die Reiseroute sieht unter anderem im Frühjahr aufeinander folgend die Stationen Saudi-Arabien, Australien, China, USA und Spanien vor. Von Monaco geht es im Frühsommer über Aserbaidschan nach Kanada und von dort nach Großbritannien.

Das erscheint wenig nachhaltig, unter anderem Vettel hatte sich zuletzt für einen Kalender ausgesprochen, der stärker nach regionalen Gesichtspunkten geplant ist. So aber muss sich die Formel 1 einmal mehr den Vorwurf gefallen lassen, der Spur des Geldes zu folgen. Das geht auf Kosten der Umwelt und auch vieler Mitarbeiter des Grand-Prix-Zirkus, die mit Auf- und Abbau beschäftigt sind und im Gegensatz zu den Fahrern nicht mal kurz in die Heimat reisen können - was nebenbei zumeist mit dem Flugzeug geschieht.

"Das Ziel muss sein, unsere Saison nachhaltig zu gestalten, nicht nur für die Umwelt, sondern auch das Personal", sagte Vettel am Donnerstag am Rande des Großen Preises der Türkei (Sonntag, 14.00 Uhr MESZ/Sky): "Es sollte aber so sein, dass die Leute auch ein normales Leben haben, für ihre Familie da sein können. Wir müssen sehr behutsam sein."

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