Formel 1 WM Punkte: F1 Insider Lukas Gorys zum Ergebnis Silverstone - Dieser Unfall musste mal passieren!
Dieser Unfall musste mal passieren!Lag es daran dass mit Tom Cruise, Harrison Ford und Michael Douglas drei Hollywood-Superstars an der Strecke waren? Oder liegt es an dieser besonderen Luft von Silverstone? Die Formel1 hat heute bewiesen, dass sie lebt, dass sie atemberaubend sein kann, voller Drama, Action, Spannung, Emotionen und einer Story, die ebenfalls direkt aus Hollywood kommen könnte.
Der GP England begann mit dem typischen beinharten Duell Verstappen gegen Hamilton, dasdie Fans schon die ganze Saison in Atem hält. Polesitter Max Verstappen kam beim Start besser von der Linie weg, aber schon in der ersten Kurve musste der Holländer über die Curbsräubern, um sich gegen den attackierenden Hamilton zu verteidigen. Vor Luffield war Hamilton wieder fast vorbei, aber Verstappen verteidigte sich erneut am Limit. Und dann kamen die beiden in die Copse-Kurve. Copse, das ist eine der schnellsten Kurven der gesamten F1-Weltmeisterschaft. Hier muss man wissen, was man tut, denn egal wie stabil die Rennwagen sind, in Copse solltest Du keinen Unfall haben. Durch diese Kurve fliegen die F1-Wagen am Limit mit ca. 290 km/h. Hamilton startete den nächsten Angriff und zog vor Copseinnen gleichauf mit Verstappen. Und der Holländer –wie in beiden Situationen zuvor, zog nach rechts in die Kurve rein –im Vertrauen, dass Hamilton wie immer nachgeben würde. Dieses eine Mal blieb der siebenfache Weltmeister jedoch am Gas und gab nicht nach. Die beiden kollidierten und Verstappen flog mit irrem Tempo in die Reifenstapel. 51 G war die Stärke des Einschlags und der Holländer kletterte benommen und geschockt aus seinem völligzerstörten Red Bull.
Hamilton gab dem aufstrebenden Jungstar Verstappen heute eine Lektion
Diesen Unfall hätte es in dieser Saison schon ein paar Mal geben müssen. Und es war jedes Mal Lewis Hamilton, der die Kollision mit Verstappen vermieden hat, weil er zurücksteckte. In der ersten Schikane von Imola hätten die beiden schon kollidieren müssen, auch beim Start in Barcelona war es der junge Verstappen, der mit übergroßer Zuversicht in den Zweikampf mit Hamilton ging. „Max ist aus meiner Sicht der aggressivste Fahrer hier“ sagte Hamilton nach dem Rennen. „Wir müssen nun ausbalancieren, wie wir in Zukunft unsere Zweikämpfe bestreiten wollen, wieviel Platz wir uns lassen und dass wir uns respektieren.“
Das heißt übersetzt: der siebenfache Weltmeister gab dem aufstrebenden Jungstar Verstappen heute eine Lektion: ich werde nicht immer wieder nachgeben, nicht jedes Mal für uns beide die Situation klären. Typische Formel1-Psychologie. Und Lewis Hamilton gab es nach dem Rennen sogar zu: „Als ich so jung war wie Max, war ich auch sehr aggressiv, nicht so aggressiv wie Max, aber auch aggressiv. Heute habe ich mehr Erfahrung. Deshalb habe ich in den letzten Rennen nachgegeben und die Kollisionen vermieden.“
„Hier kämpfen zwei Piloten- die Ikone unseres Sports und der aufstrebende junge Löwe- mit den Messern zwischen den Zähnen um den WM-Titel 2021“ kommentierte Mercedes-Teamchef Toto Wolff nach dem Rennen die Situation, während Red Bull-Rennsportdirektor Dr. Helmut Marko sogar einen Bann für ein Rennen für Hamilton forderte.
Die Stewards bestraften Hamilton mit 10 Sekunden. Beim Restart übernahm Charles Leclerc die Führung und lange Zeit sah es so aus, als habe der Ferrari-Star alle Trümpfe in der Hand, um dieses Rennen zu gewinnen. Aber dann wäre es kein Hollywood-Thriller geworden.
10 Sekunden Strafe für Hamilton
Hamilton saß beim Boxenstopp seine 10 Sekundenstrafe ab und schien damit kein Siegerkandidat mehr zu sein. Aber die harten Reifen funktionierten bei Mercedes heute außergewöhnlich gut und Hamilton kam zurück ins Spiel. Der Brite überholte Lando Norris, Valtteri Bottas musste seinen Mercedes-Teamkollegen wie gewöhnlich vorbeilassen und die Mercedes-Strategen funkten in das Hamilton-Cockpit: Gib weiter alles, dann bist Du in der 49. Runde an Leclerc dran.
Nun zündeten die Silverstone-Fans den Turbo: Die Engländer brüllten ihren Nationalhelden nach vorne, wie sie es in den 80er Jahren mit Nigel Mansell gemacht hatten. Und in der 50. Runde wiederholte Hamilton das gleiche Überholmanöver an Charles Leclerc wie zu Beginn des Rennens an Verstappen. Dieses Mal zeigten beide Piloten, wie man zu zweit durch Copse fährt, ohne im Krankenhaus zu landen. Leclerc blieb zuerst vorne, dann verlor er für einen Moment den Ferrari am Kurvenausgang und Hamilton war vorbei.
Achter Heimsieg für Hamilton
Dieses Rennen –seinen achten Heimsieg- zu gewinnen, war Hollywood-würdig und Hamilton feierte mit den Fans, während Verstappen sich aus dem Krankenhaus meldete und Hamiltons Jubel als „respektlos“ bezeichnete. Nun dürfen sich alle Fans auf Budapest freuen. Bleibt Verstappen so aggressiv wie bisher, oder hat er gelernt? Sein Tweet aus dem Krankenhaus deutet nicht darauf hin.