Vettels Performance erinnerte an seine Dominanz in der F1 Saison 2011
© mspb / Lukas Gorys | Zoom

Formel 1 Suzuka Gorys Rückschau: Von der Lizenz zum Abschuss, dem Ende von Schumacher und Ferraris Panik bis zu Vettel

(Speed-Magazin / Lukas Gorys)  Im Gegensatz zu elf früheren Jahren hat das Formel 1 Rennen in Suzuka 2012 keine WM-Entscheidung gebracht. Aber der Grand Prix von Japan am vergangenen Wochenende hat eindrucksvoll gezeigt, dass sich das Kräfteverhältnis in der F1 zu Gunsten von Red Bull verändert. Sebastian Vettels Performance in Suzuka erinnerte an seine Dominanz in der Formel 1 Saison 2011. Und Fernando Alonsos Vorsprung ist in den vergangenen 14 Tagen wie Eiscreme in der Sonne von 40 auf 4 WM-Punkte geschmolzen. Nach Suzuka lagen bei Ferrari die Nerven blank. Alonso kritisierte erstmals sein Team vor den Mikrofonen, Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo beorderte Teamchef Stefano Domenicali zum Rapport nach Maranello – was eine zusätzliche Weltreise für den italienischen Teamchef in den drei Tagen zwischen dem GP Japan und dem Grand Prix Korea bedeutet...

Die wichtigste Frage nach dem Formel 1 Rennen in Suzuka lautete allgemein: wer hat eigentlich Romain Grosjean die Superlizenz gegeben? Der Schweizer Franzose hat durch seinen Crash mit Red Bull Pilot Mark Webber jetzt zum achten Mal

Rückstrittsrede von Schumi war für Haug und Brawn eine Überraschung
Rückstrittsrede von Schumi war für Haug und Brawn eine Überraschung
© mspb / Lukas Gorys
(!) in 14 F1 Rennen zugeschlagen: in Melbourne kollidierte er mit Pastor Maldonado, in Sepang schoss er Michael Schumacher ab, in Barcelona schlitzte er Sergio Pérez einen Hinterreifen auf, in Monaco drehte er sich beim Start wieder in Schumacher und räumte danach Kamui Kobayashi ab. In Silverstone berührte er in der ersten Runde di Resta (Force India), in Hockenheim war Bruno Senna an der Reihe. Der wohl schlimmste Fehler von Grosjean war in Spa, wo er mit Lewis Hamilton kollidierte, dann über Alonso, Pérez und Kobayashi flog und diese Fahrer quasi auf einen Schlag abräumte.

Danach sperrte die FIA Grosjean für das Formel 1 Rennen in Monza. Genutzt hat diese Massnahme wohl nichts, denn schon in Suzuka war der immer etwas albern grinsende Lotus-Fahrer erneut für einen Crash verantwortlich. Die Frage ist, wie lange sich die Formel 1 Grosjean noch leisten will und kann. Grosjean hat schon jetzt den WM-Stand erheblich verfälscht (durch Alonsos und Hamiltons Abschuss in Spa und durch die Kollision mit Webber in Suzuka) und speziell dem Sauber F1-Team einige Rennen zerstört. Normalerweise verschärfen sich in der allgemeinen Rechtssprechung die Strafen. Wer keine Einsicht zeigt und mit seinem Fehlverhalten einfach weitermacht, wird beim nächsten Mal härter bestraft. Insofern dürfte sich Grosjean nicht wundern, wenn er demnächst bis zum Saisonende gesperrt wird. Nachdem das auch in Suzuka nicht passierte, dürfte dafür noch ein weiterer grosser Crash benötigt werden. Doch Romain Grosjean wird den möglicherweise in Korea in der dritten Kurve nach der 1200 m langen Geraden frei Haus „liefern“...

Neben dem Rennen kannte die Formel 1 in Suzuka fast nur ein Gesprächsthema: das Ende von Michael Schumacher. Dabei ist es eigentlich klar, dass ein 43jähriger irgendwann mit der F1 aufhört. Trotzdem kam die Ankündigung am Ende etwas plötzlich, vor allem für Norbert Haug und Ross Brawn, die Schumacher erst fünf Minuten vor seiner Rücktrittsrede vor
Romain Grosjean verwechselt seine Superlizenz mit der Lizenz zum Abschuss..
Romain Grosjean verwechselt seine Superlizenz mit der Lizenz zum Abschuss..
© mspb / Lukas Gorys
versammelter Presse informierte. Ein Team, das einen siebenfachen Formel 1 Weltmeister überflüssig macht, indem es einen anderen F1 Fahrer verpflichtet, hat es wohl auch nicht besser verdient...

Nach dem Schumacher-Rücktritt ist das Transferkarussel erst richtig in Gang gekommen. Im Zentrum steht natürlich Sauber: wer wird Nachfolger des zu McLaren gewechselten Sergio Perez? Die Liste der Kandidaten ist lang: Nico Hülkenberg, Gutierrez, Adrian Sutil, Jaime Alguersuari. Nur der Name Kobayashi wird erstaunlicherweise selten genannt. In Suzuka hat „Koba“ Werbung in eigener Sache gemacht und endlich mal ein Rennen auf dem Podium beendet. Kamui war –für japanische Verhältnisse- ausser sich vor Freude. Als Vettel mit seiner Champagnerflasche mit Kobayashi anstossen wollte, verstand der Japaner die freundliche Geste zunächst überhaupt nicht, was wiederum Vettel amüsierte. Das richtige Verhalten auf dem Podium will halt gelernt sein. Das trifft auch auf Ferrari Pilot Felipe Massa zu, der in Suzuka zum ersten Mal seit zwei Jahren auf dem Treppchen stand und dort zunächst mal die Champagnerflasche umschmiss...

Die Frage bleibt, ob dieser zweite Platz Massas Sitz bei Ferrari für die Formel-1-Saison-2013 sichert. Man hört, dass Ferrari nur für 2013 einen Fahrer sucht, da man für 2014 schon jemanden verpflichtet hat. Ob dies tatsächlich Sebastian Vettel ist, wie einige gewöhnlich gut informierte Italiener behaupten? Schon 2011 in Abu Dhabi kam der Ferrari-Sohn Piero Lardi in der Startaufstellung zu Vettel und schmeichelte dem frisch gebackenen Formel 1 Weltmeister mit den Worten: „In Maranello warten alle Mitarbeiter von Ferrari schon ganz ungeduldig auf Dich.“ Aber warum sollte Vettel die Red Bull Familie überhaupt verlassen? Dazu gibt es derzeit keinen ersichtlichen Grund, vor allem da Ferrari mit Alonso einen der drei Topfahrer unter Vertrag hat.

Hat Felipe Massa sein Ferrari F1 Cockpit 2013 gefestigt?
Hat Felipe Massa sein Ferrari F1 Cockpit 2013 gefestigt?
© mspb / Lukas Gorys
Der Doppelschlag Japan-Korea führt dazu, dass der Formel 1 Tross neben langen Flugreisen auch das Bahnfahren kennenlernt. In Japan waren die ultraschnellen Shinkanzen-Züge das bevorzugte Transportmittel, um von Tokyo aus in die Region Mie und damit nach Suzuka zu kommen. In Südkorea geht es dann mit einem nicht ganz so schnellen Schnellzug von Seoul nach Mokpo. Auf den Bahnhöfen Japans und Koreas sieht man derzeit zahlreiche europäische Gesichter mit schweren Koffern und Taschen herumirren, die in der Mehrzahl mit der Formel 1 zu tun haben. Die Flüge von Nagoya nach Seoul sind am Montag und Dienstag in fester Hand der F1-Leute gewesen, die sich zum Check-In überwiegend am Business- und Senator-Goldcard-Schalter anstellten...

Auch die Züge nach Mokpo sind zur Zeit in der ersten Klasse häufig ausgebucht, in der zweiten Klasse dagegen ist es überwiegend leer. Typisch Formel 1 eben, zweite Klasse zählt einfach nicht, alle wollen ganz nach vorne. Dorthin, wo sich seit Suzuka wieder Sebastian Vettel befindet...

Lukas Gorys

Japan - Suzuka: News & Ergebnisse