Formel 1 Startaufstellung: Lukas Gorys zum verrückten Qualifying - Schleichfahrt im Highspeed-Tempel
Das hat man so auch noch nicht gesehen und doch ist es ganz typisch für die Formel1: Die Einführungsrunde zum letzten Angriff auf die Pole Position ging in Monza gehörig in die Hose! In der Formel1 gönnt niemand seinen Gegnern auch nur den geringsten Vorteil. Weil man in Monza auf den langen Geraden schneller ist, wenn man im Windschatten des Vordermanns fährt, lautete die Devise am Ende von Q3: nur keinem Gegner einen Windschatten geben! Und wie schafft man das? In dem man möglichst viel Abstand hält und die Konkurrenz für einmal freiwillig vorlässt.Die Teamstrategen gaben ihren Fahrern deshalb die Anweisung: „lass die anderen vorbei, damit Du keinen in deinem Windschatten hast!“ Und daran hielten sich Leclerc, Vettel, Bottas, Hamilton, Hülkenberg, Ricciardo und sogar Stroll, Albon und Sainz. Was in diesem Fall passiert, konnten die Fans zwei Minuten vor Schluss von Q3 sehen: möglichst spät fuhren die Piloten aus den Boxen und bummelten in Richtung erster Schikane. Ähnlich einem Sprintrennen im Radsport belauerten sich die Fahrer. Keiner wollte vorne sein und den anderen im Windschatten mitziehen. Hülkenberg fuhr sogar freiwillig in der Schikane in den Notausgang, um alle anderen vorbeizulassen. Als er zurück auf die Strecke kam, war er noch immer erster, weil die anderen komplett vom Gas gegangen waren!
Im Bahn-Radsport balancieren die Fahrer in Schlangenlinien kurz vor dem Umfallen auf der Bahn, bis einer die Nerven verliert und den
Spurt beginnt. Die F1-Piloten trödelten bis kurz vor der Parabolica im Bummeltempo. Dann realisierten die Teams, dass es knapp werden würde, rechtzeitig vor der Zielflagge die letzte und entscheidende schnelle Runde in Angriff zu nehmen und funkten in Panik „go“! Aber nur Carlos Sainz und Charles Leclerc schafften es, vor Ablauf der Zeit über die Ziellinie. Für die anderen war das Qualifying beendet! Da Leclerc vorher schon die Bestzeit gefahren hatte, nutzte er die normalerweise dramatische letzte Runde zum Winken ins Publikum, das die Farce der letzten Runde zuerst ungläubig verfolgte und dann über die Ferrari-Pole jubelte.
Vier Hundertstel war Leclerc schneller als Lewis Hamilton..
... der Teamkollege Bottas knapp in Schach halten konnte. Vettel auf Platz vier ist enttäuschend, hat aber eine Erklärung für den Rückstand: „Es war leider keiner vor mir, also fehlten mir mindestens drei Zehntel Sekunden!“ Die beiden Renault von Ricciardo und Hülkenberg folgen auf den Plätzen fünf und sechs und sehen hier in Monza sehr stark aus. Und Carlos Sainz, der einzige Fahrer, der eine letzte Quali-Runde absolvierte? Mehr als Platz sieben war für den Spanier am Ende nicht drin. Schade eigentlich. Man stelle sich vor, Sainz wäre in dieser Runde in die erste Reihe gefahren! „Da haben wir alle ziemlich dumm ausgeschaut“, war sich Mercedes-Teamchef Toto Wolff bewusst über die letzten Quali-Minuten.
Für den einzigen Crash im Qualifying sorgte Routinier Kimi Raikkoenen (der im Vorjahr auf der Pole stand!). Er flog mit dem Alfa Romeo in der Parabolica ins Kiesbett und verursachte eine Unterbrechung von Q3. Pech hatte Max Verstappen. Mit seinem neuen Honda-Motor (für dessen Wechsel er morgen aus der letzten Reihe starten muss) erlitt er in Q1 einen Defekt und schied direkt aus.
Die Roten sind beim Heimspiel auf der Pole
Es war das verrückteste Qualifying des Jahres mit einem Ferrari auf der Pole, was die Tifosi im Park von Monza natürlich glücklich macht und zu dem legendären und mythischen Highspeed-Tempel vor den Toren Mailands passt. Jetzt erwarten die emotionalen italienischen Fans hier morgen natürlich einen Ferrari-Sieg. Zumindest die Mercedes werden etwas dagegen haben...
Noch mehr News zum Thema Motorsport:
Formel 1 Wettanbieter: Vettel in Italien nur Außenseiter
Formel 1 Grosser Preis von Italien 2019: Mercedes Teamchef Toto Wolff über Monza
Auch interessant:
Formel E: Porsche mit dreifacher Titelchance beim Saisonfinale
Porsche verdoppelt das Modell-Angebot beim vollelektrischen Macan
FIA WEC Ergebnis 6h Interlagos: Doppel- Podium für Porsche 963, Sieg für 911 GT3 R in der GT-Klasse
Lukas Gorys
Italien - Monza: News & Ergebnisse | Bildergalerie