Formel 1: Lukas Gorys Insider Report aus Kanada - Schade um ein schönes Rennen
(Speed-Magazin.de) Es war heiß und sonnig in Montreal, die Zuschauer waren bester Laune, die Tribünen waren voll und es lag Spannung in der Luft. Bei Mercedes wurde bis kurz vor dem Start am Wagen von Lewis Hamilton gearbeitet – Hydraulik-Probleme. Als der Streckensprecher die Namen Charles Leclerc, Lewis Hamilton und Sebastian Vettel aufrief, brandete Jubel auf. Es war einer jener Sonntage, an dem es nichts schöneres gibt, als ein Formel1 Rennen life vor Ort zu erleben.Sebastian Vettel übernahm beim Start sofort die Führung und gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab. Lewis Hamilton folgte ihm zuerst mit Sicherheitsabstand, nach den Boxenstops verkürzte der Mercedes-Star den Abstand zu Vettel und es sah noch einem spannenden Duell um den Sieg aus. In der 47. Runde machte Vettel unter dem Druck von Hamilton in Führung liegend einen kleinen Fehler und rutschte in Kurve 3 von der Piste. Er hatte alle Hände voll zu tun, um den Wagen auf dem Gras wieder einzufangen, der Mauer auszuweichen und -zurück auf der Piste- eine Kollision mit Lewis Hamilton zu vermeiden. Hamilton musste kurz vom Gas um Vettel auszuweichen, der in Führung blieb und diese bis zum Ende des Rennens nicht abgab.
Also hat Sebastian Vettel diesen Grand Prix gewonnen?
Ist zum ersten Mal in diesem Jahr ein Ferrari-Pilot auf der obersten Stufe des Podiums? Nein, denn jedes Formel1 Rennen hat Stewards, die sich jede strittige Szene ganz genau anschauen und dann entscheiden, ob es sich um einen normalen Rennzwischenfall handelt oder um etwas anderes.
Und die Stewards Gerd Ennser, Mathieu Remmerie, Mike Kaerne sowie der Ex-F1-Rennfahrer Emannuele Pirro entschieden, dass Sebastian Vettel Lewis Hamilton bei dieser Aktion behindert habe, brummten ihm eine 5 Sekunden-Strafe auf und gaben ihm zudem noch 2 Strafpunkte!
Vettel tobte schon während des Rennens am Funk und war auch nach Rennende nicht zu beruhigen. Zuerst fuhr er seinen Ferrari nicht in den Parcferme, dann stürmte er beleidigt in die Ferrari-Hospitality und war nur mit Mühe dazu zu bewegen, an der Siegerehrung teilzunehmen. Im Parcferme vertauschte er noch die Schilder für die Plätze eins und zwei und stellte die P2 vor den siegreichen Mercedes von Hamilton.
Natürlich hatte Vettel alles Recht dazu, sauer auf die Entscheidung der Rennleitung zu sein
Ob man seinem Ärger derart theatralisch Luft macht, soll jeder für sich selbst bewerten. Aber: zuallererst sollte sich Vettel an die eigene Nase fassen. Schließlich war der Auslöser für die ganze Kontroverse sein Fehler, als er unter Druck von Hamilton seinen Bremspunkt verpasste und aufs Gras rutschte...
Im Fahrerlager herrschte mehrheitlich nach dem Rennen die Meinung vor, dass man mit derartig kleinlichen Entscheidungen, wie sie die Stewards in Montreal getroffen haben, den Rennsport zerstört. Wer selbst kleinste Behinderungen ohne Konsequenzen mit derartig rennentscheidenden Strafen belegt, ruiniert die Formel1. Wir hatten speziell in diesem Jahr schon genug langweilige Rennen. Mercedes hat bislang alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Nun durch eine durchaus umstrittene Fünf-Sekundenstrafe Mercedes den siebten Sieg des Jahres zu schenken, ist aus Sicht des Sportes und vor allem aus Sicht der zahllosen Fans vor Ort und am TV äußerst unglücklich.
Lukas Gorys
Kanada - Montreal: News & Ergebnisse