Formel 1 Insider Lukas Gorys zu Nico Hülkenberg: Verzockt?
170 Formel1 Rennen und kein einziges Podium! Damit ist Nico Hülkenberg alleiniger Rekordhalter in der Statistik der Formel1. Kein Fahrer hat mehr Rennen bestritten als er, ohne auch nur einmal auf dem Podium zu stehen. Da ist es kein Wunder, dass irgendwann einmal die Arbeitsplätze für den 1,84 großen und mittlerweile 32 jährigen Deutschen rar werden. Zumal er offenbar das Angebot, bei Haas zu unterschreiben, zu lange offen ließ, weil er sich für 2020 wohl noch vage Chancen bei Red Bull ausrechnete.
Hülkenberg hat sich verzockt
Damit hat sich Hülkenberg jetzt grandios verzockt. Er ist aber natürlich auch ein gebranntes Kind: Ende 2016 unterschrieb er für Renault einen Drei Jahres Vertrag und wenige Wochen später verließ der frischgebackene Weltmeister Nico Rosberg völlig überraschend die Formel1 und Mercedes musste für viel Geld Valtteri Bottas aus seinem Williams Kontrakt herauskaufen, weil schlicht und einfach keine adäquaten Piloten verfügbar waren. Wäre Hülkenberg auf dem Markt gewesen, wäre er sicherlich einer der passenden Kandidaten für Mercedes gewesen. Stattdessen leistete er drei Jahre Aufbauarbeit bei Renault, ohne große Resultate, ohne große Dankbarkeit. 2019 wurde ihm Daniel Ricciardo als Teamleader vor die Nase gesetzt und es war schon früh klar, dass eine Vertragsverlängerung für 2020 bei Renault nicht unbedingt sicher war.
„Nico ist oftmals negativ, kritisiert sehr viel“, beobachtete Alain Prost, der bei Renault die Rolle übernommen hat, die Niki Lauda bei Mercedes inne hatte. Als Hülkenberg Platz drei in Hockenheim wegschmiss, weil er in der letzten Kurve –wie einige andere Piloten- in die Reifenstapel krachte, war sein Schicksal besiegelt. „ Das hat sicherlich nicht geholfen“, sagte Renault-Teamchef Cyril Abiteboul nach Hockenheim. Renault verpflichtete für 2020 das französische Riesentalent Esteban Ocon und hat mit Ricciardo und Ocon jetzt die richtige Fahrermischung: einen erfahrenen GP Sieger und einen der schnellsten Fahrer der neuen Generation Verstappen und Leclerc.
Keine offenen Türen für Nico Hülkenberg
2020 scheint es für Hülkenberg keine offenen Türen mehr zu geben. Aber was passiert, wenn Sebastian Vettel doch noch –etwa nach weiteren Desastern wie in Monza- spontan entscheiden würde, die F1 zu verlassen? Dann wäre „Hulk“ wohl nicht die erste Wahl bei Ferrari, aber je nachdem, wen sich die Scuderia für 2020 angeln würde, wäre in einem anderen Team ein Platz frei...
Stand heute hat sich Hülkenberg grandios verzockt. Kevin Magnussen (sein potentieller Haas-Teamkollege für 2020) läuft hier mit breitem Grinsen durchs Fahrerlager. Wer zu Hülkenberg sagt „lutsch mir die Eier“, ist dem Deutschen nicht freundlich gesonnen. Hülkenberg selbst war noch am Dienstag auf dem LH 778 Flug nach Singapore bester Dinger und schien auch bei der Einreise am Mittwoch Nachmittag noch nichts von der Haas-Entscheidung, für 2020 mit Romain Grosjean weiterzufahren, zu ahnen. „Es liegt nicht an unseren Fahrern“, sagte Haas Teamchef Günther Steiner in Singapore. „Es liegt am diesjährigen Auto, dass wir nicht dort stehen, wo wir hinwollen. Es wäre also unfair gewesen, Romain die Schuld zu geben und ihn zu entlassen.“
Hülkenberg und seine Chance
Hülkenberg hat jetzt noch eine Option für 2020: Alfa Romeo, wo der Antonio Giovinazzi noch nicht für die nächste Saison bestätigt ist. „Wir konzentrieren uns auf Antonio“, sagte Alfa Romeo Teamchef Vasseur gestern. „ Wir möchten ihm helfen, sich zu verbessern. Ich denke, dass er einen guten Job macht.“ Vasseur ergänzt aber auch: „Wir brauchen Fahrer, die Punkte holen.“ Alfa Romeo hat mit Kimi Raikkoenen einen erfahrenen Piloten und mit Giovinazzi einen Ferrari-Junior. An dieser Strategie wird Alfa Romeo wohl nichts ändern und gilt als Nachwuchsschmiede für Ferrari. Charles Leclerc wurde bei Alfa 2018 ausgebildet und 2021 wird vielleicht Mick Schumacher bei Alfa in die „F1-Lehre“ gehen. Wo ist da Platz für Hülkenberg?
Wenn Sebastian Vettel die Lust verliert
Er muss hoffen, dass Sebastian Vettel die Lust an der F1 verliert und Ferrari verlässt. Dann stände „Hulk“ plötzlich als Gewinner da. Ralf Schumacher giesst derweil Öl ins Ferrari/Vettel-Feuer: Wenn Sebs Leistungen so weiter gehen, bin ich nicht sicher, ob ihn Ferrari behält. Er muss bis zum Saisonende besser als sein Teamkollege sein. Wenn er das nicht schafft, ist er weg.“ In Italien halten sich hartnäckige Gerüchte, dass Ricciardo bereit sei, Vettel bei Ferrari zu beerben. Und dann wäre plötzlich auch wieder ein Platz für Hülkenberg frei...
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Lukas Gorys
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