Formel 1 Insider Lukas Gorys zu Imola: Emilia Romagna-GP - Imola einmal völlig anders
Die Wintersonne scheint mild über der Region Emilia Romana, südlich von Bologna. Imola ist einer der magischen Orte der Formel1, der von den F1-Verantwortlichen Mitte der 2000er Jahre vergessen bzw abgeschrieben wurde. Andere Strecke wie Mokpo, Abu Dhabi, Bahrain, Singapore, Sotchi etc. zahlten deutlich mehr als das Autodromo Dino e Enzo Ferrari in der Lage war.Auch die Liebe der Fans war Mitte der 2000er erkaltet. Die Zuschauerzahlen sanken und die große Zeit der legendären Rennstrecke schien zu Ende. Imola ist ein Ort, der weltweit jedem im Gedächtnis ist, der den tödlichen Unfall von Ayrton Senna am TV erlebt hat. Das Drama von Senna war ebenso das Drama des Österreichers Roland Ratzenberger. Zwei Tote F1-Rennfahrer an einem Wochenende, das hatte es zuvor nur einmal (1962) gegeben. 1994 wurden die tödlichen Dramen weltweit live in Millionen von Haushalte übertragen und sorgten entsprechend für Schlagzeilen.
Ayrton Senna ist auch heute noch in Imola präsent. An der Unfallstelle haben Fans viele Erinnerungen platziert, am Eingang zum Paddock hängt ein gigantisches Gemälde das Senna zeigt.
Als kurz vor Beginn dieser verrückten Corona-Saison Alpha Tauri einen Test in Imola durchführte, hörte man zum ersten Mal seit Jahren von der vergessenen Rennstrecke. .“Unglaublich“, schwärmte Daniil Kyvat, „dass wir auf dieser Strecke kein Rennen fahren“.
Vielleicht haben die F1-Eigentümer von dieser Aussage gehört, als sie im Sommer verzweifelt europäische Rennstrecken suchten, die in der Lage waren, die F1 Saison 2020 zu retten. So wurde Imola zur großen Überraschung auf einmal in den Kalender aufgenommen. Und jetzt kommt es hier nur wenige Tage nach dem GP Portugal zum GP der Emilia Romagna. „IMOLA IS BACK“ steht auf den Postern, die der Veranstalter in der Stadt aufgehängt hat. Aber wegen der steigenden Corona-Zahlen wurden die eigentlich vorgesehenen 13.000 Fans wieder ausgeladen. Der Grand Prix wird nun hinter verschlossenen Türen stattfinden. Imola selbst scheint auch andere Sorgen zu haben als das Rennen. Rund ein Drittel der Geschäfte im Stadtzentrum stehen leer bzw. sind zu vermieten. Der wirtschaftliche Niedergang Italiens ist sogar hier in der reichen Region rund um Bologna zu spüren. „Das ist erst der Beginn“, erzählt mir ein Kollege, der in der Gegend von Imola wohnt. „Italien hat keine gute Zukunft.“
Welche Zukunft das Rennen in Imola hat, kann momentan niemand sagen. Im ersten Entwurf des F1-Kalenders für 2021 fehlt Imola, was keine große Überraschung ist. Aber: wenn sich die Situation der Pandemie nicht verbessert und man auch im kommenden Jahr nach Alternativen suchen muss, um den Kalender aufzufüllen, wird Imola genau wie Mugello oder Portimao auf dieser Liste ganz oben stehen.
Lukas Gorys
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