Hamilton ägert sich über Singapur-Resultat: "Das nervt mich, das ist nicht Mercedes."
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Formel 1 Insider Lukas Gorys "Spätestens jetzt vermisst Mercedes Niki Lauda"

Bis tief in die Nacht packten die Teams im Fahrerlager von Singapore ihr Material zusammen, das schon heute in Richtung Sotchi weiterfliegt.  Dabei war die Laune bei Mercedes und Ferrari durchaus unterschiedlich. Verschwitzt und müde waren sie alle, aber bei den Ferrari-Leuten hörte man noch immer hier und da ein Lachen, während das Einpacken bei Mercedes mehr oder weniger schweigend und durchaus etwas verkniffen ablief.

Großer Preis von Singapur 2019

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Die Nacht in Singapur

Die Fahrer waren schon längst in den Hotels, die Teamchefs ebenfalls, aber noch immer lag über dem stickigen, schwülen Stadtkurs ein großes Fragezeichen: wie konnte es passieren, dass Mercedes dieses Rennen so vergeigt? „Ich bin von Platz zwei gestartet und komme als Vierter ins Ziel!“, ärgerte sich Lewis Hamilton im RTL-Interview. „Das nervt mich, das ist nicht Mercedes. Ich habe heute Morgen noch in der Team-Besprechung gesagt, dass wir einen Undercut versuchen müssen, und dann machen wir keinen.“ 

Fahrerlager letzte Nacht in Singapur © Lukas Gorys
Fahrerlager letzte Nacht in Singapur © Lukas Gorys

Dies waren die Momente, in denen sich in der Vergangenheit Mercedes-Teamaufsichtsrat Niki Lauda einschaltete. Den TV-Stationen gab er bei solchen Gelegenheiten „Futter“ und lenkte damit vom Team ab. Lewis Hamilton hätte er emotional gleich wieder eingefangen und hinter verschlossenen Türen hätte er sehr wohl den Mercedes-Strategen ein paar Fragen gestellt... 

Niki Lauda fehlt den Silberpfeilen

Die „Instanz“ Niki Lauda hätte in seiner brutalen, nüchternen Analyse die Probleme auf den Punkt gebracht und das siegverwöhnte Team gleichzeitig neu motiviert. Bei Mercedes wissen sie, dass Lauda ihnen fehlt. Noch immer hängt seine rote Kappe in der Box und auf der Motorverkleidung erinnert ein kleiner Stern an den Verstorbenen. In Singapore wurde aber zum ersten Mal deutlich, dass seine Persönlichkeit und Autorität bei den Silberpfeilen fehlt. Jetzt muss Teamchef Toto Wolff diesen psychologischen Part mit übernehmen, um zu verhindern, dass bei Mercedes Panik ausbricht. Lewis Hamilton erklärte zwar am Ende, dass man als Team gemeinsam gewinne und auch gemeinsam verliere, aber zum ersten Mal äußerte er damit vor laufenden Kameras deutliche Kritik an seinem Team und zeigte damit, dass er wirklich sauer war. „Wir können das besser, das sind nicht wir. Wir müssen einen besseren Job machen." 

Nächstes Wochenende gibts keine Ausreden mehr

Start zum Großen Preis von Singapur 2019 © mspb/Lukas Gorys
Start zum Großen Preis von Singapur 2019 © mspb/Lukas Gorys

Die Gelegenheit dazu bekommt Mercedes schon am nächsten Wochenende. Da gibt es dann keine Ausreden mehr nach dem Motto: „der Ferrari ist auf den Highspeed-Kursen von Spa und Monza einfach besser“ und „Singapore ist einfach eine komische Strecke für die Silberpfeile“. Der Kurs in Sotchi ist „Mercedes-Land“. Seit 2014 wird hier gefahren und seither hat Mercedes alle Rennen im Olympia-Park dominiert.  Dreimal gewann Lewis Hamilton, je einmal Rosberg und Bottas. Ob sich an den aktuellen Kräfteverhältnissen in der F1 etwas geändert hat, werden wir also spätestens in sechs Tagen wissen...

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