Schumi hat in 2002, 2004 und 2006 in Hockenheim gewonnen
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Formel 1 in Hockenheim 2012: Vettel und Schumacher Fans erleben ein einzigartiges Duell im F1 GP Deutschland

(Speed-Magazin / Lukas Gorys) Hockenheimring: Die Formel 1 Strecke des nordbadischen Provinzstädtchens ist Rennsportfans auf der ganzen Welt (auch wegen Schumacher und Vettel) ein Begriff. Hockenheim hat aber nicht nur für die Formel 1 Fans eine unbändige Anziehungskraft. Das einzigartige Rennsportstadion mit den hoch aufragenden Steintribünen verschafft Motorsport Fans eine einmalige Übersicht über die Rennstrecke, in dem eine unglaubliche Stimmung herrscht wenn die Auto- und Motorrad Fans ihre Idole mit Tröten, Fahnen und den von Bier geölten Stimmbändern anfeuern. Am kommenden Wochenende gastiert nun die Formel 1 erstmals seit 2010 wieder in Hockenheim, denn die Austragung des GP Deutschland findet aus Kostengründen nur noch im jährlichen Wechsel mit dem Nürburgring statt.

Bis zum Umbau 2002 waren neben dem Motodrom die langen Waldgeraden das Markenzeichen des Hockenheimring. Hier bekämpften sich die Formel 1 Piloten auf den ultraschnellen Passagen in spektakulären Windschatten-Duellen und hier passierten auch die tödlichen Unfälle: Jim Clark verlor in dem unheimlichen Wald von Hockenheim 1968 ohne Augenzeugen sein Leben. Patrick Depailler starb 1980 - ebenfalls ohne jegliche Zeugen - in der Ostkurve. 1982 endete hier Didier Pironis Karriere, als er im strömenden Regen Alain Prost übersah, mit seinem Ferrari auf dessen Renault prallte und in die Luft geschleudert wurde. Zahlreiche Beinbrüche machten Pironi zum hinkenden F1-Invaliden, der fünf Jahre später bei einem Speedboot-Rennen starb.

1993 gewann hier Alain Prost seinen letzten Grand Prix
1993 gewann hier Alain Prost seinen letzten Grand Prix
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Als die Formel 1 Ende der 70er Jahre nicht mehr auf der legendären Nordschleife des Nürburgrings fahren wollte und konnte, wurde der Hockenheimring zur zweiten Heimat des Grand Prix von Deutschland. 1977 wurde Hockenheim das neue Symbol des Rennsports in Deutschland und die Formel 1 schuf sich hier eine moderne Geschichte abseits des alten Motorsport-Schreins Nürburgring. In Erinnerung an legendäre F1 Rennen ist Niki Laudas Sieg 1977, der ausgepfiffen wurde, weil man Laudas Kritik für das Ende der Nürburgring-Nordschleife verantwortlich machte. In Erinnerung sind auch die Hockenheim-Siege der Brasilianer Nelson Piquet und Ayrton Senna, die hier zwischen 1986 und 1990 dominierten und vom Publikum geliebt wurden. Sowohl Piquet als auch Senna konnten jeweils dreimal in Hockenheim gewinnen. 1993 gewann hier Alain Prost seinen letzten Grand Prix, im Formel 1 Rennen von 2000 Rubens Barrichello seinen ersten GP. Hoch emotional war auch Gerhard Bergers Sieg 1997 auf Benetton. Kurz nachdem sein Vater gestorben war und er selbst nach längerer Krankheit wieder fit war, „flog“ Berger in Hockenheim zu seinem letzten F1-Sieg.

Die wunderbaren Jahre erlebte Hockenheim mit dem Auftauchen von Michael Schumacher. Der siebenfache Formel 1 Weltmeister und das motorsport begeisterte Publikum von Hockenheim - das war 1992 wie Liebe auf den ersten Blick. Als Schumi 1995 erstmals den GP von Deutschland gewann tobte das Motodrom! Das schadenfrohe Gegröle, als der führende Brite Damon Hill in der Nordkurve in die Reifenstapel flog und Schumi den Sieg quasi auf dem Tablett servierte, ist jedem noch in den Ohren, der damals live dabei war. Selten muss sich ein Rennfahrer einsamer vorgekommen sein als Damon Hill auf seinem Rückweg zur Box, begleitet von zahllosen triumphierend geschwenkten deutschen Fahnen, höhnischem Gelächter und Beifall.

Schumi hat in der Folge noch bei drei Formel 1 Rennen (2002, 2004 und 2006) in Hockenheim gewonnen. Aber dieser erste F1 Sieg 1995 war von der Stimmung her etwas ganz besonderes.

Vielleicht lag das auch daran, dass ab 2002 der Kurs von Hockenheim umgebaut war. Die langen Waldgeraden verschwanden und stattdessen wurde ausserhalb des Motodroms eine komplett neue Asphaltwüste als Piste installiert. Seither gilt der Formel 1 Kurs in Hockenheim modern und sicher – aber leider alles andere als spektakulär. Einzig das Motodrom ist dem baulichen Kahlschlag unverändert entkommen.

Pirelli stellt die weiche und mittlere Reifenmischung zur Verfügung
Pirelli stellt die weiche und mittlere Reifenmischung zur Verfügung
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Heute ist die F1 Strecke in technischer Hinsicht Mittelmass. Die Anforderungen sind ähnlich wie in Valencia. Gute Bremsstabilität und Traktion sind wichtig, aber auch eine gute Höchstgeschwindigkeit auf der langen Parabolica-Geraden, an deren Ende man in der Spitzkehre überholen kann. Der Asphalt ist recht glatt. Pirelli stellt den Teams die weiche und mittlere Reifenmischung zur Verfügung, was nur dann für Überraschungen sorgen dürfte, wenn die Temperaturen am kommenden Wochenende hoch sein sollten. Aber an ein Sommermärchen glaubt in Hockenheim in diesem bescheidenen deutschen Sommer sowieso keiner mehr. Trotzdem wird es in Hockenheim heisser zugehen, als etwa am Nürburgring, wo im Vorjahr um die gleiche Jahreszeit Temperaturen von kaum 10 Grad herrschten.

2012 hat das Formel 1 Rennen am Hockenheimring zumindest zwei Helden, die sich die Aufmerksamkeit der Motorsport Fans teilen: Michael Schumacher und Sebastian Vettel. Für Vettel ist Hockenheim natürlich ein wirkliches Hausrennen. Denn Heppenheim liegt gerade einmal 30 Kilometer vom Motodrom entfernt. Im Gegensatz zu seinem Vorbild Schumacher hat Vettel in Hockenheim in der Formel 1 noch nicht gewonnen. „Auf Hockenheim freue ich mich wirklich wahnsinnig. Wir sind vielleicht nicht für unsere Strände und Meere berühmt, aber ich weiss jetzt schon, dass die Fans und die Stimmung wieder genial sein werden.“

Vettel wird alles tun, um in diesem F1 GP am Hockenheimring zu siegen. Zumal er in der Weltmeisterschaft nach dem Sieg seines

Vettel wird alles tun um in Hockenheimring zu siegen
Vettel wird alles tun um in Hockenheimring zu siegen
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Teamkollegen Mark Webber auch langsam unter Druck gerät. Von Seiten des Red Bull-Teams hat Vettel keine Unterstützung durch Stallorder (die sowieso verboten ist) zu erwarten. Red Bull Motorsportberater Dr. Helmut Marko: „Ein 36jähriger Weltmeister Mark Webber wäre doch ideal!“ Also muss Vettel das Duell mit seinem Teamkollegen auf der Strecke suchen. Red Bull geht als Favorit in das badische Motodrom. Aber Ferrari wird den österreichischen Bullen wie schon im F1 GP in Silverstone und in Valencia auf den Fersen bleiben. Und Alonso gewann hier 2010, nachdem die Scuderia den klar führenden Felipe Massa einbremste und dafür weltweit Kritik einstecken musste.

Auch für Mercedes AMG GP ist das Formel 1 Rennen am Hockenheimring ein Heimspiel. Die Firmenzentrale des Weltkonzerns Daimler liegt nur ca. 80 Kilometer Luftlinie von Hockenheim entfernt. Über dem Motodrom schwebt ein Stern, im neuen Streckenteil ragt die hohe Mercedes-Tribüne in den Himmel. Ein Heimsieg für Mercedes - das wäre aus Marketing-Sicht der Sechser im Lotto. Michael Schumacher wird sicherlich sein Bestes geben, um aufs Podium zu fahren. Insofern können sich die beiden Fan-Fraktionen von Vettel und Schumi im Motodrom auf ein heisses Duell freuen. Sie sollten nur Ferrari und Mark Webber nicht vergessen...

Lukas Gorys

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