F1 Insider Lukas Gorys zur Startaufstellung Monaco: Eine Stunde jenseits der Physik
Nach drei freien Trainingssitzungen meint man am Streckenrand zu wissen, wie schnell Formel1 Autos über den engen Stadtkurs von Monaco fahren können. Bzw. man glaubt es zu wissen. Dann kommt die Stunde der Qualifikation und auf einmal scheinen die Grenzen der Physik im Fürstentum aufgehoben zu sein. Die Rennwagen fliegen mehr als sie fahren, auf den heißen Runden erwartet man jederzeit den Crash in die Leitplanke und die Piloten tanzen quasi mit ihren Wagen durch die Häuserschluchten. Man müsse das Rennfahren in Monaco mit Helikopterfliegen im Wohnzimmer vergleichen, versuchte der brasilianische Weltmeister Nelson Piquet vor einigen Jahren mal eine Beschreibung, was sich auf diesen Chaosrunden in Monte Carlo abspielt.
Wer schon einmal neben einem startenden Helikopter gestanden ist, ahnt, was Piquet damit gemeint hat. Die Formel 1 Wagen werden im Qualifying hier so bewegt, wie es eigentlich gar nicht geht. Jeder Bremspunkt ist noch etwas nach hinten verschoben, auf jeder Runde wird noch etwas näher an die Leitplanken herangefahren und die weichen Reifen kleben die Wagen in diesen Runden so an den Asphalt, dass dies möglich ist.
Mick Schumacher verpasst Qualifying nach Trainingscrash
Manchmal geht es aber auch schief und dann kennt der Kurs von Monaco kein Erbarmen. Mick Schumacher unterlief heute morgen einer dieser kleinen Fehler, eine dieser kleinen Fehleinschätzungen und schon war sein Haas noch vor dem Qualifying zerstört und konnte in der Kürze der Zeit auch nicht mehr repariert werden.
Die Grenzen der Physik: Leclerc auf volles Risiko
Lokalmatador Charles Leclerc gelang in Q3 die nahezu perfekte Runde und er fuhr im ersten Versuch die Bestzeit vor Max Verstappen. Aber in Monaco weißt Du nie. Wenn Verstappen auf seinem zweiten Versuch freie Bahn hat und ebenfalls fehlerlos bleibt, ist die Pole für den Red Bull-Fahrer natürlich in Reichweite. Also fuhr auch Ferrari-Star Leclerc auf seinem letzten Versuch auf volles Risiko. Und das ging schief. Die Grenzen der Physik lassen sich eben nicht endlos strapazieren und bis ins Unendliche ausdehnen. In der Schikane nach dem Schwimmbad lenkte Leclerc ein Augenzwinkern zu früh nach rechts, brach sich an der Leitplanke die rechte vordere Radaufhängung und dann war er nur noch Passagier. Über die hohen Curbs flog der Ferrari voll in die Leitplanken ausgangs der Schikane und verteilte die Trümmer des Frontflügels auf der Piste. Damit war auch die letzte schnelle Runde für die anderen Fahrer erledigt und Leclerc hatte seine Pole mit dem Crash quasi abgesichert. Dies hat es in Monaco schon häufiger gegeben. Am denkwürdigsten ist sicherlich Michael Schumachers Pole 2006. In der Rascasse fuhr der Ferrari-Star damals geradeaus in die Leitplanle und beendete das Qualifying auf seine Art. WM-Gegner Fernando Alonso hatte keine Chance mehr auf eine schnelle Runde. Schumacher wurde damals bestraft und musste das Rennen vom letzten Startplatz aufnehmen.
Leclerc hat keine Strafe zu befürchten, denn sein Unfall heute war „echt“. So fliegt in Monaco keiner freiwillig ab . Das macht man, wenn man es denn schon möchte, eleganter wie 2016 Nico Rosberg, der in der Mirabeau Kurve geradeaus fuhr und stehen blieb. Lewis Hamilton musste seinen letzte schnelle Runde abbrechen...
Carlos Sainz als Geheimfavorit
Was geschah sonst noch im Qualifying? Lewis Hamilton kommt in diesem Jahr wohl überhaupt nicht mit Monaco zurecht und ist nur Siebter! Die Mercedes-Ehre muss an diesem Wochenende wohl Valtteri Bottas verteidigen. Ferrari-Pilot Carlos Sainz wurde von einigen Experten als Geheimfavorit auf die Pole gehandelt und dürfte über P4 enttäuscht sein. Das beste Resultat der Saison für Alfa Romeo feiert Antonio Giovinazzi mit Platz 10. Der Italiener war schon in den freien Trainings gut unterwegs. Sebastian Vettel dürfte mit Platz 8 zufrieden sein. Perez auf P9 eher nicht.
Die Pole Position ist in Monaco der halbe Rennsieg. Auf dem Stadtkurs ist Überholen quasi verboten. Also lautet die Aufgabe von Charles Leclerc: Am Start vorne bleiben und Max Verstappen in Schach halten. Das ist leichter gesagt als getan, denn Verstappen wird die Schwäche von Hamilton natürlich maximal auszunutzen versuchen und fährt morgen bestimmt auf Sieg.
Startaufstellung:
Startaufstellung:
1 | 16 | C. Leclerc | Ferrari |
2 | 33 | M. Verstappen | Red Bull |
3 | 77 | V. Bottas | Mercedes |
4 | 55 | C. Sainz | Ferrari |
5 | 4 | L. Norris | McLaren |
6 | 10 | P. Gasly | AlphaTauri |
7 | 44 | L. Hamilton | Mercedes |
8 | 5 | S. Vettel | Aston Martin |
9 | 11 | S. Perez | Red Bull |
10 | 99 | A. Giovinazzi | Alfa Romeo |
11 | 31 | E. Ocon | Alpine |
12 | 3 | D. Ricciardo | McLaren |
13 | 18 | L. Stroll | Aston Martin |
14 | 7 | K. Rikknen | Alfa Romeo |
15 | 63 | G. Russell | Williams |
16 | 22 | Y. Tsunoda | AlphaTauri |
17 | 14 | F. Alonso | Alpine |
18 | 6 | N. Latifi | Williams |
19 | 9 | N. Masepin | Haas F1 |
20 | 47 | M. Schumacher | Haas F1 |
Position | Nr. | Fahrer | Team |
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Lukas Gorys
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