F1 Insider Lukas Gorys zur Startaufstellung in Frankreich - Red Bull ist jetzt die stärkste Kraft der Formel1
Als Red Bull in Monaco und Baku den Mercedes um die Ohren fuhr, hieß es: das liegt an der speziellen Streckencharakteristik der Stadtkurse. Auf engen Kursen liege der Red Bull einfachbesser. Ab Paul Ricard, der nächsten „normalen“ Strecke in Frankreich, werde die natürliche Hackordnung der F1 wieder hergestellt sein. Das hat selbst Max Verstappen zu Beginn dieses Wochenendes angekündigt und bei Mercedes haben sie -auch wenn es keiner zugibt- das auchgedacht.
Das Qualifying zum GP Frankreich hat heute gezeigt, dass die Wahrheit eine andere ist. Die Red Bull sind mittlerweile auch auf „normalen“ Rennstrecken schneller als Mercedes. 2,6 Zehntelsekunden Vorsprung hatte Max Verstappen auf seiner Pole-Runde vor Lewis Hamilton. In der Formel1 ist das eine halbe Weltreise. „Die Geschwindigkeit der Red Bull aufden Geraden ist mit dem neuen Honda-Motor einfach besser.", gibt Mercedes-Teamchef Toto Wolff zu. Man kämpfe aktuell "mit stumpfen Waffen".
Immerhin ist Valtteri Bottas Dritter, knapp hinter Hamilton. Perez, der zweite Red Bull ist Vierter. Das lässt für das Rennen alle Strategie-Spiele offen, die sich Mercedes und Red Bull ausdenken und könnte am Ende doch noch etwas Würze in den traditionell monotonen GP Frankreich bringen.
Ein F1 Rennen mitten in der Provence
„La Summer Race“ nennen die Franzosen ihren Grand Prix auf der Hochebene von Le Castellet, mitten in der Provence. Und Sommer ist es hier wirklich. Angenehme Temperaturenzwischen 27 und 32 Grad, die Grillen zirpen, das Mittelmeer in Bandol ist nur knappe 20 Kilometer entfernt und der Regional-Flughafen liegt von der Zielgeraden der Strecke gerade mal 500 Meter Luftlinie entfernt. Hier parkt an diesem Wochenende der Jetset der Formel1.
Die Strecke ist ein Klassiker der Formel1. Hier wurde schon 1971 das erste F1 Rennen ausgetragen. Besonders beliebt war der Kurs bei Fahrern und Fans jedoch noch nie, denn Paul Ricard (die Strecke wurde von dem gleichnamigen französischen Likörhersteller erbaut) ist eine langweilige Strecke, deren größte Herausforderung (die 1,8 Kilometer lange Mistral-Gerade) mittlerweile durch eine Schikane entschärft wurde. Aber egal, hier wird der GP Frankreich nun ausgetragen, sogar 15.000 Zuschauer sind pro Tag zugelassen (und machen sich lautstark bemerkbar, wenn die Lokalhelden Pierre Gasly und Esteban Ocon vorbeifahren). Es herrscht hier in der Provence fast so etwas wie Normalität nach langen Monaten der Corona-Einschränkungen. Und die Franzosen genießen, dass sie wieder raus dürfen.
Das Qualifying für die Top Teams
Wie lief das Qualifying hinter den beiden Teams, die um die WM fahren? Carlos Sainz ist aufP5 schneller als Ferrari-Kollege Leclerc. Pierre Gasly rettet auf P6 die Alpha-Tauri-Ehre, nach dem Yuki Tsunoda schon in Q1 seinen Wagen auf der ersten gezeiteten Runde zerlegte. Fernando Alonso auf P9 hatte sich auf der Heimstrecke von Alpine mehr erhofft und Sebastian Vettel war auf P12 auch alles andere als zufrieden. Platz 13 für Giovinazzi, 14 für Russell und 15 für Mick Schumacher sind dagegen positive Resultate, auch wenn Mick den Haas auf seinem letzten Versuch im Q1 in die Leitplanke drehte. „Jetzt sind wir auf P15 und der Wagen hängt am Abschlepphaken“, seufzte Haas-Teamchef Günther Steiner nach dem Qualifying.
Für Sonntag ist hier beim Sommer-Rennen von Le Castellet Regen vorhergesagt. Das könnte das Rennen ganz schön durcheinanderwirbeln. Aber Verstappen gilt als Regenkönig der Formel 1 und wird sich von etwas Wasser (sofern es denn wirklich nass wird) nicht
einschüchtern lassen. Die Favoriten-Position hat der Holländer auf jeden Fall. Und Mercedes muss sich langsam überlegen, ob man den diesjährigen Wagen (und Motor) nochmals weiterentwickelt oder die Saison 2021 abschreibt und den WM-Titel in diesem Jahr Red Bull und Max Verstappen überlässt.