Das Formel-1-Reife(n)zeugnis des SID: Melbourne
Charles Leclerc siegt beim Formel 1 Grand Prix in Melbourne und baut seine WM-Führung weiter aus. Max Verstappen und Sebastian Vettel scheiden aus.SIEG für Ferrari Leclerc im Formel 1 GP Australien 2022 - vor Red Bull Perez und Russell Mercedes
Berlin (SID) - CHARLES LECLERC: Charles Leclerc wurde gefeiert - von den Fans, seinen Mechanikern und Teamchef Mattia Binotto. Der Monegasse war das große Versprechen für die Zukunft, als er 2019 in Australien sein Ferrari-Debüt als Teamkollege von Sebastian Vettel gab. Drei Jahre später löst er es für die wiedererstarkte Scuderia endlich ein. Leclerc ist nach seinem zweiten Saisonsieg souveräner WM-Spitzenreiter und avanciert zu einem frühen Zeitpunkt der Saison zum ersten Titelanwärter. Leclerc und Ferrari bilden das derzeit stärkste Gespann in der Formel 1 - und reisen nun mit viel Rückenwind zum Heimspiel nach Imola.
MAX VERSTAPPEN: Der Weltmeister war dagegen wie schon beim Auftakt in Bahrain der große Verlierer. Erst hatte er im direkten Duell mit Leclerc auf der Strecke "keine Chance", dann streikte die Technik. Zwei Ausfälle in drei Rennen sind zu viel für einen, der nach dem umstrittenen Titelgewinn im Vorjahr den Status als Nummer eins der Formel 1 zementieren will. Red Bull muss schnellstens Lösungen finden, einerseits für die fehlende Zuverlässigkeit, andererseits für die Unterlegenheit gegenüber Ferrari. Im nächsten Rennen soll ein Upgrade Abhilfe schaffen. Das Ziel zu erreichen, wäre für den Sieger von Saudi-Arabien ein Anfang.
MERCEDES: Motorsportchef Toto Wolff sagte in Australien einen Satz, den man so von Mercedes seit Jahren nicht gehört hat: "Am Ende werden wir diese Saison wahrscheinlich nicht um den WM-Titel fahren können." Die Schwächen des neuen Silberpfeils sind bekannt. Als Team funktioniert Mercedes dennoch wie gewohnt. Rang drei für George Russell und Platz vier für Rekordweltmeister Lewis Hamilton waren mehr, als man sich erhofft hatte. Anders als die Konkurrenz von Ferrari und Red Bull blieb Mercedes fehlerfrei - und belegt in der Fahrer- und Team-WM trotz des unterlegenen Autos jeweils den zweiten Platz.
SEBASTIAN VETTEL: "Schlimmer kann es nicht werden", sagte Vettel nach seinem Comeback im Cockpit - und brachte ein völlig verkorkstes Wochenende treffend auf den Punkt. Sein erster Saisoneinsatz nach überstandener Coronainfektion wurde zum Debakel. Ein Motorschaden im Training, eine Geldstrafe für die kuriose Rollerfahrt auf der Strecke, ein selbst verschuldeter Unfall im Abschlusstraining, ein weiterer Crash im Rennen. In der 24. Runde krachte Vettel in seinem Aston Martin in die Mauer, blieb dabei glücklicherweise verletzungsfrei. Die fehlende Routine im AMR22 war ihm anzumerken, für die fehlenden Trainingsrunden war er in Melbourne aber auch mitverantwortlich. Vielleicht sollte Vettel seine alte Tradition pflegen und seinem Wagen einen Mädchennamen verpassen. Schaden kann es nicht, denn: "Schlimmer kann es nicht werden."
MICK SCHUMACHER: Der zweite Deutsche im Feld der Formel 1 konnte die Reise nach Australien als Erfolg verbuchen - und das lag nicht nur am aufregenden Besuch einer Krokodil-Fütterung im Zoo. Erstmals setzte sich Schumacher im teaminternen Duell gegen Kevin Magnussen durch. Im Qualifying und im Rennen landete der 23-Jährige vor dem Dänen. Auf die ersten Punkte seiner Formel-1-Karriere muss Schumacher dennoch weiter warten. Imola in zwei Wochen wäre dafür ein passender Ort. In Australien sorgte lediglich die Beinahe-Kollision mit Yuki Tsunoda während einer Safety-Car-Phase für einen kurzen Schrecken.
DANIEL RICCIARDO: Der schwache Saisonstart von McLaren ließ bei der Rückkehr in seine australische Heimat nichts Gutes für den Publikumsliebling erwarten. Es kam anders. Im Qualifying platzte der Knoten, am Ende wurde Ricciardo hinter seinem Teamkollegen Lando Norris Sechster. Die ersten Punkte der Saison feierte Ricciardo mit seinen Landsleuten, posierte bereitwillig für Selfies und war auch ansonsten gewohnt gut gelaunt. "Es war wie auf einem Festival", sagte er hinterher.
SPRUCH DES WOCHENENDES: "Wir sind Zeiten gefahren, da war schon Mercedes teilweise schneller." (Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko kommentierte den Rückstand zu Ferrari mit einem Seitenhieb gegen die Silberpfeile.)
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