Lewis Hamilton erreichte als Fünfter das Ziel
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Das Formel-1-Reife(n)zeugnis des SID: Istanbul

Der Formel-1-Rekordweltmeister war entschlossen, alles auf eine Karte zu setzen. Hamilton wollte das Rennen mit nur einem Reifensatz beenden.

Istanbul (SID) - LEWIS HAMILTON: Der Formel-1-Rekordweltmeister war entschlossen, alles auf eine Karte zu setzen. Hamilton wollte den Großen Preis der Türkei mit nur einem Reifensatz beenden und so zumindest Platz drei ergattern. Es hätte klappen können, mindestens genauso gut hätte es aber auch in die Hose gehen können. Ein solches Risiko darf kein Fahrer und kein Team eingehen, wenn es im Kampf um die WM so eng zugeht wie in diesem Jahr. Platz fünf nach einem Sicherheitsstopp war ein Kompromiss, der Hamilton am Jahresende den Titel bringen könnte. Und falls es doch nicht reicht, dann wurde die Weltmeisterschaft 2021 nicht in Istanbul verloren.

VALTTERI BOTTAS: 2022 fährt der Finne bei Alfa Romeo sehr wahrscheinlich nicht mehr um Siege, womöglich war Bottas' zehnter Grand-Prix-Erfolg am Sonntag also sein letzter. Und er hatte einen enormen Wert: Für Bottas selbst, der zwar ein Teamplayer par excellence ist, aber bei Mercedes in fünf Jahren stets auch eigene Ziele verfolgte - die er nicht erreichte, weil er dem mittlerweile siebenmaligen Weltmeister Lewis Hamilton mit gleichem Material nie das Wasser reichen konnte. Diesem erwies er aber in Istanbul nicht zum ersten Mal einen wertvollen Dienst, als Schützenhilfe benötigt war. Sieben Punkte nahm Bottas Hamiltons WM-Widersacher Max Verstappen ab. Man darf sich sicher sein: Der Finne gibt bis zum letzten Arbeitstag bei den Silberpfeilen alles - und könnte zum Zünglein an der Waage im Titelkampf werden.

MAX VERSTAPPEN: Die WM-Führung hat Max Verstappen mit Platz zwei zurückerobert. Dennoch scheint das Pendel kurioserweise wieder in Richtung des gegnerischen Lagers auszuschlagen. Mercedes hatte wie schon in Sotschi besonders im Trockenen deutliche Vorteile. Bei Red Bull schaut man besorgt auf die Pace des Weltmeisterteams, das man Mitte der Saison noch im Griff hatte. Die nächste Station in Austin/Texas war stets Hamilton-Revier. Die bisherigen 16 Rennen haben aber gezeigt, dass das Momentum jederzeit kippen kann.

SEBASTIAN VETTEL: Der Hesse ging noch mehr ins Risiko als Hamilton. Frustriert vom ewigen Kreiseln im Mittelfeld der Formel 1 überredete der viermalige Weltmeister sein Aston-Martin-Team zum Wechsel auf Trockenreifen, als auf der Strecke noch tiefe Pfützen standen. Vettel schlitterte eine Runde über den Kurs, wechselte zurück auf Intermediates, wurde nur 18. - und nahm die Fehlentscheidung voll auf seine Kappe. Der 34-Jährige weiß: Mit seinem aktuellen Auto sind Highlights aus eigener Kraft und bei normalen Bedingungen nicht drin. Die Frage ist, ob er bei Aston Martin noch bessere Zeiten erleben wird.

MICK SCHUMACHER: Der andere Deutsche im Fahrerfeld war trotz Platz 19 deutlich besser gelaunt. Schumacher zeigte sein stärkstes Qualifying in der Formel 1, nach gutem Start ins Rennen schielte er Richtung Top 10. Die Freude währte aber nur ein paar Runden, dann wurde er von Altmeister Fernando Alonso umgedreht. Eine gute Chance auf ein bemerkenswertes Resultat für die Hinterbänkler von Haas war dahin. Schumacher darf trotz allem Istanbul mit einem guten Gefühl verlassen.

SPRUCH DES WOCHENENDES: "Zwölf Zylinder, ganz geheim. Aber nicht weitersagen." (Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff beantwortet bei Sky im Scherz die Frage, warum seine beiden Autos auf den Geraden wieder deutlich schneller sind als die Red Bulls)

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