Mit dem Rennen in Abu-Dhabi ist die Saison vorbei
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Das Formel-1-Reife(n)zeugnis des SID: Abu Dhabi

Lewis Hamilton untermauerte auch beim letzten Rennen des Jahres seine Ausnahmestellung, Ferrari erlebte das passende Ende einer enttäuschenden Saison.

Abu Dhabi (SID) - LEWIS HAMILTON: Ein Weltmeister ist ein Weltmeister ist ein Weltmeister. Lewis Hamilton hat auch dieser Saison seinen Stempel aufgedrückt, und das Finale hätte seine Stellung in der Formel 1 nicht besser zusammenfassen können. Auch mit 34 Jahren ist er eine Ausnahmeerscheinung, keiner ist wie er: Schnell, nervenstark, fehlerfrei - die Herausforderer Max Verstappen und Charles Leclerc konnten das in dieser Konstanz bislang noch nicht leisten. Und Sebastian Vettel bewegt sich seit einer Weile nicht mehr auf diesem stets hohen Niveau. Um Hamilton 2020 zu schlagen, werden die Gegner sehr, sehr schnelle Autos brauchen.

SEBASTIAN VETTEL: Wenn man so will, ist Sebastian Vettel der Gegenentwurf zu Hamilton. Seit 2014 laufen ihre Karrieren in völlig unterschiedliche Richtungen: Hamilton schwang sich damals zum Serien-Weltmeister auf, der im kommenden Jahr sogar den Titelrekord von Michael Schumacher einstellen kann. Vettel dagegen wurde zum Ex-Champion, dem einfach nichts mehr gelingen will. Und während Hamilton im Alter immer besser wird und sich seines Legendenstatus jetzt schon sicher sein kann, läuft Vettel gerade Gefahr, seine Bilanz nachhaltig zu beschädigen. Ein Ausnahmepilot, der er als viermaliger Weltmeister doch sein sollte, begeht eigentlich nicht derart viele Fehler.

FERRARI: Auch für Ferrari fasste Abu Dhabi die Saison noch einmal treffend zusammen. Der SF90H war kein Allrounder wie der Mercedes, der Ferrari war auf einigen Strecken sehr schnell, auf anderen dagegen nicht konkurrenzfähig. In Abu Dhabi etwa bewegte er sich in den ersten beiden Strecken-Abschnitten absolut auf Augenhöhe, im kurvigen letzten Sektor verlor Rot aber das Rennen. Und auch als es nicht um das schiere Tempo ging, zeigte Ferrari altbekannte Schwächen: Bei Vettels Reifenwechsel klemmten die Schrauben links vorne und links hinten, der Deutsche stand eine gefühlte Ewigkeit. Ferrari muss sich in allen Bereichen verbessern, um wieder ein Titelkandidat zu sein.

MAX VERSTAPPEN: Was der Niederländer bei Red Bull leistet, wird immer wieder mit Blick auf die Teamkollegen deutlich. Aus dem grundsätzlich guten Auto vermag nur er Spitzenresultate herauszukitzeln. In Abu Dhabi betrug sein Vorsprung auf Alex Albon am Ende rund 50 Sekunden, das Erfolgsrezept von Red Bull heißt momentan vor allem Max Verstappen. Der 22-Jährige ließ als WM-Dritter beide Ferrari hinter sich. Und stellt ihm sein Team im Winter ein stärkeres Auto hin, dann darf er im Klassement 2020 auf noch mehr hoffen.

NICO HÜLKENBERG: Wenigstens seinen Humor hat der Rheinländer nicht verloren. Nach seinem wohl letzten Rennen in der Formel 1 funkte sein Renault-Renningenieur blumige Worte in Hülkenbergs Helm: "Es waren drei tolle Jahre mit dir." Die Antwort des Deutschen: "Ich wünschte, ich könnte dir das Gleiche sagen." Seinen Platz bei Renault ist er nun los, einen anderen hat er nicht bekommen, und mit 32 Jahren wirkt eine Rückkehr unwahrscheinlich. Man hätte dem wacker kämpfenden "Hülk" in Abu Dhabi wenigstens ein paar WM-Punkte zum Abschied gegönnt. Doch in der Schlussphase brachen seine Reifen ein, und er verlor auch noch den zehnten Platz.

SPRUCH DES WOCHENENDES: "Gratulation an Seb. Für mich selbst ist das gedanklich noch ein weiter Weg. Ich habe genug Mühe damit, meine Hunde am Leben zu halten." (Lewis Hamilton über Dreifach-Vater Sebastian Vettel - und die eigenen Ambitionen.)

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