Porsche GT Team: Richard Lietz, Frederic Makowiecki (l-r)
© Porsche | Zoom

FIA WEC - 6h Shanghai: Achtes Podium für Porsche 911 RSR

(Speed-Magazin.de) Das Titelrennen in der Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC bleibt spannend bis zum Schluss: Beim Sechsstundenrennen auf dem Shanghai International Circuit sicherten sich Richard Lietz (Österreich) und Frédéric Makowiecki (Frankreich) am Sonntag im Porsche 911 RSR nach einer sehenswerten Aufholjagd den zweiten Platz in der Klasse GTE-Pro. Mit dem insgesamt achten WEC-Podium für den 510 PS starken Rennwagen aus Weissach in dieser Saison verkürzten sie vor dem Finalrennen am 18. November in Bahrain ihren Rückstand in der GT-Fahrer-WM auf nur noch zwei Punkte. Für ihre Teamkollegen Michael Christensen (Dänemark) und Kévin Estre (Frankreich) war das Rennen auf dem 5,541 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs vor den Toren der chinesischen Wirtschaftsmetropole dagegen vorzeitig zu Ende: Nachdem sie fast das gesamte erste Renndrittel über geführt hatten, mussten sie ihren 911 RSR nach 2:15 Stunden wegen eines Motorschadens abstellen.

Im Porsche 911 RSR mit der Startnummer 91 waren Richard Lietz und Frédéric Makowiecki in der spannenden Schlussphase des Rennens ganz nah dran am ersten Weltmeisterschaftssieg. Nach einem schwierigen Qualifying nur vom siebten Startplatz ins Rennen gegangen, kämpften sie sich mit konstant schnellen Rundenzeiten immer weiter nach vorne. Nach etwas über einer Stunde lagen sie bereits auf dem dritten Platz, und kurz nachdem ihre in Führung liegenden Teamkollegen ausgeschieden waren, setzte sich Frédéric Makowiecki an die Spitze. Fast eine Stunde behauptete der Franzose seine Position, bevor er sie nach einem Boxenstopp abgeben musste. Rund eineinhalb Stunden vor dem Ziel übernahm Richard Lietz den 911 RSR, holte sich erst den dritten Platz und setzte sich kurz darauf mit einem spektakulär guten Überholmanöver an die zweite Stelle.

Porsche 911 RSR (86), Gulf Racing: Nicholas Foster, Ben Barker, Khaled Al Qubaisi
Porsche 911 RSR (86), Gulf Racing: Nicholas Foster, Ben Barker, Khaled Al Qubaisi
© Porsche
Die Schlussphase war dann nichts für schwache Nerven. Über viele Runden lieferte sich der Österreicher einen packenden Zweikampf mit dem führenden Ford, klebte zeitweise quasi am Heck des Spitzenreiters. 35 Minuten vor dem Ziel ereignete sich dann der vermeintlich rennentscheidende Zwischenfall: Ein Toyota-Prototyp krachte ihm in der ersten Kurve in die rechte Seite. Dadurch verlor Richard Lietz mehr als 15 Sekunden und letztlich den Anschluss an den Führenden. Mit seinem sichtlich lädierten 911 RSR behauptete er schließlich noch den zweiten Platz. Im Ziel fehlten nur elf Sekunden zum Sieg.

Im ersten Renndrittel überzeugten Kévin Estre und Michael Christensen mit einer starken Leistung. Als Zweiter des GT-Qualifyings aus der ersten Startreihe losgefahren, benötigte Kévin Estre im 911 RSR mit der Startnummer 92 nur drei Runden, um in Führung zu gehen. Den Platz an der Spitze sicherte er sich in einem sehenswerten Duell mit Aston-Martin-Pilot Nicki Thiim, seinem ehemaligen Teamkollegen im Porsche Mobil 1 Supercup. Auch Michael Christensen blieb in seinem Stint bis zum zweiten Boxenstopp souverän vorne und übergab den 911 RSR, das zu dieser Zeit schnellste Auto im GT-Feld, als Spitzenreiter wieder an Kévin Estre. Es war ihr letzter Fahrerwechsel auf dem Shanghai International Circuit: Nach 2:15 Stunden wurde der Franzose plötzlich langsam und musste sein Auto kurz darauf am Ende der Start-Ziel-Geraden ohne Vortrieb abstellen.

Eine starke Performance zeigten die Porsche-Kundenteams in der Klasse GTE-Am. Gulf Racing belegte mit Ben Barker (Großbritannien), Nick Foster (Australien) und Khaled Al Qubaisi (Abu Dhabi) den zweiten Platz. Dempsey Proton Racing wahrte als Dritter mit Porsche Young Professional Matteo Cairoli (Italien), Christian Ried (Schönebürg) und Marvin Diernst (Lampertheim) seine Titelchance in der Fahrer- und Teamwertung der FIA Endurance Trophy.

Der neunte und letzte Lauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC wird am 18. November in Sakhir/Bahrain ausgetragen.

Stimmen zum Rennen

Dempsey-Proton Racing: Matteo Cairoli, Christian Ried, Marvin Dienst (l-r)
Dempsey-Proton Racing: Matteo Cairoli, Christian Ried, Marvin Dienst (l-r)
© Porsche
Dr. Frank-Steffen Walliser, Leiter Motorsport und GT-Fahrzeuge: „Der Kampf um die Weltmeisterschaft bleibt spannend. Heute konnten wir unseren knappen Rückstand bis auf zwei Punkte verkürzen. In Bahrain klappt es dann hoffentlich endlich mit dem längst überfälligen ersten WM-Sieg unseres neuen 911 RSR. In der Klasse GTE-Pro war es heute noch enger als sonst. Schade, dass uns der Zwischenfall mit dem Toyota die entscheidenden Sekunden gekostet hat, um noch knapper dran zu sein und vielleicht sogar zu gewinnen. Auch in der GTE-Am ist das Titelrennen weiter offen.“

Richard Lietz (911 RSR #91): „Das war ein spannendes Rennen. Es tut mir leid für Michael und Kevin, die waren wirklich sehr stark unterwegs. Doch auch unser 911 RSR hat gut funktioniert. Fred ist einen fantastischen Doppelstint gefahren, und zum Schluss wurde es mit dem führenden Ford noch einmal richtig eng. Der Zwischenfall mit dem Toyota hat uns viel Zeit gekostet, und unser Auto war danach schon ziemlich ramponiert. Das Lenkrad stand schief und ich spürte starke Vibrationen. Ich bin glücklich, dass ich den zweiten Platz ins Ziel retten konnte. Damit sind wir in der Weltmeisterschaft weiter voll dabei.“

Frédéric Makowiecki (911 RSR #91): „Natürlich hätten wir lieber gewonnen. Wir waren auch bis zum Schluss sehr nah dran. Doch mit diesem zweiten Platz haben wir unsere Chancen auf den Gewinn der Weltmeisterschaft noch einmal verbessert, deshalb können wir zufrieden sein. Was mir nicht gefallen hat, war wie respektlos die Fahrer der LMP1 und LMP2 unterwegs waren. Wir sind heute nicht nur einmal unnötig berührt worden. Aber das Wichtigste ist: Das Saisonfinale in Bahrain wird jetzt noch mal richtig spannend.“

Michael Christensen (911 RSR #92): „Ein Rennen auf so eine Weise vorzeitig zu beenden, ist immer enttäuschend. Doch wenn man bedenkt, wie wir uns in dieser zweiten Saisonhälfte weiterentwickelt haben, haben wir keinen Grund, die Köpfe hängen zu lassen. Auch heute hat jeder im Team toll gearbeitet und dazu beigetragen, dass wir anfangs ein tolles Rennen fahren konnten, vielleicht unser bestes in diesem Jahr. Jetzt wollen wir beim Saisonfinale in Bahrain die Früchte unserer Arbeit ernten.“

Porsche 911 RSR (92), Porsche GT Team: Michael Christensen, Kevin Estre
Porsche 911 RSR (92), Porsche GT Team: Michael Christensen, Kevin Estre
© Porsche
Kévin Estre (911 RSR #92): „Für uns war es anfangs ein super Rennen. Ich hatte einen großartigen Start und konnte nach drei Runden die Führung übernehmen. Michael hat sie dann noch weiter ausgebaut. Unser 911 RSR lief wie ein Uhrwerk, war das schnellste GT-Auto im Feld. Doch zwei Runden, nachdem ich Michael abgelöst hatte, ging plötzlich nichts mehr. Das war bitter, denn wir waren zu diesem Zeitpunkt auf einem sehr guten Weg, das Rennen zu gewinnen. Das ist einfach nur Pech. Doch wir schauen nach vorne und hoffen auf einen guten Saisonabschluss in Bahrain.“

Matteo Cairoli (911 RSR #77): „Das war ein sehr hartes Rennen. Wir hatten schon das ganze Wochenende Probleme mit den Reifen, dazu fehlte es uns im Vergleich zur Spitze etwas an Geschwindigkeit. So gesehen ist der dritte Platz ein gutes Ergebnis, auch wenn wir dadurch unsere Führung in der FIA Endurance Trophy verloren haben. Doch abgerechnet wird nach dem Saisonfinale in Bahrain.“

Rennergebnis
Klasse GTE-Pro
1. Priaulx/Tincknell (GB/GB), Ford GT, 170 Runden
2. Lietz/Makowiecki (A/F), Porsche 911 RSR, 170
3. Calado/Pier Guidi (I/I), Ferrari 488 GTE, 170
4. Mücke/Pla (D/F), Ford GT, 170
5. Thiim/Soerensen (DK/DK), Aston Martin, 170
6. Rigon/Bird (I/GB), Ferrari 488 GTE, 170
7. Turner/Adam (GB/GB), Aston Martin, 170
8. Christensen/Estre (DK/F), Porsche 911 RSR, 65

Klasse GTE-Am

1. Dalla Lana/Lamy/Lauda (CAN/P/A), Aston Martin, 166 Runden
2. Barker/Foster/Al Qubaisi (USA/GB/UAE), Porsche 911 RSR, 165
3. Ried/Cairoli/Dienst (D/I/D), Porsche 911 RSR, 164
4. Mok/Sawa/Griffin (MYS/J/IRL), Ferrari 488 GTE, 158
5. Flohr/Castellacci/Molina (CH/I/E), Ferrari 488 GTE, 37

Porsche / JM