"Ich war ziemlich überrascht, was mit dem Auto auf der Rennstrecke möglich ist."
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Lukas Dunner über sein F3-Debut am Red Bull Ring "Da habe ich gemerkt, dass die Post abgeht"

Er ist 18 Jahre alt, lebt in Wien und geht leidenschaftlich gerne Golfen. Aber bekannt ist Lukas Dunner für seine Racing-Qualitäten: Er ist unsere Hoffnung, dass endlich wieder ein Österreicher in der Formel 1 fährt. Beim Saisonstart der F1 am Spielberg ist Lukas Dunner in der Rahmenserie sein erstes Rennen in der FIA Formel 3 gefahren (Team MP Motorsports). Wie es für ihn war, seinen neuen 400 PS-Boliden am Red Bull Ring zu bändigen, verrät er im Interview.

Servus Lukas, du bist in diesem Jahr neu am Start in der FIA Formel 3 – was muss man über dein Dienstfahrzeug wissen? 
 
Mein Auto hat knapp 400 PS, ist ein Heckantrieb und im Vergleich zum normalen Straßenauto habe ich keine elektronischen Hilfen an Bord, die mir das Leben einfacher machen. Lenkung und Bremsen sind steinhart. Das Auto hat im Vergleich zur F1 weniger Downforce, es gibt DRS, das heißt, ich kann den Flügel hinten öffnen, das ist neu für mich. Die Höchstgeschwindigkeit auf der Schönberg-Geraden liegt bei geschätzten 250 km/h, im Windschatten vielleicht bei 270 km/h.
 
Vergangenen Samstag hast du dein erstes F3-Rennen absolviert. Wie war’s?
 
Ich war ziemlich überrascht, was mit dem Auto auf der Rennstrecke möglich ist. Ich bin in den Jahren davor mit Autos um die 240 PS gefahren, bei denen die Reifen viel schmäler waren und eine längere Lebensdauer hatten. In der Formel 3 sind die Auswirkungen viel spürbarer, wenn die Räder blockieren, man zu viel einlenkt oder man zu nah am Vordermann fährt. Solche Fehler machen einen Unterschied aus, in der Formel 3 viel mehr als in den Meisterschaften davor. Ich habe gleich im ersten Rennen am Red Bull Ring gemerkt, wie taktisch man im Rennen sein muss, um konstant und gut mitfahren zu können.
 
Du hast ja viele Stunden im Simulator trainiert. Der Unterschied zum „real Life“ ist offensichtlich ziemlich groß…
 
Ja, auf jeden Fall. Das echte Racing-Feeling in eine Simulation zu bringen, ist fast unmöglich. Bei uns gibt es Millionen Kleinigkeiten im Auto, die Millionen Dinge auslösen und verändern können. Ein Computer-Gegner wird nie so fahren wie ein echter Gegner, G-Kräfte lassen sich nicht simulieren und das Wetter fühlt sich auch nicht an wie in echt. Es spielen so viele Faktoren eine Rolle, die man nicht auf den Simulator übertragen kann.
 
Hast du vor deinem ersten Rennen ganz insgeheim von einem Überraschungs-Coup geträumt – von einem Platz in den Top 5 oder sogar vom Podium?
 
Jeder Rennfahrer geht immer mit dem Gefühl an den Start, dass er gewinnen kann und will. Wenn er daran nicht glaubt, hat er eh schon verloren. Auf der anderen Seite darf man sich nicht zu viel vornehmen, sonst kann dich das extrem zurückwerfen. Besser realistisch und ehrlich zu sich selbst sein und aus jedem Fehler lernen. So bin ich in das Wochenende am Red Bull Ring gegangen.
 
Was hast du gut gemacht am ersten Wochenende?
 
Wir haben vom ersten Tag an unsere Fehler verbessern können und gleich nach dem ersten freien Training gewusst: Da und da und da müssen wir uns verbessern…
 
Geht das konkreter?
 
Bei mir geht es jetzt vor allem um das Verstehen der Reifen und das richtige Bremsen.
Die Bremse ist der Schlüsselpunkt in jeder Kurve – je besser du bremst, desto später kannst du bremsen. Ich habe anfangs immer etwas zu früh gebremst hab, weil ich zu wenig gebremst hab und dadurch den Kurveneingang schlecht erwischt, was sich dann bis zum Rausbeschleunigen durchzieht. Wir konnten das aber nach und nach in den Griff bekommen und im Rennen waren die PS dann gut dosiert. Ich war im ersten Rennen nur 4 Zehntel hinter den Schnellsten.
 
Was können du und dein Team bis zum nächsten Wochenende ändern, um diese 4 Zehntel zu finden?
 
Am besten wäre es, wenn wir zwischen den Rennen testen könnten – aber das geht während der Meisterschaft nicht. Deshalb ist es jetzt wichtig, mit den Teamkollegen reden, sich alle Daten genau anzuschauen und zu analysieren, was die anderen schneller macht.
 
Wie bekommt man ein schlechtes Rennen aus dem Kopf?
 
Ich versuche, nicht zu lange über ein vergangenes Rennen nachzudenken. Es ist passiert, man kann es nicht mehr ändern. Das ist meine Philosophie: Okay, das nächste Mal mach ich es besser. Wenn man mit so einem Gefühl reingeht, dann wird es auch meistens besser.
 
Das gelingt aber nicht immer. Es gibt Renn-Wochenenden, in die kommt man einfach nicht rein. Mir hilft es dann am meisten, wenn ich nicht auf meine Platzierungen schaue und viel mit meinem Trainer und meinem Manager rede, um so Selbstvertrauen aufzubauen.
 
Hast du im Rennen den Ehrgeiz, prominente Konkurrenten wie David Schumacher oder Enzo Fittipaldi hinter dir zu lassen?
 
Im Rennen habe ich noch nie auf Namen geschaut, auf der Strecke ist jeder Gegner gleich.
 
Aber nach dem Rennen freut man sich innerlich schon ein bisserl und denkt sich: Cool, das hätte ich mir jetzt nicht gedacht…
 
Wie sehr sind dir die Fans abgegangen? Bekommst du das während des Rennens überhaupt mit?
 
Vor Zuschauern zu fahren ist natürlich lustiger und würde mir ein bisschen mehr Motivation geben, gerade wenn man am Red Bull Ring fährt, auf der Heimstrecke. Aber beim Fahren habe ich wenig Zeit, um auf die Tribünen zu schauen, da macht es für mich wenig Unterschied.

Projekt Spielberg / DW