Volkswagen ID.4 Taxi in Hamburg: „So leise fährt sonst nur die Queen“
Vor dem Flughafen unterbricht eine Gruppe Geschäftsleute kurz das Gespräch, an der Bushaltestelle schauen Jugendliche von ihren Telefonen auf, in der Mönckebergstraße bleibt eine schlendernde Familie interessiert stehen. Hinter getönten Scheiben sitzend, fühlt man sich glatt ein wenig beobachtet, wenn man so auf leisen Sohlen durch Hamburg gefahren wird. Aber das Interesse gilt wirklich nur einem: dem Volkswagen ID.4, unterwegs als Elektro-Taxi.
Für Jan Grupe ist es Alltag, denn schon seit Juli 2021 ist der ID.4 sein neuer Arbeitsplatz. Doch die Auffälligkeit seines neuen Elektro-Taxis ist Grupe bewusst. Und bereitet ihm sichtlich Freude. Nach 30 Jahren im Taxi-Geschäft, 15 davon als Einzelunternehmer, fährt der Hamburger jetzt begeistert rein elektrische Touren. Und gehört mit seinem ID.4 Taxi zudem zu den Ersten in Deutschland.
Dass ein Taxi in einer Großstadt wie Hamburg so viel Aufmerksamkeit bekommt, ist schon ungewöhnlich …
Ja, das gab es mit anderen Taxis vorher nie. Aber der ID.4 ist eben erst noch frisch auf dem Markt. Und als Taxi außerdem eine waschechte Hamburger Premiere. Meiner ist übrigens der zweite ID.4, der überhaupt als Taxi bestellt werden konnte, und das bundesweit. Mittlerweile gibt’s schon etliche ID.4 Elektro-Taxis in Hamburg, aber wir sind in der Hansestadt Vorreiter und genießen insofern noch Seltenheitswert.
Wie gut eignet sich ein ID.4 denn eigentlich im Taxi-Betrieb?
Ich bin schon viele Modelle gefahren und kann sagen, der ID.4 ist ideal als Taxi. Das ist ja mein Arbeitsplatz, da sitze ich zehn Stunden am Tag drin, das muss auch Spaß bringen und gefallen. Und hier passt einfach alles. Ein SUV mit viel Platz, hohem Einstieg, großem Kofferraum. Die Kunden sind auch vom Raumangebot hinten begeistert.
Und dazu sieht das Auto auch als Taxi super aus, das ist ehrlicherweise selten. Gute Formen, sportlich-bullig, das durchgehende Licht, die schwarzen Absetzungen, auch im Innenraum schön aufgeräumt und übersichtlich – schönes Design. Das fällt auch meinen Fahrgästen auf.
Aus welchen Gründen haben Sie sich für ein Elektrofahrzeug als Taxi entschieden?
Ein neues Auto stand an und es sollte definitiv ein E-Auto werden. Wir haben in der Familie schon privat einen e-up! getestet und gute Erfahrungen mit der Elektromobilität gemacht. Das stand also fest. Für meine Ansprüche gab es allerdings bis dahin am Markt nur ein Modell eines anderen Herstellers. Aber dann ging im April zum Glück das Förderprogramm „Zukunftstaxi“ der Stadt Hamburg an den Start.
Darüber erfuhr ich von der Kooperation mit Volkswagen Automobile Hamburg – und dass diese den damals gerade ganz neuen ID.4 überhaupt schon als fertiges Taxi-Paket anbieten.
Aus der bisherigen Erfahrung heraus: Lohnt sich ein vollelektrisches Taxi?
Am Ende eines Taxi-Lebens kommen immer teure Reparaturen. Und ich denke, ich habe hier weniger Bauteile und werde weniger Reparaturen haben. Allein schon, dass ich die Bremsen viel weniger beanspruche: Ich fahre im Stadtverkehr hauptsächlich im B („Brake“)-Modus und nutze so effektiv die Bremse der E-Maschine. Und lade durch die Rekuperation gleichzeitig den Akku. Gerade im Stadtverkehr ein absoluter Gewinn. Zudem stimmt das Preis-Leistung-Verhältnis beim ID.4. Auch weil die Spritpreise weiter steigen werden in der nächsten Zeit – ein Elektro-Auto ist für mich als Taxi-Unternehmer relativ alternativlos. Ein gutes Gefühl, auch aus wirtschaftlicher Sicht.
Und wie sieht es bei der täglichen Handhabung aus – Stichwort „Tanken“?
Ich finde es mit Strom praktischer und komme damit auch deutlich günstiger weg. Ich habe auf 100 Kilometer jetzt im Durchschnitt die Hälfte weniger an Verbrauchskosten. Es gibt in Hamburg viele Ladepunkte – falls nötig, sind sie über eine App leicht zu finden. Aber ich habe zu Hause eine Wallbox mit 11 kW. Meinen Tagesbedarf lade ich grob in drei Stunden, über Nacht, ganz entspannt. Und so habe ich jetzt zu Tankstellen ein ganz neues Verhältnis: Wenn der Preis über 1,40 Euro ist, fahre ich mit einem Lächeln vorbei.
Spielen noch andere Aspekte bei der Entscheidung für ein Elektro-Taxi eine Rolle?
Ich fühle mich insgesamt wohler. Als gesellschaftlich interessierter Mensch sind Umweltthemen einfach elementar. Unseren Beitrag müssen wir alle mehr oder weniger leisten. Der Stadtverkehr wird immer mehr auf emissionsarme Alternativen ausgerichtet. Hamburg fördert das auch.
Hamburg fördert das auch.Da ist doch klar, dass auch Taxis mitziehen.Ich habe zu Hause zum Beispiel Ökostrom, das war meiner Tochter wichtig, zu Recht. Ist bei einem E-Auto auch nur konsequent. Jeder Schritt zählt. Wir müssen hier an die Zukunft denken, auch an die unserer Kinder.
Wie schätzen Sie als Taxi-Unternehmer die weitere Entwicklung ein?
Abgesehen von den Elektro-Taxis, die jetzt schon auf den Straßen unterwegs sind, wächst das Interesse. Sowohl bei uns von Taxi Alstertal als auch bei anderen Taxi-Fahrerinnen und -Fahrern konnte ich schon ein bisschen Pionierarbeit leisten. Viele sind skeptisch, ob so ein Elektro-Auto wirklich als Taxi funktioniert. Und dann sehen sie meinen ID.4, werden neugierig, fragen nach meinen Erfahrungen. Und für den Stadtbetrieb kann ich ganz klar sagen – machen, lohnt sich.
Und schließlich zählen ja zufriedene Kunden: Wie steht es hier um die Resonanz auf das ID.4 Taxi?
Bei 90 Prozent meiner Fahrgäste ist es noch so, dass sie überhaupt erstmals elektrisch fahren. Auf alle Fälle ist das bei jeder Fahrt ein Thema – Reichweite, Laden, Kosten, Umweltaspekte, Für und Wider. Das interessiert die Leute wirklich. Und dann ist die Resonanz auf mein ID.4 Taxi an sich durchweg positiv. Mal sind es anerkennende Worte.
Auch mal eine überschwängliche Kundin, die wirklich ein paar Mal um den ID.4 herumgelaufen ist, ganz aufgeregt, und ihren Mann direkt zu einem eigenen überreden wollte. Und sagte, sie wolle künftig nur mit meinem Taxi fahren. Rührend war allerdings ein älterer Herr, den ich vom Krankenhaus abgeholt hatte: Er saß hinten, schwärmte die ganze Zeit, wie ruhig es im Auto sei – was für ein schönes Fahren, unglaublich komfortabel. Als ich ihn dann mit seinem Gepäck vor seiner Haustür abgesetzt hatte, winkte er zur Verabschiedung und rief:
„So leise fährt sonst nur die Queen.“
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