DTM: Rene Rast "Wenn du Gas gibst, hast du ein Lachen im Gesicht"
(Speed-Magazin.de) Die Turbo-Ära in der DTM hat begonnen. BMW und Audi haben in Estoril die ersten drei Testtage mit ihren neuen DTM-Fahrzeugen absolviert. Mit dem neuen Technischen Reglement („CLASS 1“), das ab 2020 auch in der asiatischen SUPER-GT-Meisterschaft gilt, beginnt in der DTM im kommenden Jahr eine neue Zeitrechnung. Die bisherigen V8-Saugmotoren werden von neu konstruierten Rennmotoren mit vier Zylindern, zwei Liter Hubraum plus Turbolader abgelöst, die eine gute Mischung aus Performance und Effizienz bieten. Die Fahrer dürfen sich über knapp 100 PS Mehrleistung freuen. Nun haben sie satte 600 PS unter der Haube. Das macht sich auch im Speed bemerkbar: In Estoril waren die DTM-Autos am Ende der Start-Ziel-Geraden über 290km/h schnell.Einer der fünf DTM-Piloten, die an den drei Tagen in Portugal abwechselnd ins Lenkrad greifen durften, war René Rast. Der Champion von 2017 und Zweite der Fahrerwertung 2018 ist nach der Rennstrecken-Premiere der neuen Fahrzeug-Generation sehr angetan. „Für einen Rennfahrer ist es immer schön, mehr Leistung zu haben. Wir beschweren uns ja immer, wenn die Autos zu wenig PS haben. Von dem her ist jetzt ein großer Schritt mit dem neuen Motor gemacht worden. Das merkst du schon, wenn du einsteigst. Da hast du direkt ein Lachen im Gesicht, wenn du das Gaspedal durchdrückst. Das ist eine tolle Sache und das bedeutet für uns Fahrer im Endeffekt auch mehr Spaß“, sagt der Audi-Pilot gegenüber DTM.com. Seriensieger Rast hat „schon ein bisschen Erfahrung“ mit dem neuen Motor aufzuweisen. Der Mindener betritt also kein komplettes Neuland. „Ich bin dieses Jahr mit Mazda in Amerika in Daytona, Sebring und Watkins Glen auch mit einem Vier-Zylinder-Turbomotor gefahren.“
MEHR POWER BEDEUTET MEHR KRAFT AUF DEN HINTERREIFEN
Rast, der am Dienstag von früh bis spät testete und am Ende auf gut 100 Runden kam, konnte sich bereits ein gutes Bild machen, inwieweit er künftig seinen Fahrstil den neuen Gegebenheiten anpassen muss: „Mehr Power bedeutet natürlich auch mehr Kraft auf den Hinterreifen. Das Auto neigt dazu, beim Beschleunigen mehr über die Hinterachse zu rutschen. Es ist schwieriger, die Leistung auf den Boden zu kriegen. Da muss man über die Renndistanz noch behutsamer mit dem Gaspedal umgehen, nicht zu aggressiv sein und Kurven hier und da etwas anders anfahren. Das Auto fährt sich dennoch ähnlich wie letztes Jahr.“
Rast kann sich vorstellen, dass die Abstände während der Rennen größer werden und die Leistungsdichte nicht mehr ganz so eng sein wird. Dennoch rechnet er mit spannenden und packenden Rennverläufen: „Mit mehr Leistung und weniger Fahrhilfen wird für uns Fahrer das Potenzial für Fehler größer sein. Es wird nicht mehr ganz so einfach sein, das Auto am Limit zu bewegen. Ich denke, dass dadurch auch die Abstände im Qualifying größer sein werden. Und hoffentlich wird man auch im Rennen viele Überholmanöver sehen.“ Beruhigen kann Rast die Fans in punkto Lautstärke. „Es ist natürlich ein anderer Sound. Die Autos hören sich aber immer noch super an. Der Audi und der BMW klingen unterschiedlich. Von der Lautstärke her müssen wir uns aber nicht verstecken.“
Rasts Markenkollegen sind ebenfalls voll des Lobes über die neuen Turbos. „Das neue DTM-Auto hat mächtig Bums und geht richtig vorwärts“, schwärmte Nico Müller, der am Montag den ersten der drei Testtage absolvierte. „Der Turbomotor schiebt ganz gewaltig an. Wir werden Geschwindigkeiten erleben, wie es sie in der DTM noch nie gegeben hat. Die Mehrleistung ist wirklich spürbar. Die Anforderungen an uns Fahrer werden noch höher. Das Auto sieht auch richtig schnell aus, wenn man an der Strecke steht. Der Sound ist ebenfalls faszinierend. Ich möchte den Turbo auf keinen Fall mehr gegen den alten V8-Sauger eintauschen.“ Ähnlich äußerte sich DTM-Champion Mike Rockenfeller nach den ersten Testkilometern im neuen Audi RS 5 DTM: „Ich liebe den Turbomotor und bin sicher, dass die Fans ihn auch lieben werden. Der Sound ist toll, das Auto viel schneller. Wir können uns alle auf das nächste Jahr freuen.“
AUTOS WIRKEN VON VORN NOCH AGGRESSIVER
Komplett neu ist auch die Aerodynamik: Heckflügel, Unterboden, Front- und Heckdiffusor wurden für die Saison 2019 per Reglement neu definiert. Gleichzeitig haben die Techniker den Vorderwagen an den kompakteren Turbomotor und dessen Kühlbedarf angepasst. Die deutlich geänderte Luftführung im Bereich der Frontpartie lässt die Autos vor allem von vorn noch aggressiver wirken als das erfolgreiche Vorgängermodell.
Bei BMW kamen bei dem Drei-Tages-Test die beiden Ex-Champions Bruno Spengler und Marco Wittmann zum Zuge. „Die ersten Testtage mit dem neuen BMW M4 DTM haben großen Spaß gemacht. Es ist auch für uns Fahrer sehr interessant, an der Entwicklung eines neuen DTM-Rennwagens beteiligt zu sein. Ich bin 14 Jahre lang DTM-Fahrzeuge mit V8-Motoren gefahren und war nun zum ersten Mal mit einem Vierzylinder-Turbomotor auf der Rennstrecke unterwegs. Das ist etwas ganz Neues für mich und macht sehr viel Spaß. Das Auto fühlt sich sehr gut an, und ich freue mich auf die nächsten Tests“, sagt der Kanadier Spengler.
WITTMANN: AUTOS SIND SCHNELLER, DER SOUND IST TOLL
„Das Auto fühlt sich beim Fahren richtig cool an, und es macht riesigen Spaß“, bestätigt Wittmann. „Man spürt deutlich die Leistung und das Drehmoment des neuen Motors. Auch durch die modifizierte Aerodynamik verhält sich das Auto anders. Mein Fazit nach dem ersten Test ist durchweg positiv, und ich denke, dass sich die Fans wirklich darauf freuen können. Denn man sieht auch von außen ganz klar, dass die Autos wesentlich schneller sind als im vergangenen Jahr. Das wird garantiert für noch mehr Spektakel sorgen. Und ich kann die Fans auch beruhigen: Der Sound ist nach wie vor richtig toll. Mir persönlich gefällt er sogar besser als der der bisherigen Motoren. Er klingt zwar anders, aber er ist weder leise noch schlecht. Ich mag ihn, und ich denke, dass er den Fans auch gefallen wird.“
DTM / RB