Chris Dyer im ersten Jahr als BMW Chefingenieur in der DTM
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DTM 2013 - Hockenheimring: Chris Dyer - Technische Unterschiede gar nicht so gewaltig

(Speed-Magazin / DTM-Saison 2013 / BMW Motorsport) Vor dem DTM-Saisonstart am kommenden Wochenende in Hockenheim spricht der neue Chefingenieur bei BMW, Chris Dyer über seine ersten Konfrontationen mit der populären Tourenwagenserie. Das Ziel für diese Saison ist klar definiert - in allen Bereichen das letzte Quäntchen an Performance heraus zu kitzeln.

Herr Dyer, welchen Eindruck haben sie in Ihren ersten Monaten als Chefingenieur vom BMW M3 DTM gewonnen?
Chris Dyer: „Einen sehr guten. Der BMW M3 DTM war 2012 in allen Bereichen stark. Vor allem im Rennen hat das Auto einen guten Eindruck hinterlassen, vielleicht haben wir im Qualifying noch ein paar Reserven. Das hat die Weiterentwicklung nicht einfach gemacht, da wir keinen offensichtlichen Schwachpunkt hatten, auf den wir uns konzentrieren konnten. Unser Ziel lautete deshalb, aus jedem einzelnen Bereich noch das letzte Quäntchen mehr an Performance heraus zu kitzeln – und das Fahrzeug gleichzeitig noch robuster zu machen, um auf Zweikämpfe vorbereitet zu sein.“

Inwieweit unterscheidet sich ein DTM-Auto von den Fahrzeugen, mit denen sie zuvor im Motorsport gearbeitet haben?
Dyer: „Ein DTM-Auto sieht zwar völlig anders aus als ein Formelauto. Aber bei genauerem Hinsehen sind die technischen Unterschiede gar nicht so gewaltig, vor allem nicht im Bereich Mechanik. Zum Bespiel ähnelt die Radaufhängung eines DTM-Autos der eines Formel-1-Rennwagens. Auch der Abtrieb spielt bei beiden Fahrzeugen eine große Rolle. Die Downforce wird bei einem DTM-Auto nur anders erzeugt.“

In allen Bereichen soll das Maximum an Performance herausgeholt werden
In allen Bereichen soll das Maximum an Performance herausgeholt werden
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Inwiefern?
Dyer: „In der DTM ist der Frontsplitter von entscheidender Bedeutung, der im Vergleich zum Frontflügel eines Formelautos jedoch nicht individuell verstellt werden kann. Das ist eine Herausforderung. Man versucht also, dasselbe zu erreichen wie zum Beispiel in der Formel 1, nutzt aber andere Mittel und Wege.“

Sie sprechen die engen Grenzen des DTM-Reglements an. In welchen Bereichen sehen sie den größten Spielraum für Modifikationen?
Dyer: „Da wir bei der Aerodynamik in der Weiterentwicklung eingeschränkt sind, konzentrieren wir uns eher auf andere Bereiche. Vor allem durch die Optimierung des Setups unserer BMW M3 DTM können wir den größten Unterschied machen. Dabei spielen die Renningenieure der einzelnen Teams und die Fahrer eine entscheidende Rolle.“

Welches sind die größten Unterschiede zwischen Ihrer Aufgabe als Chefingenieur im DTM-Projekt und Ihren früheren Aufgaben? 
Dyer: „Die größte Herausforderung ist, dass BMW Motorsport nur erfolgreich sein kann, wenn die einzelnen Einsatzteams perfekt funktionieren. Sie setzen die Autos letztlich in den Rennen ein. In der Formel 1 ging es hauptsächlich darum, dass man selbst und die engsten Mitarbeiter einen guten Job machen. Für BMW Motorsport ist es dagegen entscheidend, gemeinsam mit den Teams das Maximum aus dem Gesamtpaket herausholen zu können. Ich arbeite jetzt viel mehr mit Menschen zusammen, als mich im Detail um die Technik zu kümmern. Ich muss kommunizieren, motivieren, koordinieren.“

Stephan Carls