Dakar 2013: Stefanie Manns - pfeilschnell, selbstbewusst und zielstrebig – von Omas Autohaus zur Rally Dakar!
(Speed Magazin) Bei ihrer ersten Teilnahme an der Rally Dakar 2012 hat die 31jährige Wahlmünchnerin Stefanie Manns ihre Motorsportkarriere mit einem besonderen Erfolg gekrönt: Sie fuhr als Schnellste von insgesamt drei Frauen im 180-Mann-starken Teilnehmerfeld ins Ziel und erreichte den 60. Platz in der Autokategorie. Wie sie sich als eine der wenigen Frauen im Motorsport fühlt, wie sie sich auf „die Dakar“ vorbereitet und wie ihre Ziele für die Zukunft aussehen, erzählt Stefanie Manns im Interview.Du bist 2012 zum ersten Mal bei der Rally Dakar mitgefahren – was war dabei die grösste Herausforderung?
Stefanie Manns: Die Dakar ist ein Mythos und das härteste und längste Rallye-Rennen der Welt. Zwei Wochen und 9.000 Kilometer lang kämpft man in 14 Etappen von Mar de Plata nach Lima gegen die Zeit, die Technik, die Bedingungen. Temperaturunterschiede zwischen null Grad mit Schnee auf den Pässen und plus 50 Grad in den Wüstengebieten sind heftig. Es kommt vor, dass der Motor überhitzt; oder man fährt sich fest und muss sich alleine mühevoll aus dem Wüstensand schaufeln. Dazu kommen die psychischen Belastungen. Die Dakar wird im Kopf entschieden.
Was meinst Du mit „die Dakar wird im Kopf entschieden“?
Stefanie Manns: Wer mental stark ist und mit der Anspannung umgehen kann, ist im Vorteil. Man muss sich seine Kräfte gut einteilen können und auf alles gefasst sein. Dabei hilft Erfahrung, die ich aber leider nicht hatte. Doch es geht ja nicht nur um das Fahren und die endlosen Kilometer durch die Wildnis. Auch die Verhältnisse in den Camps sind schwierig. Man schläft im Zelt und hat wenig Ruhe, weil in der Nacht geschweisst und gehämmert wird, um die Fahrzeuge zu reparieren. Ausserdem zieht das gesamte Camp mit 3.000 Mann ständig um – das schlaucht. Man ist weit weg von zu Hause, versteht die Sprache nicht. Und man muss seine Ansprüche extrem zurückschrauben und lebt auf engstem Raum mit Menschen, die man vorher gar nicht kannte.
Ist man als Frau im Motorsport und bei der Dakar ein Exot?
Stefanie Manns: Ja, schon. Bei der Dakar war ich eine von drei Autofahrerinnen unter 180 Männern. Die meisten dachten zunächst ich bin nur eine Beifahrerin, bis sie kapiert haben: Das ist das Mädel, das das Auto fährt! Das ist natürlich speziell. Ich habe mich aber sehr respektiert gefühlt und bin ja sogar ins Ziel gekommen. Nach dem 60. Platz in der Autokategorie konnte ich mächtig stolz auf mich sein!
Wie ist aus Dir eine Motorsport-Fanatikerin geworden?
Stefanie Manns: Ich bin mit Autos aufgewachsen – Autofahren ist einfach meine Welt. Meine Oma hatte ein Autohaus und meine Eltern eine LKW-Vermietung in Osterode. Als ich 15 war habe ich dann das erste Mal ein Formel-1-Rennen live gesehen und wollte das sofort auch machen. Schliesslich habe ich an einem Rennfahrerkurs teilgenommen und bin mit 16 und 17 in der Formel Ford gefahren, der Nachwuchsklasse also, in der auch Nick Heidfeld und Schumi angefangen haben. Dann habe ich in Wolfsburg Fahrzeugtechnik studiert und bin für mein Diplom nach München gezogen. In der Zeit als ich bei BMW in der Entwicklung gearbeitet habe, habe ich einige Top-3-Platzierungen bei Rundstreckenrennen erreicht. Ab 2008 gab es dann fast nur noch Rallye für mich und ich bin ganz erfolgreich bei der Tuareg Rallye Marocco, der Rallye Mongolia und der 4.000 Kilometer langen Silkway Rallye in Russland mitgefahren. Rallye-Fahren ist faszinierend: fremde Länder und Kulturen, völlig unbekannte und teils extrem schwierige Bedingungen, die Langstrecke, einfach genial.
Was bedeutet dir München, wie sieht dein Leben hier aus?
Stefanie Manns: München bietet eine unglaubliche Lebensqualität. Man ist in Nullkommanichts in den Bergen, an den Seen, in der Natur. Für mich als Sportlerin ein absolutes Plus. Und wir wohnen im Glockenbachviertel, somit bin ich fast jeden Tag in dieser schönen Gegend unterwegs. Wir gehen in die Bar Centrale, das Fedora oder den Kaisergarten. Ich mag es, wenn man in seinem Stammlokal vom Wirt mit Namen begrüsst wird – das hat südliches Flair. Das ist München für mich.
Wie hältst du dich für die Rallye Dakar fit? Hast du ein Trainingsprogramm?
Stefanie Manns: Rallye-Fahren ist sehr anstrengend, der Körper muss Einiges aushalten und über längere Zeit hinweg immer wieder Kraftreserven mobilisieren können. Ich mache eigentlich non-stop sehr viel Ausdauersport – Radfahren, Joggen und so weiter –, was natürlich von Vorteil ist. Etwa zwei Monate vor der Dakar intensiviere ich das Programm. Ich fahre ein bis zwei mal pro Woche drei bis fünf Stunden Rennrad, dazu kommen Studio-Kurse wie „Hot Iron“ für die Kraft und Koordination oder Kickboxen für Schultern und Rücken, Kondition und Konzentration.
Was sind deine Ziele für 2013?
Stefanie Manns: Ich möchte dazu beitragen, dass der Rallye-Sport in Deutschland eine höhere Bekanntheit und mehr Ansehen erhält. Rallye-Fahren ist so anspruchsvoll, spannend und vielschichtig, das verdient Anerkennung. Ausserdem habe ich bei der Dakar Blut geleckt. Ich möchte nächstes Jahr wieder mitmachen und unter das erste Drittel fahren. Vielleicht sogar im Renn-Truck.
Freedom und Enterprise / J.M