Die Essen Motor Show ist jetzt geöffnet bis 10.12.2017
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Essen Motor Show 2017: Ohrenstöpsel im Ticketpreis enthalten

(Speed-Magazin.de) Das erste Wochenende der Essen Motor Show (bis 10.12.2017) läuft trotz Neuschnee zu alter Form auf: Voraussichtlich 300 000 Besucher stehen 500 Ausstellern gegenüber, wenn sich bei der 50. Tuning- und Motorsportschau auf dem Grugagelände auch in diesem Jahr die Großen der Motorsportszene die Klinke in die Hand geben. So lassen Klaus Ludwig und Volker Strycek die DTM-Ära in einer Sondershow Revue passieren. Aber auch Szene-Stars wie Sydney Hoffmann stellen sich hier ihrer Fangemeinde. Als hoher Besuch aus Übersee ist Caroll Shelbys Enkel Aaron mit der amerikanischen Interpretation von Performance in diesem Jahr mit dabei.

Bei der Essen Motor Show feiert hier einer der wichtigsten Motoren in der Tuningbranche das gleiche Jubiläum: Mercedes AMG. Mit einer Sondershow zu fünfzig Jahren Fahrzeugveredelung und Motorsport aus Affalterbach wird der Besucher in Halle 3 unter Anderem mit der „Roten Sau“, einem 300 SEL 6.8 AMG empfangen. In Halle 6 ist unterdessen die DTM-World mit dem fast schon traditionellen Expertentalk mit Rennfahrerlegenden wie Olaf Manthey, Klaus Ludwig und Volker Strycek zu sehen. Die GT3-Fahrzeuge von Rowe, Haribo und dem Sieger-R8-LMS von Land sind über die Messe verteilt ebenfalls ausgestellt.

Die Hallen 1A und 9 sind gefüllt mit spektakulären Tuning-Fahrzeugen aus ganz Europa. In Halle 7 brennt wie üblich der Asphalt auf dem Showground. Hier zeigen Driftkünstler ihre Fähigkeiten und laden zur Taxifahrt im Quertrieb ein. Ohrenstöpsel sind beim Motor-Show-Ticket aus Sicherheitsgründen inklusive.


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Ford Performance und KTM trumpfen mit neuen GT4-Fahrzeugen wie dem Ford Mustang oder dem seit zwei Tagen endlich mit deutscher Zulassung versehenen X-BOW GT4 auf. Ford bietet mit Ford Performance zudem seit Neuestem auch spezielle Rennsportteile für den Kundensport an, die auf die Fahrzeuge abgestimmt sind. Den Anfang macht bei den Straßenvarianten der Focus RS, der nun auch mit „Drift-Stick“ bestellt werden kann, einer hydraulischen Handbremse, bei der der Antrieb ohne Kupplungsbetätigung entkoppelt und 100 Prozent der Kraft ausschließlich an die Hinterachse übertragen wird. Bei der Eröffnung der Messe wurde dieser dem Publikum unter viel Reifenqualm vorgestellt.

Hersteller wie BMW, Hyundai, Kia, Nissan, Opel, Renault, Smart und Toyota stellen neben der normalen Verbrenner-Produktpalette ihre neuen E-Fahrzeuge aus. In diesem Jahr auch mit dabei: Lada. Der russische Automobilhersteller möchte mit günstigen Alltagsfahrzeugen á la Dacia bei den Deutschen Fuß fassen. Ein weiterer Sonderling auf der Messe: Shelby Motors. Die Traditionsmarke aus Texas, die sich nach wie vor auf die Veredelung von Ford-Produkten spezialisiert, reist persönlich an. Aaron Shelby und Gary Patterson stehen Rede und Antwort zum Ford F-150 Super Snake und den mächtigen Shelby-Varianten von Mustang und Co.

Im Classic-&-Prestige-Salon zeigt der Veranstalter SIHA wie üblich die Sensationen der sportlichen Automobilgeschichte. Historische Sport- und Luxusfahrzeuge aus vergangenen Zeiten werden hier zum Leben erweckt und präsentieren sich im meist makellosen Blechkleid. Highlights unter den Exponaten sind unter anderem ein Ferrari F40 und ein Porsche 959, deren Fotos vor rund dreißig Jahren als Poser die Wände der Kinderzimmer schmückten.


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Die Oldtimerszene, die sich aktuell etwas zu stabilisieren scheint, ist nach wie vor gierig nach seltenen und limitierten Fahrzeugen. Entsprechend sind viele kleinere Händler historischer Dokumente, Poster, Explosionszeichnungen und Modelle der begehrten Klassiker ebenfalls vor Ort.

Es ist wie immer, aber doch ein bisschen anders. Während das eine Lager das Bunte, Schrille und Aufregende in den Mittelpunkt rückt und auch auf der Modeebene auf die Individualität der Fans setzt, wird es in der Gegenrichtung nüchterner und sauberer. Gerade im Bereich Felgen setzen sich CNC-gefräste, mehrteilige Edelstücke mit verspielter Optik durch, die der Goldkette am Volant Platz machen. Ein Satz in 19 Zoll kann gut und gerne 5000 Euro und mehr kosten – ohne Reifen versteht sich.

Auch die Szene-Rockstars Sydney Hoffmann und Jean-Pierre Krämer gehen neue Wege. Während noch vor Kurzem das Freakige der Schlüssel zur meist jungen Kundschaft war, bewegt sich der eigene Stil in eine nüchterne, möglichst perfekte Linie. „Ich bin jemand, der gegen den Strom schwimmt. Während alle auf buntes Design stehen, komme ich in diesem Jahr mit mattgrauer Folie“ hatte Sydney Hoffmann in der Pressekonferenz am Freitag vor dem Preview-Day der Messe gesagt. Seine jungen Fans werden es ihrem Trendsetter wohl kaum übel nehmen.


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Der Verband der deutschen Automobiltuner (VDAT) kommt mit zwei Polizisten im Gepäck zur Messe, die einen getunten Golf GTI mit Polizei-Folierung präsentieren. Das Auto soll nicht nur interessieren, sondern die Tuningfans über sichere Umbauten informieren, bei denen das Fahrzeug verkehrssicher ist. Immer wieder war es in der Vergangenheit zu Situationen gekommen, in denen Beamte die modifizierten Fahrzeuge wegen illegaler Umbauten aus dem Verkehr ziehen mussten. Dagegen steuert seit vielen Jahren die Kampagne „Tune it! Safe!“.

Unterdessen tobt die deutsche Tuningszene bei den sozialen Medien: In der Ruhrmetropole, speziell in Essen gebe es seit Mitte der Woche verstärkte Kontrollen, bei denen gezielt modifizierte Fahrzeuge – meist von den Ausstellern selbst – herausgewinkt würden, beklagen manchen Fans. Der Polizei Essen wird vorgeworfen, eine wichtige Veranstaltung innerhalb der eigenen Stadt dadurch unattraktiver zu machen. Auch auf der Messe selbst klagten einzelne Ausstellern. Wer schön sein will, muss eben manchmal auch leiden.

AMPNET / RB