FIA WRC Rallye Italien: Mark Webber analysiert den Titelkampf zwischen Sébastien Ogier und Thierry Neuville
(Speed-Magazin.de) Mit dem Start der Rallye Italien in Alghero/Sardinien geht das Duell zwischen dem viermaligen Weltmeister Sebastien Ogier und Thierry Neuville in die nächste Runde. Nur 22 Meisterschaftspunkte trennen den Titelverteidiger und seinen Herausforderer.Der ehemalige Formel-1- und Le-Mans-Pilot Mark Webber, an diesem Wochenende zum zweiten Mal Gast-Kommentator bei Red Bull TV, analysiert die Situation. Mark weiß wie kaum ein anderer, wie es sich anfühlt, gegen einen viermaligen Weltmeister mit Vornamen Seb anzutreten – er war in der Formel 1 bei Red Bull Racing fünf Jahre lang Teamkollege von Sebastian Vettel. In dieser Zeit gewann Webber neun Grand Prix.
Wie beurteilt der Australier also den Zweikampf zwischen M-Sport-Fahrer Ogier und Hyundai-Werkspilot Neuville? Beide haben in dieser Saison schon zwei Rallyes gewonnen. Im Moment scheint Ogier Oberwasser zu haben. Er gewann die Rallye Portugal und kommt nach Sardinien mit dem klaren Ziel, die Tabellenführung auszubauen. Welche Tipps hat Webber für Neuville, so von Außenseiter zu Außenseiter?
„Wenn ich Thierry wäre, würde ich auf keinen Fall versuchen, Sébastien mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen“, sagt Mark. „Ich weiß, es ist schwierig. Aber Thierry muss sich ganz auf sich selbst konzentrieren, muss alles andere ausblenden. Er muss zusammen mit seinem Team nur diese Rallye im Fokus haben. Wer weiß, vielleicht kommt später in der Saison die Gelegenheit, dass ihm die Teamkollegen irgendwie helfen können.“
Anders als beim Duell Vettel vs. Webber fahren Ogier und Neuville für unterschiedliche Teams. Sie könnten möglicherweise tatsächlich auf Unterstützung der jeweiligen Teamkollegen hoffen . . .
„Für Thierry ist es möglicherweise das erste Mal, dass er in einen solchen Zweikampf verwickelt ist“, ergänzt Mark. „Für das Selbstvertrauen ist das natürlich toll, aber er wird auch immer wieder mit ungewohnten Situationen konfrontiert. Sébastien seinerseits hat das alles schon x-mal erlebt. Er hat sich vor Jahren mit Sébastien Loeb duelliert und war in den letzten vier WM-Saisons immer der Gejagte. Er hat einige beeindruckende Zweikämpfe gewonnen – und dabei eine beeindruckende Pokale-Sammlung angehäuft.“
Aber Neuville kann es herzlich egal sein, wie lange Ogier braucht, um alle Trophäen für 40 WM-Siege und 61 Podiumsplatzierungen zu polieren. Der Belgier selbst hat bereits vier WM-Siege und 23 Podiumsplatzierungen auf dem Konto.
Webber glaubt, für Neuville ist es das Beste, keine Gedanken an solche Details zu verschwenden. „Nur dann kann er die mentale Stärke entwickeln, das Titelduell mit Ogier notfalls bis zur letzten Rallye des Jahres fortzusetzen. Er muss sich einzig auf die wichtigen Dinge konzentrieren, von Rallye zu Rallye denken. Es bringt nichts, Sébastien gedanklich auf ein Podest zu stellen“, lautet Marks Ratschlag. „Es stimmt, Neuville hat in dieser Saison schon ein paar Fehler gemacht. Aber das ist ein wichtiger Teil des persönlichen Entwicklungsprozesses. Aus Fehlern muss man als Sportler lernen, mit dieser Erfahrung im Rücken laufen zukünftige Rallyes besser.“
Aber auch Ogiers Saison 2017 verlief bis heute nicht komplett ohne Probleme. „Seb und sein Team M-Sport haben ebenfalls schon ein paar Punkte verschenkt. Sie hatten gelegentlich mit der Zuverlässigkeit zu kämpfen. Aber das Gute für M-Sport ist, dass sie keinen Hersteller hinter sich haben, der Druck ausübt. Sie müssen weniger politische Rücksicht nehmen“, analysiert Webber. „Ich würde also sagen, theoretisch sind Ogier und Neuville gleichauf. Der Kampf um den Sieg ist völlig offen.“
Genauso war es bei den bisherigen sechs Rallyes in einer Saison, die so spannend verläuft, wie schon lange nicht mehr. Klammert man die Rallye Monte Carlo aus, bei der aufgrund der sehr speziellen Streckenverhältnisse die Zeitunterschiede meistens sehr groß sind, lagen zwischen Sieger und Zweitplatzierten der bisherigen WM-Läufe jeweils nur knapp über 22 Sekunden.
Die Rallye Italien startet am Donnerstagabend mit einer kurzen-Super-Wertungsprüfung in der Nähe von Alghero. Richtig los geht es am Freitag, bis Sonntag stehen in der sommerlichen Hitze der Mittelmeerinsel insgesamt 19 Schotter-Wertungsprüfungen auf dem Programm. Red Bull TV überträgt die WP 13 am Sonntag live, Mark Webber wird dabei als Gast-Kommentator seine Analyse fortsetzen. Red Bull TV bringt außerdem jeweils abends eine Zusammenfassung des Tages. Zusammen mit Mark Webber treten Red Bull TV Anchorman Mike Chen – mit ein paar Tipps für Webber für dessen ersten Besuch auf Sardinien – und WRC-Experte Matt Wilson vor die Kamera.
Red Bull TV / JM