Carlos Sainz (Peugeot) gewinnt die Rallye Dakar zum zweiten Mal
© Red Bull Content Pool | Zoom

Dakar: Carlos Sainz gewinnt die Rallye Dakar 2018! Dirk von Zitzewitz gesamt 3er

(Speed-Magazin.de) 185 Fahrzeuge schafften es bei der 40. Auflage der Rallye Dakar 2018 ins Ziel: 85 Motorräder, 32 Quads, 49 Autos inclusive 6 SxS und 19 Trucks – das sind 55% jener Fahrer und Fahrerinnen, die vor zwei Wochen in Lima am Start gestanden hatten. Die Etappensiege von Kevin Benavides bei den Motorrädern, Giniel de Villiers und Co-Pilot Dirk von Zitzewitz bei den Autos und Ton van Genugten in der Truck-Wertung hatten gestern keinen Einfluss mehr auf die Spitzenplätze der Rallye. Matthias Walkner krönte sich zum ersten Österreicher in der Geschichte der Dakar, der die Motorrad-Gesamtwertung für sich entscheiden konnte. Er hat damit für KTM den 17. Dakar-Sieg in Folge erzielt. Peugeot konnte beim letzten Dakar-Antritt den Titel auch noch einmal verteidigen, aber diesmal war es nur ein Auto aus dem Stall, das sich bei der Siegerehrung am Podium befand – nämlich jenes von Gesamtsieger Carlos Sainz. Bei den Trucks konnte sich Eduard Nikolaev seinen dritten Dakar-Titel hinter dem Steuer seines Kamaz holen.

Im Detail

Die erste große Überraschung bei den Motorrädern war der frühzeitige Ausfall von Sam Sunderland am 4. Tag der Rallye in den Dünen von San Juan de Marcona. Der Titelverteidiger und Gewinner von 2 der ersten 3 Etappen hinterließ ein hungriges Feld, das sodann von Adrien van Beveren und Kevin Bevanides angeführt wurde. Die beiden forderten die Dominanz von KTM heraus und wechselten sich an der Spitze der Gesamtführung mehrmals ab. Auch Joan Barreda und Antoine Méo hatten immer wieder ein Wort mitzureden – aber dann kam Etappe 10. Benavides machte einen folgenschweren Navigationsfehler in den Flussbetten von Belén und riss einige Spitzenfahrer mit sich ins Verderben, darunter Toby Price. Nur Matthias Walkner und Adrien van Beveren blieben (vorerst) verschont. Letzterer stürzte mit seiner Yamaha 3 Kilometer vor dem Ziel und hinterließ somit den Österreicher solo an der Spitze des Fahrerfelds. Der 31-Jährige konnte die Gesamtführung bis zur Schlussetappe halten und feierte gestern den größten Triumph seiner Karriere. Außerdem holte er für KTM den 17. Dakar-Sieg in Folge.

Dirk von Zitzewitz und Giniel de Villiers (Toyota) zelebrieren Platz 3 in der Gesamtwertung
Dirk von Zitzewitz und Giniel de Villiers (Toyota) zelebrieren Platz 3 in der Gesamtwertung
© Ellen Lohr mit Leica X-U
Auch einer der Favoriten bei den Autos, Sébastien Loeb, musste sich am Tag nach seinem ersten Etappensieg geschlagen geben. Dies war weder die erste noch die letzte dramatische Wendung bei dieser unberechenbaren Dakar. Nani Roma vom deutschen Team X-raid schied bei Pisco frühzeitig aus und Stéphane Peterhansel verlor nach einem Unfall auf der Marathonstrecke nach Uyuni sehr viel Zeit. Nicht einmal Dünen-Experte Nasser Al-Attiyah blieb unversehrt, verlor er doch nach nur vier Renntagen im Sand rund um San Juan de Marcona über eine Stunde! Man hatte es im Vorfeld nicht von ihm erwartet, aber Carlos Sainz profitierte von all diesen Missgeschicken und lieferte eine solide Performance nach der anderen ab. „El Matador“ attackierte präzise und kontrollierte das Rennen in seinem 3008 Maxi bis zum Schluss. In Córdoba durfte er dann aufs oberste Podest steigen und so wie auch im Jahre 2010 verwies der Spanier dabei Al-Attiyah auf die Plätze. Giniel de Villiers konnte mit seinem deutschen Co-Piloten Dirk von Zitzewitz den dritten Rang feiern und Stéphane Peterhansel musste sich mit dem unglücklichen vierten Platz begnügen.

Eduard Nikolaev startete seine achte Dakar mit einem Höllentempo. Dank seiner tollen Performance in den peruanischen Dünen baute er seinen Vorsprung auf das restliche Feld bald weit aus. Einzig und allein Federico Villagra wurde ihm gefährlich. Der argentinische Iveco-Fahrer überholte den russischen Kamaz-Fahrer sogar in der Gesamtwertung, musste aber aufgrund eines Getriebeproblems auf der vorletzten Etappe aufgeben. Damit war der Weg für Nikolaev frei, um sich seinen dritten Dakar-Sieg zu schnappen. Der Zweitplatzierte, Siarhei Viazovich, hatte im Ziel mehr als 4 Stunden Rückstand.

Im zweiten Jahr der SxS-Kategorie demonstrierte Reinaldo Varela seine Konstanz mit fünf Etappensiegen und dem Gesamtsieg. Der Brasilianer lieferte sich dabei aber einen harten Zweikampf mit dem Franzosen Patrice Garrouste, der ebenso 5 Etappen für die entscheiden konnte.

Die Deutschen im Ziel

Rang 22 für das Vater-Sohn-Duo Jürgen und Max Schröder
Rang 22 für das Vater-Sohn-Duo Jürgen und Max Schröder
© Ellen Lohr mit Leica X-U
Co-Pilot Dirk von Zitzewitz und Giniel de Villiers feierten nach der gestrigen Schlussetappe ihren siebten gemeinsamen Podiumsplatz bei der Dakar. Das südafrikanisch-norddeutsche Duo landete mit 1 Stunde, 16 Minuten und 41 Sekunden Rückstand auf Carlos Sainz auf Rang 3 der Gesamtwertung. „Das war definitiv die härteste Rallye Dakar seit langer Zeit. Ich bin nicht nur froh, dass wir den Hilux ins Ziel gebracht haben, sondern auch stolz darauf, dass zwei Toyota am Ende auf dem Podium stehen und dass wir einer davon sind. Respekt an die ganze Mannschaft – das war eine extreme Herausforderung, und dass wir die so gut gemeinsam gemeistert haben, aller Rückschläge zum Trotz: Hut ab“, so von Zitzewitz in Córdoba.

Mit über 16 Stunden Rückstand landeten Co-Pilot Andreas Schulz und der Finne Mikko Hirvonen aus dem deutschen X-raid-Team auf Platz 19 im Gesamtklassement. Sie brachten als einzige Crew den MINI John Cooper Works Buggy ins Ziel.

Obwohl Jürgen und Max Schröder eigentlich auch in die Top 20 fahren wollten, dürfen sie mit dem 22. Gesamtrang sehr zufrieden sein. Es ist nicht nur das bisher beste Ergebnis für Jürgen Schröder, er hat es auch geschafft, die Dakar als Fahrer mit zwei seiner drei Söhne als Co-Piloten erfolgreich zu beenden! Der deutsche Privatier feiert kommende Woche seinen 60. Geburtstag.

Die beste Performance

Jose Ignacio Cornejo Florimo tat viel mehr als nur seine Pflicht, nachdem er in letzter Minute für den verletzten Honda-Fahrer Paulo Goncalves eingesprungen war. Der 23-jährige Chilene erzielte mehrere Platzierungen in den Top 10. Auch in der Gesamtwertung holte er sich gestern den zehnten Platz. Ähnlich wie Kevin Benavides könnte Cornejo die nächste große Hoffnung für Honda werden, um die Siegesserie von KTM endlich zu brechen.

Das größte Pech

Matthias Walkner (KTM) gewinnt als erster Österreicher die Motorradwertung der Dakar
Matthias Walkner (KTM) gewinnt als erster Österreicher die Motorradwertung der Dakar
© Ellen Lohr mit Leica X-U
Stéphane Peterhansel führte die Gesamtwertung an, als er auf der sechsten Etappe nach Uyuni nach einem Crash alles verlor. Der Peugeot-Fahrer dachte aber nicht ans Aufgeben, sondern kämpfte sich schon nach drei Tagen und seinem insgesamt 30. Etappensieg bei einer Dakar zurück auf Platz 2 der Gesamtwertung. Auf der vorletzten Stage rammte er einen Baum und fiel erneut vom Podium. Schlussendlich beendete Peterhansel seine 29. Dakar auf dem undankbaren 4. Platz – als 13-facher Sieger weit von seinen Erwartungen entfernt. Die 40. Auflage der Rallye könnte für „Mister Dakar“ die letzte gewesen sein ...

Statistik des Tages

Macht Platz für die Jungen! Nach den Abgängen von Marc Coma und Cyril Despres befindet sich die Motorrad-Kategorie seit den letzten Jahren im Umbruch. Die „Young Guns“ tummeln sich in diesem Jahr mehr denn je in der Gesamtwertung: 8 von 10 Fahrern, die es in Córdoba ins Ziel geschafft haben, waren noch nie öfter als 5 Mal bei einer Dakar dabei. Nur Gerard Farrés hat als Mitglied der „Old Dogs“ 11 Rallyes auf dem Buckel.

Zitat des Tages

Carlos Sainz: „Ich bin überglücklich. Wir haben es geschafft. Ich glaube, ich habe diesen Erfolg verdient, weil wir sehr viel Arbeit in dieses Auto gesteckt haben. Ich hatte Höhen und Tiefen, habe aber immer mein Bestes gegeben. Diese Auflage der Rallye war wirklich sehr, sehr hart. Ich weiß nicht, ob ich nächste Jahr noch dabei sein werde. Jetzt werde ich diesen Sieg erstmal genießen, nach Hause fahren, mit meiner Frau sprechen, mit meiner Familie und dann werden wir sehen. Peugeot wird ja nächstes Jahr auch nicht mehr dabei sein, also werden wir sehen.“

Ellen Lohr / DW