Deutschlands größte Winterrallye für Oldtimer feiert ihr silbernes Jubiläum
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AvD-Histo-Monte 2017: Die Ruhe vor dem Gipfel-Sturm

(Speed-Magazin.de) Das große, dreiflügelige Backsteingebäude aus der Kaiserzeit liegt um halb acht noch ganz still in der Dämmerung. Bereits Montag wurde alles für die 82 startenden Teams zur 21. AvD-Histo-Monte vorbereitet.

Im zweiten Stockwerk der alten Fabrik ist das temporäre Büro der Agentur Plusrallye eingerichtet, wo gleich, ab 11 Uhr, die Dokumentenabnahme stattfinden wird. Langsam kommt nun Schwung in den Laden und die ersten Fahrzeuge treffen im weitläufigen Innenhof ein, die sich in den nächsten Tagen auf das große, klassisch motorisierte Abenteuer nach Monte Carlo begeben werden. Links und rechts wird dieses Szenario stilvoll von zwei gläsernen Schaukästen im XXL-Format eingerahmt, in denen Audi Tradition zwei eindrucksvolle Rallye-Ikonen ausgestellt hat. Dabei auch Walter Röhrls Audi Sport quattro S1, der inzwischen von vielen Gästen mit Kameras umlagert wird.

Nun hat das Team in der Dokumentenausgabe alle Hände voll zu tun, denn der Andrang der Teilnehmer wächst in der Mittagszeit. Die Jacken von Uvex werden ausprobiert, die praktischen Kunststoffkästen von Bott ausgegeben mit Roadbook und allem, was für die Rallye gebraucht wird, dazu eine großes Winterset von Sonax, um auch im Hochgebirge den klaren Blick zu bewahren.

Im Hof machen sich die ersten auf den Weg zur Eichstrecke, um ihre Messgeräte onboard auf die richtige Gangart zu trimmen, während der TÜV Süd die Technische Abnahme durchführt. Glanz haben die Prüfer auf den Augen, wenn zum Beispiel beim Porsche 911 mit kurzem Chassis von 1968 die Klappen geöffnet werden: ein Auto, original dem Monte-Siegerwagen von Vic Elford nachempfunden, ungedämpft und abgestrippt bis aufs blanke Blech, auf dem der Überrollkäfig verschraubt ist. Streckensprecher Peer Günther stellt die Fahrzeuge der Reihe nach vor, und das Publikum geht mit, bis ein Raunen durch die Menge geht: Er ist da!

Auf dem Parkplatz bildet sich eine dichte Traube um den soeben eingetroffenen Audi Quattro A2, dem nun der zweifache Rallye-Weltmeister Walter Röhrl entsteigt. Der „Lange aus Regensburg“ muss sofort den Edding zücken und Rallyeschilder, Plakate und alles andere signieren, Motorhauben und sogar das ferngesteuerte Modell eines Audi quattro samt Karton von 1982. „Den habe ich selbst als Kind geschenkt bekommen“, so der Autogrammjäger, „ich war schon immer Röhrl-Fan, wie man daran leicht erkennen kann“, und der nun mit Unterschrift gekrönte Westentaschen-Bolide wird ganz vorsichtig verstaut.

Das breite Feld der Škoda-Fahrzeuge fällt auf, was aber auch kein Wunder ist. In den nächsten Tagen wollen die Tschechen an den ersten Monte-Klassensieg erinnern, der ihnen vor genau 40 Jahren geglückt ist. Und im Publikum auch eine Rallye-Legende aus der ehemaligen DDR. Wir wechseln einige nette Worte mit Egon Culmbacher, der einst auf Wartburg 353 erfolgreich unterwegs war. Ein anderer Promi musste leider kurzfristig absagen. MotoGP-Pilot Esteve „Tito“ Rabat hat sich unlängst bei Testfahrten in Sepang verletzt und muss daher auf seine Rallye-Premiere verzichten. Der Katalane wird aber würdig vertreten: Stefan Prein, im normalen Leben „Riding Coach“ im Marc VDS Racing Team, übernimmt das Steuer des 1992er Škoda Favorit. Wenn Prein auf vier Rädern ähnlich gut unterwegs ist wie auf zweien, dann müssen sich die anderen Rallyefahrer warm anziehen. Prein war in den 80er-Jahren zwei Mal Deutscher Meister und wechselte dann in die Weltmeisterschaft.

Nach einem Fahrer-Lehrgang mit dem Rallyeleiter der AvD-Histo-Monte und fünffachen deutschen Rallyemeister Peter Göbel folgte am Abend eine Begrüßung und das Fahrerbriefing, bevor der Abend mit einem Fahrerfest in der Klassikstadt Frankfurt zu Ende ging. Nun wartet alles auf den Start der 21. AvD-Histo-Monte!

Vorschau: Tag 1 von Frankfurt nach Freiburg
Die Frankfurter Skyline im Rückspiegel, den Hafen von Monaco im Visier: So beginnt die Jubiläumsausgabe der AvD-Histo-Monte. Der erste Tag führt durch den Odenwald und Kraichgau in den Schwarzwald. Neben den stimmungsvollen Ortsdurchfahrten in Hirschhorn am Neckar sowie Haslach im Kinzigtal können sich die Teilnehmer auch auf echtes Winterwetter freuen. In den Höhen des Schwarzwalds – der Rallye-Tross erklimmt unter anderem den über 1200 Meter hohen Kandel – liegt der Schnee nicht nur neben der Straße, der 24h-Vorauswagen fand bei seiner Besichtigung auch schneebedeckte Pisten vor!

AvD-Histo-Monte / DW