Max Verstappen feierte seinen sechsten GP-Sieg
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Formel 1 GP Österreich: Das Formel-1-Reife(n)zeugnis des SID

(Speed-Magazin.de) Nach einen verpatzten Start, eine unglaubliche Aufholjagd im letzten Renndrittel und Übernahme der Führung in den letzten Runden hat Max Verstappen seinen Vorjahressieg in Spielberg wiederholt. Mehr als 5 Millionen Zuschauer haben bei RTL den Red-Bull-Heimsieg gesehen. 

MAX VERSTAPPEN
Auf dem Weg zum sechsten Sieg seiner Formel-1-Karriere war Max Verstappen mal wieder wenig zimperlich. Es galt, die gesammelte Prominenz der Königsklasse auszuschalten, und der Niederländer tat dies mit einer Mischung aus Härte und Kalkül. Das letzte Manöver gegen Charles Leclerc war an der Grenze des Erlaubten, doch die Rennleitung bewies ein gutes Gespür und stahl der Formel 1 dieses mal nicht ihren Sieger - anders als noch vor drei Wochen in Kanada, als Sebastian Vettel der Leidtragende war. Verstappen jedenfalls beweist ein ziemlich gutes Timing, wenn es um seine bislang noch recht seltenen Siege geht: Im Vorjahr hatte er ebenfalls den Heim-Grand-Prix seines Red-Bull-Teams in Spielberg gewonnen.

SEBASTIAN VETTEL


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Was denn noch alles in diesem eigenartigen Jahr? 2019 ist ja schon deshalb ein undankbares für Vettel, weil sein Ferrari ganz offensichtlich kein Auto ist, mit dem man gegen Mercedes die WM gewinnen kann. Doch was auf den wenigen Strecken geschieht, die dem SF90 liegen, grenzt mittlerweile an Slapstick. Bahrain: Vettel dreht sich früh und wirft so die Siegchance weg. Kanada: Vettel kommt als Erster ins Ziel, doch eine umstrittene Fünf-Sekunden-Strafe bringt ihn um den Erfolg. Und nun Österreich: Im Qualifying zwingt ihn ein Defekt zur Tatenlosigkeit, der Start von Platz neun ist die Folge. Im Rennen kommt Vettel dann zum Reifenwechsel an die Box - und die Mechaniker haben die neuen Reifen noch nicht griffbereit. Vettels Krise ist allerdings zugleich eine Ferrari-Krise.

CHARLES LECLERC
Denn auch Charles Leclerc bleibt ja ohne Saisonsieg. Der Monegasse machte eigentlich alles richtig, er hätte diesen Sieg ebenso verdient, wie Max Verstappen. Leclerc dominierte die Trainings-Einheiten, fuhr souverän zur Pole Position und führte das Rennen lange Zeit ebenso souverän an. In der zweiten Rennhälfte bauten seine Reifen allerdings rapide ab, Leclercs Bolide war eine stumpfe Waffe, und mit dieser konnte er Verstappens wilde Angriffe nicht mehr abwehren. Spielberg wäre Ferraris große Chance gewesen, die langen Geraden liegen dem Auto, das seine Schwäche auf kurvigen Strecken hat. Und langsam stellt sich die Frage, wo Ferrari in diesem Jahr überhaupt noch gewinnen will.

MERCEDES
Acht Siege aus acht Rennen, doch in Spielberg plötzlich chancenlos! War es das mit der Mercedes-Dominanz? Ein ziemlich klares Nein. Dass Mercedes auf dem geradlinigen Kurs in der Steiermark nicht der große Favorit ist, war vorher klar, zu sehr ist das Auto auf Kurvengeschwindigkeit ausgelegt. Auch in Zukunft bleibt der Mercedes W10 aber der beste Allrounder im Feld, schon beim kommenden Rennen in Silverstone dürfte sich das ziemlich deutlich zeigen.

FORMEL 1


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Was für ein Tag für die Formel 1. Die Königsklasse des Motorsports zeigte in Spielberg ziemlich eindrucksvoll, welch aufregenden Sport sie bieten kann. Und gleich nach dem Rennen zeigte sie ebenso eindrucksvoll, wie schwer sie sich das Leben selbst macht. Erst dreieinhalb Stunden nach der Zielflagge war klar, dass der Sieger Max Verstappen heißt. Die Pokale waren schon ausgehändigt, der Champagner verspritzt, die Fans hatten die Strecke verlassen und die TV-Übertragungen waren längst beendet. Die Einhaltung der Regeln ist wichtig, aber die Analyse eines einzigen Überholmanövers darf nicht länger dauern als das Rennen selbst. Der Sport muss hier auch an seine Attraktivität für den Zuschauer denken.

SPRUCH DES WOCHENENDES
"Wenn solche Dinge nicht erlaubt sind, macht es keinen Sinn, Formel 1 zu fahren. Dann können wir alle zu Hause bleiben." (Max Verstappen über sein Manöver gegen Charles Leclerc, das ihm den Sieg brachte und anschließend stundenlang untersucht wurde.)

SID

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