Lewis Hamilton gewann das Rennen in Texas
© mspb / Jackie Weiss | Zoom

Formel 1 GP USA Gorys Rückschau Austin: Texas erobert die F1 im Sturm - Vettel, Hamilton, Alonso bilden historisches Podium

(Speed-Magazin/ Lukas Gorys)   So unterschiedlich werden die Formel 1 Rennergebnisse wahrgenommen: vor zwei Wochen im F1 Rennen in Abu Dhabi wurde Red Bull Sebastian Vettel für seinen dritten Platz nach der legendären Aufholjagd von ganz hinten bejubelt und freute sich selbst auf dem Podium wie ein Schneekönig. Im US-Premiere Formel 1  Grand Prix in Austin am vergangenen Wochenende war der zweite Platz für Vettel wie eine Niederlage, nachdem er von der Pole startete. Dabei hat Sebastian Vettel seinen Vorsprung auf Ferrari Fernando Alonso auf 13 WP Punkte ausgebaut. Aber jeder weiss, dass beim letzten Formel 1 Lauf 2012 in Sao Paulo (Brasilien) alles Mögliche passieren kann.

Damit hatten nur die wenigsten Formel 1 Insider gerechnet: der neue Circuit of the Americas südlich von Austin entpuppte sich vom ersten Trainingstag an als ein Hit. Die amerikanischen und mexikanischen F1 Fans kamen in Scharen und die Organisatoren agierten, als würden sie seit Jahren nichts anderes machen als F1-Rennen zu veranstalten.

Eine tolle Stimmung am Circuit of the Americas
Eine tolle Stimmung am Circuit of the Americas
© mspb / Jackie Weiss
Die Formel1 Gäste staunten von der Ankunft an: ein warmer Willkommensgruss am Austin Bergström International Flughafen, tolle Restaurants, Partyzonen in der Innenstadt. Im Gegensatz zu anderen neuen Formel 1 Austragungsorten ist der Funke zwischen dem Rennen der Königsklasse und der Stadt Austin von Beginn an übergesprungen. Dazu beigetragen hat zum Einen die aussergewöhnlich konzipierte Rennstrecke, die viele schon jetzt als eine der besten des ganzen F1 Kalenders von Bernie Ecclestone bezeichnen. Zum Anderen aber auch das –wenn auch kalte - Sonnenwetter. In der Gegend von Austin tragen die Cowboys ihre Lammfelljacken und die schweren Stiefel offensichtlich zu Recht.

Red Bull und Sebastian Vettel sahen das gesamte F1 Wochenende wie der sichere Sieger aus. Doch eine kleine Verzögerung bei der Überrundung von HRT Pilot Narain Karthikeyan reichte McLaren Lewis Hamilton, um den Deutschen auf den letzten Runden zu überholen und ihm den Sieg abzunehmen. Das Podium von Austin war dann auch etwas ganz Besonderes: seitdem Lewis Hamilton, Sebastian Vettel und Fernando Alonso zusammen in der Formel 1 fahren, ist bei den vergangenen 99 Rennen jeweils mindestens einer der drei auf dem Podium gestanden. Aber noch nie waren die drei gemeinsam auf dem Treppchen!

Zwei von ihnen waren in Austin Gewinner: Lewis Hamilton, der sich bei seinem vorletzten F1 Rennen für McLaren noch einmal von seiner besten Seite zeigte und Ferrari Alonso, der es geschafft hat, die WM-Entscheidung auf Sao Paulo in
Circuit of the Americas entpuppte sich als ein Hit
Circuit of the Americas entpuppte sich als ein Hit
© mspb / Lukas Gorys
Brasilien zu verschieben. Sebastian Vettel dagegen sah man den Ärger über den verpassten Sieg an. Der WM Leader hätte gerne mit dem Konstrukteurs-Titel für Red Bull auch gleich seinen Fahrertitel 2012 sichergestellt. Denn niemand weiss besser als Vettel, dass bei einem Finalrennen alles passieren kann.

Der GP der USA hatte jedoch auch eine ganze Reihe von Verlierern: allen voran Mercedes, die erneut ohne WM Punkte blieben. Was ist da bloss los… - Bei den Silberpfeilen ist offensichtlich die Luft raus! Überboten wird das Mercedes F1 Team nur noch von Sauber F1. Beim Schweizer Team ist seit einigen Rennen „der Wurm drin“. Sowohl Sergio Perez als auch Kamui Kobayashi wirken entmutigt. Perez ist mit seinen Gedanken offensichtlich schon längst bei McLaren und Kobayashi fürchtet um seine Formel 1 Zukunft. Perez Gönner und Sauber Sponsor Carlos Slim sagte in Austin in einem Interview für FOX, dass im kommenden Jahr Esteban Gutierrez den Sauber F1 Boliden fahren wird. Kobayashi, der offiziell noch immer nicht entlassen wurde, fühlt sich durch derartige Äusserungen wahrscheinlich verunsichert und entmutigt. Von dem japanischen Helden, der in Suzuka bei seinem Heim-GP den dritten Platz belegte, ist derzeit nicht viel zu sehen.

Was bleibt vom Comeback des Grand Prix USA in Austin? Die Erinnerung an eine beeindruckende Formel 1 Rennstrecke, an eine tolle Stimmung am Austragungsort, an ein Aufgebot amerikanischer Hollywood Schauspieler und VIPs, an eine faszinierende Mischung aus europäischem F1 Feeling mit texanischer Gastfreundschaft und amerikanischer Grösse, die den Eindruck erweckte, als sei dieses F1 Rennen schon lange ein Bestandteil des GP Kalenders von Formel 1 Boss Ecclestone.
Die drei Cowboys auf dem Siegespodest
Die drei Cowboys auf dem Siegespodest
© mspb / Jackie Weiss
Ausserdem war da noch eine ganze Anzahl alter Freunde, die es sich nicht nehmen liessen die Rückkehr des GP USA live mitzuerleben: Emerson Fittipaldi, Mario Andretti, Keke Rosberg, Jackie Stewart, die Indycar-Grössen Gil de Ferran, Dario Franchitti, Tony Kanaan. Auch Rubens Barrichello liess sich erstmals seit seinem Fusstritt von Williams wieder im Formel 1 Fahrerlager blicken.

Als Lewis Hamilton mit seinem Pirelli-Cowboyhut auf das Austin Podium sprang, war dies der perfekte Gruss an Texas. Die drei Cowboys auf dem Siegespodest versprühten wenigstens etwas texanische Folklore. Denn alles andere auf dem Circuit of the Americas war zum grössten Teil europäisch. Vielleicht hat gerade das den Texanern, denen man nachsagt die Bayern Amerikas zu sein, so gut gefallen (wie auch Conny Reimann schon bestätigte!). Wenn sie sich entscheiden in der kommenden Formel 1 Saison 2013 wiederzukommen, dann hat der US-Grand Prix vielleicht endlich seine Heimat gefunden.

Lukas Gorys

Amerika - Austin, TX: News & Ergebnisse