Das Podium in Shanghai: Hamilton, Bottas und Vettel
© Lukas Gorys | Zoom

Formel 1 Exclusiv - Lukas Gorys kommentiert den 1000. GP: Jubiläum der verpassten Gelegenheiten

(Speed-Magazin.de / Exclusiv für Speed-Magazin kommentiert Lukas Gorys direkt von der Rennstrecke in Shanghai den 1000. Grand Prix) Als die neuen Eigentümer der Formel 1 vor zwei Jahren genau hier in Shanghai anfingen, im Parcferme eine Zahl auf den Boden zu pinseln, wurde bald klar, dass sie den Countdown zum 1000. Rennen der Formel1 Weltmeisterschaft gestartet hatten. Zwei Jahre hatte man also Zeit, sich auf dieses Jubiläum vorzubereiten und sich zu überlegen, wie man diese runde Zahl gebührend feiern kann.

Wichtigste Frage war dabei natürlich zuallererst: wo wird denn das 1000. Rennen ausgetragen? Damit konnte man sich ab Herbst 2017 beschäftigen, als der Kalender für 2018 verabschiedet wurde und man damit wusste, dass das dritte Rennen der Saison 2019 die Ehre haben würde, als 1000. Rennen in die Geschichtsbücher einzugehen.

Es ist also durchaus kein Zufall gewesen, dass das 1000. Rennen in Shanghai veranstaltet wurde. Insofern muss man annehmen, dass die zwei Jahre andauernden Jubiläums-Vorbereitungen genau diese Eindrücke bringen sollten, die wir an diesem Wochenende erlebt haben.

Die 1. Kurve nach dem Start
Die 1. Kurve nach dem Start
© Lukas Gorys
Deshalb mal zusammengefasst, was aufgefallen ist: beim 1000. GP könnte man erwarten, dass alle noch lebenden F1-Weltmeister anwesend sind. Es fehlten: Jody Scheckter, Jacques Villeneuve (der normalerweise fürs TV arbeitet), Jackie Stewart (der für seinen Sponsor Rolex bei vielen Rennen VIP-Gäste im Fahrerlager betreut) Emerson Fittipaldi (der ebenfalls bei einigen Rennen pro Jahr anwesend ist), Nelson Piquet (der bei vielen Rennen die Karrieren seiner Söhne beobachtet), Mario Andretti (der mittlerweile seltener nach Europa kommt, aber doch immer wieder zumindest in Montreal oder Austin zu sehen ist), Alan Jones (der in Melbourne fürs TV arbeitet, manchmal aber auch als Fahrer-Steward für die FIA bei den GPs auftaucht). Niki Lauda ist krankheitsbedingt derzeit nicht in der Lage zu fliegen, sonst wäre er in seiner Funktion als Mercedes-Team Vorstand vor Ort gewesen, Michael Schumacher ist ebenso entschuldigt. Fernando Alonso jedoch ist gesund und hätte mit etwas Mühe sicherlich die Zeit gefunden, auch wenn er busy ist. Nico Rosberg und Damon Hill waren in Shanghai als TV Kommentator vor Ort. Ebenso Alain Prost in seiner Rolle als Renault-Berater. Jenson Button wäre auf Anfrage sicherlich in der Lage gewesen zu kommen, ebenso wie Nigel Mansell, Keke Rosberg und Mika Häkkinen (der oft bei den Rennen vor Ort ist). Aktiv sind die Weltmeister Vettel, Raikköenen und Hamilton. 19 Weltmeister leben also noch, Lauda und Schumacher sind die einzigen, die krankheitsbedingt nicht reisefähig waren. Bleiben 17 von denen 6 in Shanghai waren. Eine miese Quote.

Hamilton und Vettel nach dem GP China 2019
Hamilton und Vettel nach dem GP China 2019
© Lukas Gorys
Ehemalige GP Sieger gibt es auch einige. Auch hier hätte man einige nach Shanghai bringen können. Stirling Moss hat sich leider aus der Öffentlichkeit zurück gezogen, Coulthard war da, Massa war beim Formel E Rennen in Rom, Carlos Reutemann und Barrichello fehlten. Ebenso Gerhard Berger und Webber (die beide noch in Bahrain vor Ort waren) Montoya kann man einladen, genau wie Irvine, Fisichella, Frentzen oder Ralf Schumacher. Man muss die Anreise nur attraktiv machen und mit einem interessanten Programm locken.

Ein weiterer großer Abwesender war Bernie Ecclestone, ohne den es die Formel1 in der heutigen Form gar nicht gäbe. Eccelstone kommt zum nächsten Rennen nach Baku ...

Formel1 Rennen benötigen neben den Aktiven auch noch Rennwagen. Man hätte also beim 1000. Rennen vielleicht eine Ausstellung alter F1 Rennwagen erwartet, eine Parade mit drei bis fünf Wagen aus jedem Jahrzehnt oder einige Weltmeister-Autos.

In Shanghai fuhr alleine Damon Hill mit einem Lotus 49 seines Vaters zwei Mal auf dem Kurs. Dazu standen im Fahrerlager drei traurige Showcars: der Williams von 1993, ein Lotus von 2013 und ein Stewart, der ein umlackierter Caterham von 2014 war. Hinzu kam eine angekündigte Renault-Show. Gezeigt wurde ein relativ aktueller Renault, der von einem chinesischen Nachwuchsfahrer pilotiert wurde. Mit 1000. GP Feier hatte das recht wenig zu tun...

Hamilton überquert die Ziellinie als Erster
Hamilton überquert die Ziellinie als Erster
© Lukas Gorys
Im Fahrerlager stellte man einige sehr schöne Gemälde mit wichtigen Rennszenen aus. Zu sehen waren ein paar angebliche Original-Helme von Schumacher und Senna, ein paar Pokale ein paar sehr schöne Modelle von Rennwagen sowie ein paar Lenkräder. Erstaunlich auch die Auswahl einiger Overalls: Ein Jordan Overall von Alesi, ein Jaguar Anzug von Webber, ein Vettel-Red Bull Overall und ein Ferrari-Anzug von Raikköenen. Angeblich gehört das gesamte Material einem Sammler aus Hongkong, der für den Anlass sein Archiv geöffnet hatte.

Man spürte weder in dieser lieblosen Ausstellung im Paddock noch am gesamten Wochenende das Bestreben der Veranstalter und der F1-Eigentümer, dieses Jubiläum zu einem denkwürdigen Event zu machen. Schön wäre es z.B. gewesen, wenn jeder Teilnehmer eine spezielle Gedenk-Münze, einen Sticker, einen Pin, eine Kappe oder ein spezielles Eventposter bekommen hätte. Es wurden zwar spezielle Poster verteilt, aber nicht jeder erhielt eins.

In Erinnerung bleibt ein Satz von Chase Carey anläßlich einer Ehrung am Freitag: „Dieser Sport besitzt eine reiche Vergangenheit und steht vor einer tollen Zukunft in China.“ Von der Vergangenheit dieses Sports war beim GP China 2019 leider nur sehr wenig zu sehen. Wenn seine Zukunft in China liegt, wird sich die Formel1 in den kommenden Jahren stark verändern und von ihren derzeitigen Fans entfernen...

Lukas Gorys

China - Shanghai: News & Ergebnisse