Wer nicht kämpft, der hat schon verloren - So denkt Bernie Ecclestone
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Formel 1: Big Boss Bernie Ecclestone will den Kampf - sagt er während des F1 GP Indien

(Speed-Magazin.de)  Der seit einigen Jahren laufende Formel-1-Aktienverkaufs-Bestechungs-Prozess der deutschen Landesbank BayernLB in München gegen deren ehemaligen Risiko-Chef Gerhard Gribkowsky ging im Juni des Jahres mit einer Verurteilung zu achteinhalb Jahren Gefängnis gegen Gribkowsky zu Gunsten der BayernLB zu Ende. Nicht zu Ende ist allerdings die leidige Bestechungsaffäre, die nun mit einer Schadensersatzforderung gegenüber Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone in Höhe von rund 400 Millionen Doller weitergeht. Doch der kleine grosse britische Mann ist kampfeslustig und wird (natürlich!) nicht freiwillig zahlen - sagt Ecclestone selbst zur Sache während des laufenden F1 Grand Prix in Indien.

Wer nicht kämpft, der hat schon verloren. So denkt Bernie Ecclestone Zeit seines nunmehr fast 82jährigen Lebens. Und sicherlich war dieses Motto auch eine der Stärken in Ecclestones Geschäftsleben, das ihn letztendlich so mächtig machte wie er heute ist.

Beim Formel 1 Grand Prix in Indien hat er auf die Journalisten-Anfragen zu dem angemeldeten Schadensersatzanspruch von rund 400 Millionen Dollar der deutschen Landesbank BayernLB dann auch wie gewohnt mit Nonchalance geantwortet: "Sie haben bei unseren deutschen Anwälten angefragt ob sie 400 Millionen zurückhaben können. Darauf habe ich nicht reagiert...Das Ganze macht doch keinen Sinn, oder?" Und so wie man Bernie Ecclestone kennt, nämlich kämpferisch, erklärt er auf die Frage ob er es bis zu einer Gerichtsverhandlung kommen lassen will: "Aber ja, absolut."

Bernie sieht seine Rolle als Formel-1-Boss nicht gefährdet
Bernie sieht seine Rolle als Formel-1-Boss nicht gefährdet
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Dass Ecclestone den angeblichen Anspruch auf die rund 400 Millionen Dollar der deutschen Landesbank BayernLB ignoriert, mag für diejenigen, die den jahrelangen Prozess der BayernLB gegen ihren Risiko-Chef Gerhard Gribkowsky verfolgt haben, vielleicht unverständlich erscheinen. Ursprung war der F1 Aktien-Deal im Jahr 2006, in den Ecclestone verwickelt war. Die BayernLB ist nach Erkenntnissen aus dem Prozess gegen Gribkowsky bei dem Verkauf der Aktien an die CVC Capital Partners mit einem zu kleinen Verkaufspreis übers Ohr gehaut worden.

Dabei haben die Aussagen des ehemalige Risikochefs der BayernLB Gerhard Gribkowsky den Formel1-Boss Bernie Ecclestone erheblich belastet. Ecclestone soll über dessen Firma Bambino Holdings Gribkowsky mit 44 Millionen Dollar bestochen haben an die CVC unter Wert zu verkaufen. Nun will die BayernLB den ihr angeblich verlorenen Betrag zu der eigentlichen Verkaufssumme von über 1 Milliarde Dollar von Ecclestone zurückfordern - eben diese besagten rund 400 Millionen Dollar. Im Münchner Prozess, bei dem Gribkowsky mit achteinhalb Jahren Gefängnis wegen Annahme von Bestechungsgelder, Untreue und Steuerhinterziehung verurteilt wurde, kam heraus, dass die F1 Aktien auf die billige Tour verkauft wurden.

Ob er seine Rolle als Formel-1-Boss gefährdet sieht, wurde Bernie Ecclestone beim Grand Prix Indien gefragt: "Nein, natürlich nicht." Er sieht die Sache naturgemäss anders, sieht sich selbst als das Opfer in der Formel-1-Aktienverkaufs-Affäre. Gribkowsky hat Ecclestone angeblich mit der britischen Steuerbehörde gedroht, die er mit falschen Behauptungen auf ihn hetzen wollte. Nach wie vor hält Ecclestone daran fest, dass er Gribkowsky mit den 44 Millionen, die im Raum stehen, nicht bestochen hat.

Der BayernLB-Skandal gilt in Deutschland als der grösste Nachkriegs-Korruptionsprozess überhaupt. Die Spekulationen, dass sich die deutsche Justiz nun Bernie Ecclestone zur Verurteilung holt, sind spätestens seit der Verurteilung von Gribkowsky wieder neu genährt worden. Sicherlich ist die deutsche Staatsanwaltschaft -so gründlich wie sie nunmal ist- schon fleissig dabei die Anklage wegen Bestechung gegen Bernie Ecclestone zu fertigen. Denn neben den Schadensersatzforderungen der deutschen Landesbank BayernLB steht noch einer in den Startlöchern, der sich verlorenes Geld von Ecclestone wiederholen will. Dieter Hahn, ein weiteres ehemaliges Vorstandsmitglied, behauptet dass durch die falsche Valuierung der Formel-1-Aktion von unter einer Milliarde Dollar seine Firma Constantin Medien eine riesige Summe in dreistelliger Millionenhöhe verloren hat.

BayernLB hat einen guten Preis für die F1 Aktien bekommen...

Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone ist nicht dieser Meinung. Im Gegenteil, er meint er hat der BayernLB einen sehr guten Preis für ihre Aktien vermitteln können. "Sie werden mich verklagen, ja. Und wenn sie gewinnen, dann werden sie bezahlt. Wenn sie verlieren, dann kostet es sie eine ganze Menge Geld," sagt Ecclestone, der die weitere Frage der Journalisten in Bezug auf eine aussergerichtliche Einigung verneint. "Ein Grossteil von solchen Angelegenheiten werden aussergerichtlich geregelt, weil man sich viel Ärger ersparen will. Der wirkliche Grund warum ich Gribkowsky das Geld gegeben habe war das Problem um den Aktienverkauf zu stoppen, das möglicherweise Jahre gedauert hätte und alles nur verschlimmert hätte."

Ecclestone bleibt auf Kampfkurs, denn er sieht die Formel 1 Aktienaffäre nicht als eine solche. "Da gibt es nichts, was ich mir vorwerfe. Ich werde mit all dem Unsinn behelligt, obwohl ich nur die Aktien für die Bank verkauft habe, die sie selbst aus welchen Gründen auch immer nicht verkauft bekamen. Die hatten sechs Interessenten dafür, aber keiner hat einen Finger gerührt und gekauft. Ich habe denen aus der Patsche geholfen und damit viel Ärger erspart und nun habe ich selbst den Ärger. So ist das Leben manchmal."

Ich möchte mich nicht über deutsche Gefängnisse beschweren...

Bernie Ecclestone

Es wird für Bernie Ecclestone sicherlich nicht einfach werden seine Version glaubhaft der Justiz darzulegen und die Korruptionsvorwürfe zu überleben, meint auch ein Formel-1-Experte. Doch Ecclestone schiebt das alles mit seiner typischen Nonchalance beiseite. "Ich bin nun seit über drei Jahren unter dieser Wolke. Dieter [Hahn] verklagte mich bereits vor zwei Jahren, und ich warte bis heute noch auf den Prozess. Wenn es in England vor Gericht geht, dann wird es möglicherweise anders ausgehen. Aber so oder so gibt es nichts was mich davon abhält die Formel 1 laufen zu lassen."

Eine Frage zum Thema deutsche Gefängnisse beantwortete Bernie Ecclestone ohne eine Miene zu verziehen: "Ich hoffe nicht dass es soweit kommt. Ich möchte mich nicht über die deutschen Gefängnisse beschweren, aber ich ziehe es vor in keinem zu landen, egal wo, um ehrlich zu sein."

SvW

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