1954 Carrera Panamericana Linge,Herrmann,von Hanstein,Juhan
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WEC LMP1 Mexico Stadt: Porsche Motorsport in Mexiko – Inspiration seit über 60 Jahren

(Speed-Magazin.de / FIA WEC Mexico 2016) Debüt in Mittelamerika: Die FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft startet 2016 erstmals in Mexiko-Stadt. Wenn Porsche mit dem 919 Hybrid am 1.-3. September zum fünften WM-Lauf antritt, ist das auch eine Rückkehr. 1954 erwies sich der Klassensieg beim berühmten Straßenrennen Carrera Panamericana als wegweisend für das Unternehmen. In den späten 50er Jahren bis in die frühen 70er Jahre feierten die mexikanischen Brüder Ricardo beziehungsweise Pedro Rodríguez Erfolge mit Porsche. Bis in die 90er Jahre startete der Porsche 962 C auf dem Autodromo Hermanos Rodríguez.

Carrera Panamericana:
Erschöpft bringt Hans Herrmann den Porsche 550 Spyder im November 1954 ins Ziel der Carrera Panamericana. Der Deutsche hat Mexiko von Süd nach Nord durchmessen. 3077 Kilometer liegen hinter ihm und dem wendigen Mittelmotorwagen. Sein Klassensieg in der Kategorie bis 1,5 Liter Hubraum beim sechsten Lauf zur damaligen Sportwagen-Weltmeisterschaft gilt als der Durchbruch für die Marke Porsche auf dem amerikanischen Kontinent. Nur 36 Sekunden hinter ihm kommt Jaroslav Juhan mit dem Schwesterauto ins Ziel. Der Deutsche und der in Prag geborene Guatemalteke hatten sich ein tagelanges Duell geliefert, im Gesamtklassement belegen sie die Plätze drei und vier. Ferry Porsches Idee, Name und Qualität der Marke durch Rennsporterfolge berühmt zu machen, geht auch transatlantisch auf.

Dabei war die Teilnahme an der Carrera Panamericana ein besonderes Wagnis. Dieses Straßenrennen brauchte nur fünf Austragungen (1950 bis 1954), um zur Motorsportlegende und aufgrund seiner Gefahren wieder verboten zu werden. Ab 1952 war Porsche bei dem monströsen Ritt dabei. Die Inspiration dieser Einsätze in Mexiko trägt bis heute: Ferry Porsche versah alle mit dem siegreichen Viernockenwellenmotor ausgestatteten Sportwagen mit dem Beinamen „Carrera“ (spanisch für „Rennen“). Die Carrera Panamericana inspirierte Porsche auch bei der Namensgebung für den viertürigen Gran Turismo Panamera, der seit 2009 vom Band rollt.

Die Brüder Rodríguez:
Unvergessen sind Mut und Schnelligkeit der Brüder Ricardo und Pedro Rodríguez. Als die beiden jungen Mexikaner die Szene betreten, schlägt der Respekt rasch in Ehrfurcht um. Ricardo Rodríguez fährt ab 1957 erfolgreich Rennen in Mittel-, Süd- und Nordamerika mit dem Porsche 550 A Spyder und dem 718 RSK. Als einer der jüngsten Starter steigt er 1961 in die Automobil-Weltmeisterschaft (damalige Bezeichnung der Formel 1) ein. Am 1. November 1962, erst 20 Jahre alt, verunglückt er allerdings im Training zum Großen Preis von Mexiko in einem Lotus tödlich.

Auch seinem Bruder Pedro lässt das Schicksal nicht viel Zeit. Er gewinnt insgesamt 15 Sportwagenrennen. Darunter 1970 und 1971 das 24-Stunden-Rennen von Daytona auf einem Porsche 917 KH im Team von John Wyer mit der berühmten Gulf-Lackierung. 1970 wird er mit dem 917 Sportwagen-Weltmeister für Porsche. Im Mai 1971 erreicht er mit Partner Jackie Oliver auf dem Weg zum Sieg beim 1000-Kilometerrennen von Spa-Francorchamps (BE) mit einem Porsche 917 KH eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 249 km/h. Dieses Rennen ist bis heute das schnellste je gefahrene Sportwagenrennen. Nur eine Woche ehe er am 11. Juli 1971 mit einem Ferrari auf dem Norisring in Deutschland verunglückt, gewinnt er das 1000-Kilometer-Rennen von Zeltweg (AT), wobei er 960 Kilometer der Distanz selbst am Steuer des 917 sitzt. Die Brüder erlangen in ihrer Heimat Nationalhelden-Status.

Porsche 962 C in Mexiko:
1989 beschließt die FIA, die Distanz bei allen Sportwagen-WM-Läufen mit Ausnahme von Le Mans zu verkürzen. Jetzt gibt es in der Gruppe C 480-Kilometer-Rennen, darunter auch eines in Mexiko-Stadt. Der erfolgreiche Porsche 962 C ist mittlerweile in der Hand von Kundenteams. 1989 bzw. 1990 fahren Piloten wie Thomas Lopez, Jonathan Palmer, Bernd Schneider, Hans-Joachim Stuck und Bob Wollek auf dem seit 1979 nach den Brüdern Rodríguez benannten „Autódromo Hermanos Rodríguez“. Stuck erinnert sich: „Es war natürlich noch die alte Strecke, aber das Publikum war begeistert und sehr Sportwagen-affin. Es ist eine super Entscheidung, dorthin zurückzukehren. Das Sechsstundenrennen mit Prototypen wie dem Porsche 919 Hybrid ist da genau richtig.“

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