Der neue Toyota TS030 rollt auf Pneus von Michelin
© Michelin | Zoom

24h Le Mans: Rückblick - Michelin auch bei den ersten 24 Stunden von Le Mans erfolgreich

(Speed Magazin) Exakt 89 Jahre sind vergangen, seit in Le Mans das erste 24-Stunden-Rennen über die Bühne ging. Am 26. Mai 1923 nahmen 33 Teilnehmer mit röhrenden Autos den „Grand Prix d’Endurance de 24 Heures – Coupe Rudge-Whitworth“ trotz eines heftigen Hagelsturms in Angriff. 18 verschiedene Marken stellten sich der neuen Herausforderung des veranstaltenden „Automobile Club de l’Ouest de la France“. Auch bei der Premierenausgabe des Langstreckenklassikers stattete Michelin den Sieger mit innovativer Reifen-Technologie aus.

Seinerzeit bestand die „Boxengasse“ noch aus einem langen Tresen, an den sich Team-Mitglieder und Mechaniker lehnten, während sie

Mai 1923 stattete Michelin den Sieger mit ReifenTechnologie aus
Mai 1923 stattete Michelin den Sieger mit ReifenTechnologie aus
© Michelin
auf die teilnehmenden Autos warteten. Und das konnte dauern: Reparaturen waren nur alle 20 Runden erlaubt – und jede einzelne davon maß seinerzeit 17,262 Kilometer. Die Strecke selbst wurde von Acetylen-Lampen und Armee-Scheinwerfern ausgeleuchtet.

Chenard & Walcker – ein zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchaus bekannter Automobilhersteller aus dem bei Paris gelegenen Asnières – brachte gleich drei Autos an den Start, darunter zwei sogenannte Sport-Modelle mit einem gut 90 PS starken 3,0-Liter-Motor. Den Rennwagen mit der Startnummer 9 teilten sich André Lagache und René Léonard, zwei Ingenieure und Testfahrer von Ernest Chenard und Henry Walcker. Besonderheit aller drei Werksautos: Sie rollten auf modernen Gürtelreifen von Michelin, die eine Karkasse aus parallel geflochtenen Textilfasern besaßen – und in ihren Dimensionen fast den hochmodernen Vorderreifen des 2012er Nissan-DeltaWing ähnelten. Zudem hatten die Spezialisten bereits 1919 Ruß als Bestandteil der Laufflächenmischung eingeführt, wodurch sich die Laufleistung der Pneus verfünffachte. Es war eben eine Zeit der ganz großen Innovationen, wie Michelin auch im September 1923 bewies: Da stellte das Unternehmen aus Clermont-Ferrand auf dem Automobilsalon von Paris den sogenannten „Komfort“-Reifen vor, der mit vergleichsweise niedrigem Luftdruck von bis zu 2,5 bar wichtige Federungsaufgaben übernehmen konnte und das Fahren damit wesentlich angenehmer machte …

89 Jahre sind vergangen seit Le Mans das erste 24h-Rennen hatte
89 Jahre sind vergangen seit Le Mans das erste 24h-Rennen hatte
© Michelin
Doch zurück nach Le Mans: Dort wurde das erste 24-Stunden-Rennen von permanentem Regen in eine anstrengende Schlammschlacht verwandelt, denn die unbefestigten Wege lösten sich schnell auf, tiefe Furchen und Längsrillen erschwerten das Fahren enorm. Die Rennwagen gingen in der Reihenfolge ihrer Startnummern auf die Strecke, doch Chenard & Walcker übernahm schnell die Führung. Viele Teilnehmer haderten speziell bei Nacht mit den widrigen Sichtbedingungen.

Nach 24 langen Stunden überquerte am Sonntag um 16.00 Uhr die Nummer 9 die Ziellinie als Sieger – nach 128 gefahrenen Runden, was einer Distanz von 2.209,536 Kilometern (!) bei einer beachtlichen Durchschnittsgeschwindigkeit von 92 km/h entsprach. Platz zwei verloren die Bentley-Boys Frank Clement und John Duff in den frühen Morgenstunden, als sie im Bereich Mulsanne von der Strecke rutschten und wenig später ohne Benzin ausrollten. Dadurch rückten Raoul Bachmann und Christian d’Auvergne im Chenard & Walcker mit der Startnummer 10 auf den Ehrenplatz vor. Ihnen fehlten vier Runden auf ihre siegreichen Markenkollegen.

Michelin / J Patric