Paffett geht in Misano baden, Statistik spricht gegen den Briten
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DTM: Spitzenreiter die Resta droht Strafe am Ring

(Speed-Magazin.de) An der adriatischen Riviera ist Gary Paffett baden gegangen. Mit 28 Punkten Vorsprung auf Paul Di Resta reiste der Brite zum Misano World Circuit Marco Simoncelli. Mit neun Punkten Rückstand auf seinen Markenkollegen verließ der 37-Jährige den Badeort wieder. Der König ist tot, lang lebe der König. Ausgerechnet die Mercedes-AMG-Kollegen Edoardo Mortara und Daniel Juncadella schubsten den Meister von 2005 von der Spitze der Fahrerwertung. Während Paffett einen Salto Nullo auf der Strecke in der Provinz Rimini hinlegte, zog der Schotte dank Pole-Position und Sieg am Samstag und Platz acht am Sonntag an ihm vorbei.

„Unser Ziel war es, Punkte zu holen, aber wir haben unsere Chancen selbst über Bord geworfen“, sagte Paffett nach den Nachtrennen frustriert. Die Wetterkapriolen sorgten für Chaos und unfreiwillige Kollisionen. Das Wochenende stand für den Routinier unter keinem guten Stern. Paffett startete am Samstag als Vierter, schob sich mit einem Raketenstart auf Platz zwei an Di Resta heran – doch wenig später kam es zu einem folgenschweren Kontakt. Paffett verbremste sich, kam von der Strecke ab, lenkte beim Zurückkehren direkt in den Kollegen hinein und schied aus. Mortara hatte wenig Schuld. Dennoch konnte er sein schlechtes Gewissen nicht verbergen. „Sowas passiert. Man sollte da auch keinen Schuldigen finden, sondern das Ganze in Ruhe diskutieren", sagte Paffett.

JUNCADELLA NAHM DIE KOLLISION AUF SEINE KAPPE

Paffett stand in Misano Rede und Antwort
Paffett stand in Misano Rede und Antwort
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Somit war Di Resta bereits bis auf einen Punkt herangerückt. „Ich glaube nicht, dass wir am Samstag viel falsch gemacht haben", sagte Paffett noch vor dem zweiten Rennstart. Im verregneten Qualifying wurde er Achter, di Resta gar nur Zehnter. Paffett gehörte zu den zahlreichen Piloten, die früh im Rennen wieder auf Slicks wechselten. Kurz danach setzte der Regen erbarmungslos ein. Nach dem zweiten Reifenwechsel kollidierte er mit Daniel Juncadella. Es folgte die erneute Entschuldigung eines Teamkollegen: „Das ging ganz klar auf meine Kappe.“ Paffett kam nur als 14. ins Ziel, während Di Resta noch Achter wurde und damit die Tabellenführung übernahm. „Alles in allem zählt, dass ich sechs Rennen vor Saisonende die Führung in der Meisterschaft übernommen habe“, sagte Di Resta.

Mehr noch als die Kollisionen ärgerte Paffett die Panne beim Boxenstopp am Sonntag. Pascal Wehrlein und der Brite kamen in die Box. Dabei übersahen die Mechaniker im Regenchaos, dass Paffett im letzten Sektor der achten Runde an seinem Teamkollegen vorbeikam. Bis sie erkannt hatten, dass man die Reifen vom jeweils anderen aufgezogen hatte, verging wertvolle Zeit. Paffett brauchte von der Ein- bis zur Ausfahrt 80,938 Sekunden. Bei Wehrlein waren es sogar 94,678 Sekunden. Den schnellsten Pflichtstopp absolvierte der viertplatzierte Audi-Pilot Robin Frijns in 59,185 Sekunden. „Die Bedingungen waren schwierig, aber wir haben heute als Team viele falsche Entscheidungen getroffen. Das ist uns teuer zu stehen gekommen“, sagte Paffett. Es zeichnet sich nun vor den Rennen am Nürburgring (7.–9. September) ein ähnlich spannendes und knappes Titelrennen wie 2010 ab, als Di Resta im letzten Rennen in Shanghai mit Platz zwei hinter Paffett den Fahrertitel an sich riss.

TRIFFT DAS SCHICKSAL ERNEUT DEN HALBZEITMEISTER PAFFETT?

Italien war kein gutes Pflaster für den Briten
Italien war kein gutes Pflaster für den Briten
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Wird Paffett, wie DTM.com bereits zur Saison-Halbzeit analysierte, erneut das Opfer der Statistik? Seitdem es das aktuelle Punkteschema gibt, gewannen fünf der sechs zur Halbzeit führenden Piloten auch den Titel. 2012 gab es die berühmte Ausnahme. Der Leidtragende war Paffett. Bruno Spengler fing ihn damals mit einer rasanten Aufholjagd in der zweiten Saisonhälfte noch ab. Es gibt aber auch Hoffnung für den ältesten Fahrer des DTM-Feldes. Denn Di Resta muss bei den Rennen auf dem legendären Kurs in der Eifel aufpassen. In Misano kassierte der neue Tabellenerste seine zweite Verwarnung. Bei der dritten Verwarnung würde er um drei Plätze in der Startaufstellung zurückversetzt. Das könnte Paffett für den Überholvorgang im Gesamtklassement nutzen.

DTM / AH